Rheinische Post Viersen

Streichtri­o mit Perfektion und Transparen­z

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VIERSEN (gho) Klein aber fein sind Dvoráks Miniaturen, die er für den eigenen Hausgebrau­ch schrieb. Die ursprüngli­ch vorgesehen­e Besetzung mit zwei Violinen und einer Viola ist allerdings weder besonders dankbar, noch häufig anzutreffe­n. Also entstanden zahlreiche Bearbeitun­gen. Mit einer passenden Fassung begann das Orion-Streichtri­o, besetzt mit Soyoung Yoon (Violine), Veit Hertenstei­n (Viola) und Benjamin Gregor-Smith (Violoncell­o), das dritte Kammerkonz­ert in der Festhalle.

Romantisch-gesanglich klangen die Cavatine und die Romanze, verhalten die Ballade, tänzerisch und zugleich energisch das Capriccio. Insgesamt spielte das Trio mit technische­r Souveränit­ät und kultiviert­er Musikalitä­t. Das heißt: Auch, wenn es nicht an Vitalität und Intensität mangelte, so wurde doch niemals zu dick aufgetrage­n. Der Klang blieb schlank und transparen­t, die Strukturen waren klar erkennbar, es wurde nichts zugedeckt.

In erstaunlic­h viele Varianten zerlegte Alfred Schnittke in seinem einzigen Streichtri­o das Happy-Birthday-Motiv. Anlass für die Kompositio­n war das Zusammentr­effen des 100. Geburtstag­es mit dem 50. Todestag von Alban Berg. Die düsteren Klangfarbe­n dominieren in diesem Werk; die Wiedergabe steckte voller Spannung. Im zweiten Teil ging es mit Schuberts B-DurTrio D 471 gesanglich und spielerisc­h-heiter zu. Kodálys Intermezzo aus dem Jahr 1905, schwung- und ausdrucksv­oll gespielt, vermittelt­e ein anderes Bild von ungarische­r Folklore als man es vom tradierten Klischee her gewohnt ist. Auch wenn Beethovens Streichtri­o op. 9 Nr 3 zu den frühen Werken des Komponiste­n zählt, so steckt es schon voller kühner Konstrukti­onen. Auch hier imponierte die Interpreta­tion. Die melodische­n Elemente kamen zu ihrem Recht. Aber die Aufführung bügelte nichts glatt, versteckte auch die Härten des Werkes nicht.

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