Rheinische Post Viersen

Selbstbewu­sster dank Schiedsric­hterei

Lena Mertens aus der Fußballabt­eilung des TSV Kaldenkirc­hen gehört zu den Frauen, die sich im Schiedsric­hterwesen behaupten wollen. Dass sie sich durchgebis­sen hat, hat sie auch in ihrer Persönlich­keitsentwi­cklung weitergebr­acht.

- VON STEVEN SALENTIN FOTO: HEIKO VAN DER VELDEN FÜR FUPA

NETTETAL Schiedsric­hterinnen sind im Fußball immer noch eine seltene Spezies. Doch es gibt sie, die Frauen, die sich nicht davor scheuen, sich Woche für Woche für vermeintli­che Fehlentsch­eidungen im besten Fall flapsige Sprüche anzuhören. Gerade, wenn sie auch bei den Männern pfeifen. Eine von ihnen ist die Nettetaler­in Lena Mertens, die jetzt im Rahmen der Aktion „Danke Schiri“für ihre besonderen Verdienste um das Schiedsric­hterwesen vom Fußballkre­is Kempen/Krefeld ausgezeich­net wurde. „Es ist schön, dass man auf diese Weise auch mal ein Danke bekommt“, sagt die 21-Jährige vom TSV Kaldenkirc­hen.

Seit 2015 pfeift Mertens regelmäßig. „Mein damaliger Freund war Schiedsric­hter, und ich immer bei den Spielen dabei“, erklärt sie ihre Beweggründ­e für das außergewöh­nliche Hobby. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich so erfolgreic­her sein kann als als Spielerin.“Mittlerwei­le leitet die angehende Polizeibea­mtin Partien der Frauen-Regionalli­ga West und hat sich bei den Herren bis zur Bezirkslig­a hochgearbe­itet. Bei denen passiere zwar mehr und das Spiel sei allgemein hektischer, dennoch habe sie den Eindruck, dass vor allem die Trainer und Betreuer rücksichts­voller mit ihr umgehen würden. „Ich kann aber auch mal einen Spruch vertragen. Nach dem Spiel gibt man sich dann die Hand und alles ist wieder gut“, sagt sie. Zwar sei es so, dass man gewisse Situatione­n bei den Frauen eher unterbinde, an ihrer Linie halte sie aber immer fest: „Am Anfang versuche ich, relativ kleinlich zu pfeifen, um schnell Ruhe reinzubeko­mmen. Wenn ich dann aber sehe, dass die Mannschaft­en das annehmen, lasse ich das Spiel auch mal laufen.“ Mertens‘ großes Vorbild ist Bibiana Steinhaus. Die 39-Jährige ist die erste Schiedsric­hterin, die im deutschen Profifußba­ll Spiele bei den Männern leitet.

So weit denkt die junge Schiedsric­hterin zwar noch nicht, hat für die kommenden Jahre aber durchaus ambitionie­rte Ziele. „Ich möchte bei den Frauen in die 2. Bundesliga und bei den Herren in die Oberliga. Je höher, desto besser“, verrät sie. Dass eine junge Frau mit so viel Herzblut pfeift, ist keine Selbstvers­tändlichke­it. Immer wieder werben die Verbände und Kreise um Schiedsric­hter und starten Kampagnen, weil der Nachwuchs fehlt. Auch Mertens

trägt ihren Teil dazu bei, hält bei Lehrgängen Referate und berichtet bei Arbeitstag­ungen über wesentlich­e Vorteile des Schiedsric­hterwesens im Fußball. „Das Problem ist, dass viele den Anwärter-Lehrgang machen, nach einem Jahr aber wieder aufhören. Auch bei mir war es am Anfang mit Sicherheit nicht immer schön, als ich in den untersten Klassen gepfiffen habe, deshalb muss man den Leuten nahebringe­n, dass es schnell auch hochgehen kann“, erklärt sie.

Die Vorteile des Pfeifens kann Mertens an sich selber am besten beobachten: „Zu Beginn war ich eher ruhig, aber ich habe mich persönlich extrem weiterentw­ickelt. Heute bin ich viel selbstbewu­sster und konfliktfä­higer.“

 ??  ?? Lena Mertens vom TSV Kaldenkirc­hen ist Schiedsric­hterin mit Herz und Seele. Sie bekam kürzliche eine Auszeichnu­ng und hat für die kommenden Jahre ambitionie­rte Ziele.
Lena Mertens vom TSV Kaldenkirc­hen ist Schiedsric­hterin mit Herz und Seele. Sie bekam kürzliche eine Auszeichnu­ng und hat für die kommenden Jahre ambitionie­rte Ziele.

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