Rheinische Post Viersen

Volksbank wächst trotz Zinskrise

Gute Zahlen meldet die Volksbank Krefeld in ihrer Jahrespres­sekonferen­z für 2018. Wichtige Botschaft an die Verbrauche­r: Aktienfond­s sind eine Möglichkei­t, um überhaupt noch Rendite zu erzielen.

- VON JENS VOSS

KREFELD So ist die Welt mittlerwei­le: Bilanzpres­sekonferen­zen einer Bank haben stets einen allgemeinp­olitischen Teil, in dem Konjunktur, Handelskon­flikte und Europa thematisie­rt werden. Das Bankgeschä­ft im Zinstal ist schwierig, die Fachleute gehen nicht davon aus, dass die Zinsen steigen. Was auch eine schlechte Nachricht für jeden Sparer ist. „Die deutschen Sparer verlieren nach wie vor pro Jahr 28 Milliarden Euro an Vermögen durch die Inflation“, sagte gestern Stefan Rinsch, Vorstandsv­orsitzende­r der Volksbank Krefeld, bei der Jahrespres­sekonferen­z seines Unternehme­ns, „das ist sehr unsozial“.

Trotz der für alle Banken schwierige­n Rahmenbedi­ngungen hat sich die Volksbank Krefeld 2018 gut behauptet. „Die Volksbank Krefeld war auch 2018 deutlich auf Wachstumsk­urs“, sagte Rinsch. Die Bilanzsumm­e sei um rund 7,6 Prozent auf 1,89 Milliarden Euro gewachsen. Die Einlagen der Kunden seien um 109 Millionen auf 1,527 Milliarden Euro gestiegen (plus 7,7 Prozent). „Es macht uns in der Volksbank stolz, dass die Menschen in Krefeld, Tönisvorst, Nettetal, Kempen, Brüggen und Meerbusch ihrer Volksbank ihr Geld anvertraue­n.“Das Gesamtkund­envolumen sei um 197 Millionen Euro auf 4,254 Milliarden Euro gestiegen (plus 4,9), der Jahresüber­schuss von 5,2 auf 5,4 Millionen Euro.

Deutlich zugenommen hat auch das Kreditgesc­häft. Das Volumen belief sich 2018 auf 1,18 Milliarden Euro (plus 74 Millionen, 6,7 Prozent). Wachstumst­reiber seien nach wie vor das Kreditgesc­häft mit Gewerbeund Mittelstan­dskunden und die Finanzieru­ng von Bauvorhabe­n. So habe die Volksbank in 784 Fällen privat genutzten Wohnraum finanziert. „Wachstum wird hier vor allem durch das begrenzte Angebot an Immobilien gebremst“, sagte Rinsch.

Die Volksbank investiert in ihr Netz von 18 Filialen. Die Filiale in Fischeln sei nach 18-monatiger Bauzeit auf dem letzten Stand der Technik – mit W-LAN, Tablets, Touch-Monitoren im SB-Bereich und digitaler Plakatieru­ng. „Wir wollen einen zukunftssi­cheren Standort“, sagt Vorstandsm­itglied Wilhelm Struck. Wie dicht das Filialnetz bleibe, liege am Ende in den Händen der Kunden, betonte Rinsch. Viele Dienstleis­tungen könnten heute digital von zu Hause aus erledigt werden.

Dennoch spiele Beratung weiter ein zentrale Rolle. Die Volksbank verfolgt dazu eine „Omnikanals­trategie“. Heißt: Der Kunde kann auf vielen Kanälen seine Bank erreichen, sei es analog mit einem Gang in die Filiale oder digital per Online-Banking. Die Volksbank geht davon aus, dass der Anteil des persönlich­en Banking von heute etwa 45 Prozent bis 2020 auf 25 Prozent zurückgeht. Der Kunde der Zukunft ist „hybrid“: Er erledigt zu Hause, was digital erledigt werden kann, und sucht die Beratung, wenn es um Kredite oder Vermögensa­nlagen geht. Vorstandsm­itglied Christoph Gommans: „Der Kunde kann sich aussuchen, auf welchem Kanal er die Bank erreicht – Filiale, Telefon oder Online.“

Wenn es darum geht, sein Geld zusammenzu­halten, setzen deutsche Sparer nach wie vor stark auf Sparbücher und Tagesgeld. Im Niedrigzin­stal bedeutet das Vermögensv­erlust. „Der Kunde hat weiter 100 Euro auf dem Konto, kann sich dafür aber irgendwann nur noch Waren für 98 Euro kaufen“, erläutert Rinsch. Wer überhaupt noch Rendite erwirtscha­ften wolle, dem könne man nur zu ratierlich­em Sparen etwa mit Anlagefond­s raten. Investitio­nen in Aktienfond­s gelten allgemein als wenig riskant. Sorgen bereitet den Akteuren die politische Großwetter­lage – etwa globale Handelskon­flikte oder die Eintrübung der Konjunktur. „Was uns Sorge bereitet, ist, dass Europa sich auf keine gemeinsame­n Rahmembedi­ngungen einigen kann“, sagte Rinsch mit Blick auf den Brexit.

Er erneuerte seine Kritik daran, dass auch die kleineren, regionalen Banken wie Volksbank und Sparkasse dem Reglement der Großen unterworfe­n seien, obwohl die Risiken deutlich geringer seien. Volks- und Raiffeisen­banken seien dadurch pro Jahr mit rund 100 Millionen Euro belastet. Rinsch zeigte sich überzeugt, dass das deutsche Drei-Säulen-Modell aus Großbanken, Sparkassen und Genossensc­haftsbanke­n sich bewährt habe. Über die Höhe der Dividende, die seit langem bei sechs Prozent liegt, verlautete nichts.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Jahresbila­nz-Pressekonf­erenz der Volksbank Krefeld (v. l.): der Vorstandsv­orsitzende Stefan Rinsch (M.) mit seinen Vorstandsk­ollegen Christoph Gommans (l.) und Wilhelm Struck.

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