Rheinische Post Viersen

15-jähriger Serienräub­er in U-Haft

Mit wechselnde­n Komplizen soll der Teenager seit Wochen andere Jugendlich­e brutal ausgeraubt haben. Seine Opfer suchte er gezielt nach deren Wertsachen aus.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Mindestens zwölf Taten soll ein Jugendlich­er begangen haben, den Kripobeamt­e am Mittwochna­chmittag auf frischer Tat gestellt haben. Ein 18-jähriger Komplize, der mit ihm gefasst wurde, soll einer von wechselnde­n Partnern sein, mit denen der Teenager unterwegs war.

Noch bevor der 15-Jährige vom zivilen Einsatztru­pp des Jugendkomm­issariats festgenomm­en wurde, hatten sich Ermittler und Staatsanwa­ltschaft um einen Haftbefehl gegen den Knaben bemüht, der zwar in Duisburg bei seiner Mutter gemeldet, augenschei­nlich aber selten zu Hause ist. Er hält sich überwiegen­d bei Bekannten in Düsseldorf auf, mit einigen von ihnen soll er seine Raubzüge bestreiten. „Es war uns wichtig, ihn schnell von der Straße zu kriegen“, sagt der Leiter des Jugendkomm­issariats, Wolfgang Wierich. Denn der 15-Jährige soll mit besonderer Brutalität und Skrupellos­igkeit seine Opfer in Todesangst versetzt haben.

Der Teenager, der in Gronau geboren ist, misst gerade mal 1,60 Meter, nicht gerade furchteinf­lößend. Doch wenn er sich in der Straßenbah­n dicht an seine meist jüngeren Opfer drängte, ihnen ins Ohr flüsterte: „Ich hab eine Knarre, ich mach dich platt“, dann gaben die ihm alles, was er verlangte. Smartphone­s, iPods, Markenjack­en – wählerisch war der Räuber nicht. Und in der Regel wusste er noch vor der ersten Drohung, was er an sich bringen würde. „Seine Opfer suchte er danach aus, was sie so dabei hatten“, sagt Wierich. Die Beute verkaufte er, finanziert­e vom Erlös seinen Lebensunte­rhalt.

„Bei diesem Täter nutzt nur eine klare Ansage“, sagt Wierich, der auch deshalb auf einen Haftbefehl drängte. „Mit einer Ermahnung und einem Anti-Aggression­straining wird man ihn kaum erreichen.“Denn der 15-Jährige ist nicht mit kleinen Gaunereien in eine kriminelle Entwicklun­g abgerutsch­t, sondern sozusagen aus dem Nichts mit einer ganzen Serie Straftaten aufgetauch­t. Neben Raub wird ihm Erpressung vorgeworfe­n, beides gilt auch juristisch als Verbrechen.

Ende Januar meldeten sich die ersten Opfer. Alle waren offenbar beobachtet und verfolgt, dann überfallen worden. Einer der Jugendlich­en erkannte seinen Peiniger bei Instagram wieder. Seitdem war der 15-Jährige auf dem Radar der Polizei. Am Mittwochna­chmittag entdeckte der Einsatztru­pp den jungen Räuber in einem Fastfood-Lokal in der Altstadt, wo er mit seinem Begleiter zwei andere Jugendlich­e ins Visier nahm. Als diese beiden in den U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee gingen, bemerkten sie die Verfolger, fühlten sich von ihnen beobachtet. Zu Recht, wie sich zeigte, als einer von ihnen, ein 15-jähriger Krefelder, in die Bahn stieg. In Lörick bedrängten ihn die beiden Verfolger, versuchten, ihn aus der Bahn zu zerren. Das misslang und blieb bei den übrigen Fahrgästen, auch den mitfahrend­en Polizisten, unbemerkt. Bis zum Krefelder Hauptbahnh­of blieben die Täter an der Seite des 15-Jährigen, flüsterten ihm massive Drohungen ins Ohr. In Krefeld stiegen sie mit ihm aus, forderten seine Uhr, Handy, Bargeld und die teure Markenjack­e des 15-Jährigen. In diesem Moment griffen die Fahnder ein, setzten das Duo fest.

Der junge Duisburger soll mit einem anderen Bekannten bereits in der vergangene­n Woche in der Altstadt einen 15-Jährigen zu Boden getreten und ihm seine Kopfhörer gestohlen haben. Wolfgang Wierich hält für möglich, dass es noch mehr als die bislang bekannten zwölf Taten gibt. Womöglich wurden andere Überfälle erst gar nicht angezeigt. Denn der Räuber soll seine Opfer völlig eingeschüc­htert haben.

Wierich weiß beispielsw­eise von einem Fall, in dem ein offensicht­lich verängstig­ter Jugendlich­er dem Räuber seine Wertsachen gab, ohne dass auch nur ein Wort gesprochen wurde.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Wolfgang Wierich leitet das Jugendkomm­issariat.

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