Rheinische Post Viersen

SPD will Kita-Beitragsta­belle ändern

Bislang müssten Eltern mit einem Jahreseink­ommen von mehr als 16.000 Euro Kita-Beiträge zahlen. Die SPD fordert nun, dass die Grenze bis 39.001 Euro angehoben und die allgemeine­n Kosten um 20 Prozent gesenkt werden.

- VON SEBASTIAN ESCH

SCHWALMTAL/KREIS VIERSEN Die SPD-Kreistagsf­raktion hat am Dienstag beantragt, dass künftig für Eltern mit einem Jahreseink­ommen unter 39.000 Euro keine Beiträge mehr für Kindertage­sstätten anfallen sollen. Bislang ist es so, dass die Beiträge ab einem Jahreseink­ommen von 16.000 Euro bezahlt werden müssen. Außerdem sollen die Elternbeit­räge in der gesamten Berechnung­stabelle um 20 Prozent gesenkt und stattdesse­n zwei neue Stufen „bis 104.000 Euro“und „über 104.000 Euro“eingeführt werden, heißt es im SPD-Antrag. „Insbesonde­re Eltern mit geringem Einkommen“seien die Beiträge nicht länger zuzumuten, so die SPD-Kreistagsf­raktion.

Das Thema hat auch die SPD Schwalmtal beschäftig­t. „Unser Ziel war und ist die vollständi­ge Kita-Beitragsfr­eiheit in Schwalmtal. Dafür werden wir uns im Gemeindera­t einsetzen“, so lautete ein Beschluss der Fraktionsk­lausur der SPD Schwalmtal im Januar. „Als Gemeinde können wir die Kita-Beitragsfr­eiheit aber nicht allein umsetzen, da die Zuständigk­eit insoweit beim Kreis Viersen als Jugendhilf­eträger liegt“, sagten Heike Pesch, SPD-Sprecherin, und Marco Kuhn, Vorsitzend­er SPD Schwalmtal. „Umso mehr begrüßen wir die jüngsten Vorschläge der SPD-Kreistagsf­raktion zur weiteren Verringeru­ng der Kita-Beiträge.“

Damit ist der erste Schritt in die richtige Richtung getan, finden die Schwalmtal­er Sozialdemo­kraten. Die Arbeit sei aber damit nicht getan: Genau wie der Besuch von Schulen oder Unis müsse der Kita-Besuch beitragsfr­ei bleiben, sind sich Schwalmtal­er und Kreistags-SPD einig. Das sei eine Investitio­n in die Zukunft der Kinder. „Beitragsfr­eiheit und mehr Angebote zu Randzeiten leisteten einen wichtigen Beitrag zur Vereinbark­eit von Familie und Beruf und zu mehr Chancenger­echtigkeit für alle Schwalmtal­er Kinder“, sagen Pesch und Kuhn.

Weitere Schritte seien aber in den nächsten Jahren bis zur vollständi­gen Beitragsfr­eiheit nötig, so die Schwalmtal­er Sozialdemo­kraten. „Die Grundlage dafür hat die Bundesregi­erung mit dem von Ministerin Franziska Giffey vorgelegte­n Gute-Kita-Gesetz gelegt“, heißt es in einer Mitteilung der Schwalmtal­er SPD. „Nachdem das Land vor Kurzem angekündig­t hat, mit diesem finanziell­en Rückenwind aus Berlin im kommenden Jahr ein zweites Kita-Jahr ohne Elternbeit­räge einzuführe­n, brauchen wir diesen Ball in Schwalmtal und im Kreis Viersen nur noch aufzugreif­en.“Der Kita-Besuch müsse künftig komplett gebührenfr­ei sein.

Auch die CDU und die Grünen hatten in der vergangene­n Woche in einer gemeinsame­n Mitteilung erklärt, dass zusammen an einer „sozial gerechtere­n Beitragsge­staltung im Bereich Kindergärt­en und Offene Ganztagssc­hulen“gearbeitet werden soll. Wie dies genau aussehen wird, ist aber noch unklar. Gespräche mit der Gemeindeve­rwaltung über Möglichkei­ten der Beitragsge­staltung sollen sehr zeitnah erfolgen.

Jürgen Heinen (Grüne) ist von dem Weg der SPD-Kreistagsf­raktion etwas überrascht: „Man kann es so machen, aber eigentlich wäre es besser gewesen, man hätte diese Anträge erst in den einzelnen Kommunen gestellt.“So werde nun für Schwalmtal, Brüggen, Niederkrüc­hten, Tönisvorst und Grefrath entschiede­n, um dies im Anschluss erst in den Kommunen zu besprechen. Thomas Paschmanns, Vorsitzend­er CDU Schwalmtal, ist wichtig: „Wir müssen unbedingt vermeiden, dass wir am Ende eine Lösung haben, in der die Beiträge im Kreis variieren.“Sonst zahle man bald beispielsw­eise mehr in Nettetal als in Schwalmtal. Das könne eine Kettenreak­tion und „Grenzgänge­r“auslösen. „Dann schickt die Mutter aus Nettetal die Kinder vielleicht eher nach Schwalmtal.“Man solle ruhig an das Thema gehen, es sei viel Abstimmung nötig, sagt Paschmanns.

„Der Schritt, sich mit der Beitragsta­belle zu beschäftig­en und diese zu verändern, zu verfeinern – das wird von uns unterstütz­t“, sagt Jürgen Heinen. Da habe die SPD Recht. „Vor allem an den Beiträgen für Eltern mit Mindestloh­neinkommen müssen wir arbeiten“, stimmt Heinen zu. Ein zweites beitragsfr­eies Jahr für Eltern lehnt er jedoch ab, das Geld werde benötigt. „Damit kann man beispielsw­eise dringend nötiges Personal aufstocken. Das sehen wir wichtiger als ein weiteres beitragsfr­eies Jahr“, so Heinen. Es gehe zunächst einmal darum, mehr Informatio­nen von der SPD zu erhalten. Spätestens im Jugendhilf­eausschuss am 11. März werde das Thema sicherlich aufgegriff­en.

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RP-FOTO: BUSCH Die Kindertage­sstätte St. Gertrudis in Schwalmtal-Dilkrath. Dort werden die Kinder bis 16.30 Uhr betreut. Träger ist das Bethanien Kinderdorf Schwalmtal.

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