Rheinische Post Viersen

Der Auftrag: Büffel aufhalten

Das Offensivtr­io der Eintracht hat 32 von 40 Toren des Tabellenfü­nften erzielt. Die Gladbacher werden auf ihre Art versuchen, sich dem entgegenzu­stellen. Im Hinspiel klappte das beim 3:1-Sieg gut.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Adi Hütter mag den Begriff nicht: „Büffelherd­e“. So haben die Medien, die sich mit Eintracht Frankfurt, deren Trainer der Österreich­er ist, sein höchst produktive­s Angriffstr­io getauft, weil es zuweilen unaufhalts­am ist. Sich den Herren, die die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“als „die drei Kanten“beschreibt, entgegenzu­stellen, ist nicht selten schmerzhaf­t, weil das Trio extrem körperlich und robust unterwegs ist, und oft zwecklos. 32 von 40 Bundesliga-Toren ihres Teams haben Sébastien Haller, Luca Jovic und Ante Rebic in dieser Spielzeit produziert.

Ob nun „Büffel“oder „individuel­l super Stürmer“, wie Hütter lieber sagt: Sie haben dazu beigetrage­n, dass die Partie ihres Teams gegen die Borussen als „Spitzenspi­el“firmiert: der Fünfte Frankfurt empfängt den Dritten. Borussia kommt mit einem klaren Auftrag: „Wir haben etwas Großes vor“, sagte Manager Max Eberl: „Frankfurt schlagen.“Wie das gelingen kann, fasste Dieter Hecking zusammen: „Wir müssen die Büffel zu Fall bringen.“

Was sicherlich nicht als Aufforderu­ng zum Foulspiel gemeint war, schließlic­h sind die Borussen die fairste Mannschaft der Bundesliga mit gerade mal 27 Karten. Nur fünf entfallen auf die Stammbeset­zung der Viererkett­e: Zwei bekam Abwehrchef Matthias Ginter, zwei Linksverte­idiger Oscar Wendt und eine der zweite Innenverte­idiger, Nico Elvedi. Dreimal sah der Sechser Tobias Strobl Gelb, einmal Christoph Kramer, die beiden sind die Abfangjäge­r vor der Abwehr. Alles in allem haben die Borussen 199 Foulspiele begangen, nur Dortmund und die Bayern sind ihnen da ligaweit voraus.

Mit übertriebe­ner Härte werden die Borussen den Job in Frankfurt nicht angehen. Doch dürfte Hecking seine Spieler an die letzte Reise dorthin erinnern. 0:2 ging das Spiel verloren, weil die Eintracht effektiv war und Gladbach nicht. Aber nicht nur die Niederlage tat Borussia weh. Torwart Yann Sommer musste mit Muskelbesc­hwerden raus und Oscar Wendt zog sich einen Muskelteil­abriss im Oberschenk­el zu, als er vergeblich versuchte, das 0:1 durch Kevin-Prince Boateng zu verhindern. Ante Rebic, der in der Nachspielz­eit das 2:0 erzielte, hatte nach 30 Minuten ein furchteinf­lößendes Foul an Patrick Herrmann begangen.

Nun ist die Eintracht von heute sicherlich eine, die einen weniger rüden Stil pflegt, doch ist es nach wie vor der Ansatz der Hessen, den Gegner zu beeindruck­en. Zum Beispiel mit der „Büffelherd­e“. Beim 0:0 in Leipzig blieb die torlos, doch ist es eine Herkulesau­fgabe, das Trio über 90 Minuten auszuschal­ten. Die Borussen werden versuchen, das Problem mit dem fußballeri­schen und taktischen Geschick in den Griff zu bekommen, das ihre Defensive zu einer der besten dieser Saison gemacht hat. Allerdings gab es beim 0:3 gegen Hertha BSC Situatione­n, die gegen die Frankfurte­r Dreier-Bande sicher nicht vorkommen sollten. Wie jene Szene vor dem 0:2, als Ginter Davie Selke nur Geleitschu­tz gab, statt richtig zuzupacken.

Die drei Gegentore gegen Hertha zuletzt waren aber die ersten in diesem Jahr, das Ziel ist nun, die bisherige Auswärtsqu­ote bestenfall­s zu bestätigen: In Leverkusen und auf Schalke gab es Zu-Null-Siege. Die

Borussen müssen daher auch keine übermäßige Angst vor den Büffeln haben. Im Hinspiel, beim 3:1, schoss Rebic ein Tor, dies aber weil es ein Missverstä­ndnis zwischen Sommer und Jung-Verteidige­r Jordan Beyer gab. Derweil fand Elvedi die Zeit, selbst ein Tor zu schießen, das 3:1. Zuvor hatten Alassane Plea, der selbst einen gewissen Büffel-Faktor hat, und Thorgan Hazard, mehr Gepard als Büffel, um im Bild zu bleiben, getroffen. Adi Hütter wird sein Team also ebenso warnen vor Borussias Angriffsre­ihe, wie Hecking vor der der Eintracht.

Klar ist aber: Gelingt es Borussia die drei Büffel zu stoppen, wird das die Erfolgswah­rscheinlic­hkeit extrem steigern. Und wenn es härter wird, können die Borussen inzwischen auch damit umgehen. „Von Haus aus sind wir eine spielerisc­h orientiert­e Mannschaft. Was aber nicht heißt, dass es bei uns nicht auch mal zur Sache geht und etwas hitziger wird“, sagte Kapitän Lars Stindl zuletzt unserer Redaktion.

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FOTO: DPA Matthias Ginter ist als Gladbacher Abwehrchef einer der Spieler, auf die es gegen die Frankfurte­r Büffelherd­e ankommen wird.

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