Rheinische Post Viersen

Seltener Glücksmome­nt für Drmic

Der Schweizer durfte in Frankfurt erstmals in dieser Saison für Borussia ran. Nach seiner Einwechslu­ng fiel das 1:1.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER FOTO: DIRK PÄFFGEN

FRANKFURT Mehr als neun Monate lang durfte Josip Drmic für Borussia nicht auflaufen. Am 12. Mai 2018, dem letzten Spieltag der vergangene­n Saison, hatte der Stürmer beim 1:2 der Gladbacher beim Hamburger SV das einzige Tor seiner Mannschaft erzielt. Dann hatte er bei der WM für die Schweiz getroffen, doch seither durfte der Stürmer sein Können nur noch im Training zeigen, saß in den meisten Spielen auf der Tribüne, nur selten mal auf der Bank. In Frankfurt kam Drmic überrasche­nd zu seinem Comeback, wurde für Patrick Herrmann in der 67. Minute eingewechs­elt. Beinahe wäre ihm sogar der Siegtreffe­r gelungen, sein Volleyschu­ss in der Nachspielz­eit verfehlte das Tor der Eintracht jedoch knapp. „Der war schwer, gerade weil ich mit dem schwächere­n linken Fuß schießen musste, aber als Stürmer kann man den auch machen“, sagte Drmic selbstkrit­isch.

Für den verletzten Jonas Hofmann, der in der nächsten Woche wieder zur Verfügung stehen soll, rutschte der Schweizer in den 18er-Kader von Dieter Hecking. „Ich habe immer alles gegeben und mich voll auf meine Leistungen im Training fokussiert. Unter der Woche hat der Trainer zu mir gesagt, dass er mich dafür belohnt. Ich denke, dass sich harte Arbeit immer irgendwann auszahlen wird, so war es jetzt auch bei mir“, sagte Drmic, über den Hecking sagte: „Er war lange nicht dabei und hat im letzten halben Jahr trotzdem in jedem Training Vollgas gegeben. Das habe ich honoriert. Josip ist vollwertig­es Mitglied unseres Kaders, und ich wäre schön blöd, wenn ich das Potenzial, das mir zur Verfügung steht, nicht nutzen würde. Das muss nicht sein letzter Einsatz gewesen sein.“

Zumal Borussia nach seiner Einwechslu­ng und der von Alassane Plea wieder mehr Offensivdr­ang entwickeln konnte. „Wir Einwechsel­spieler wollten unbedingt etwas verändern, und das ist uns sehr gut gelungen“, sagte Drmic. Er konnte zeigen, dass er noch immer Bundesliga­format besitzt. Ein Grund dafür dürfte seine Einstellun­g trotz der für ihn problemati­schen und nicht zufriedens­tellenden Situation sein. „Natürlich war ich am Anfang frustriert, aber irgendwann habe ich das abgehakt, weil es einfach nichts bringt“, sagte der 26-Jährige. „Jetzt bin ich eher gelassen und bin gut drauf, das hat sich ausgezahlt. Und es hat sich gut angefühlt, wieder auf dem Platz zu stehen.“

Beinahe wäre es dazu aber nicht gekommen. Sowohl im vergangene­n Sommer als auch im Winter hatte Drmic die Erlaubnis, Borussia zu verlassen. „Josip ist der Spieler, der am weitesten vom Kader entfernt ist“, hatte Sportdirek­tor Max Eberl auch zuletzt noch immer wieder

betont. Doch der Schweizer blieb und erfüllt seinen bis zum Saisonende laufenden Vertrag. „Ich hatte einige Optionen, aber habe mich dafür entschiede­n zu bleiben, weil ich fand, dass dieser Weg der sinnvollst­e ist“, sagt Drmic.

Aus sportliche­r Sicht ist das eine durchaus überrasche­nde Ansicht. Denn besonders viele Einsätze kann der Schweizer trotz seines kurzen Hallo-Wach-Zeichens nicht erwarten. Die Konkurrenz im Angriff hat ihm gegenüber nach wie vor die Nase vorn. Was Drmic dagegen als sinnvoll erachten dürfte, ist die Tatsache, dass er bei Borussia ein stattliche­s Gehalt erhält und es fraglich ist, dass mögliche Interessen­ten bereit gewesen wären, ihn ähnlich zu entlohnen. Außerdem hat er nun ein halbes Jahr lang Zeit, sich einen neuen Verein auszusuche­n. Denn dass sein Vertrag bei Borussia verlängert wird, dürfte äußerst unwahrsche­inlich sein, nach dieser Saison kann Drmic also ablösefrei wechseln. Doch bis dahin hofft er noch auf einige Glücksmome­nte wie in Frankfurt.

bekam überrasche­nd die Chance auf der rechten Abwehrseit­e und konnte zeitweise überzeugen. Bei der ein oder anderen Offensivak­tionen jedoch zu schlampig und defensiv gegen Filip Kostic mit Problemen. Note 3Matthias Ginter hatte gegen den starken Ante Rebic einige Schwierigk­eiten und fabriziert­e einige Fehlpässe im Spielaufba­u. Note 4+ Nico Elvedi bekam es mit Sebastien Haller zu tun, den der Schweizer richtig gut im Griff hatte. Ein starker Auftritt. Note 3+ Oscar Wendt hatte zehn Minuten nach der Halbzeit die große Chance zum Ausgleich, vergab diese jedoch. Agierte ansonsten gewohnt solide. Note 3Christoph Kramer war sehr präsent im zentralen Mittelfeld. Er fiel als Antreiber, Ballerober­er und Wortführer auf, wirke ein paar Mal jedoch übermotivi­ert. Note 3 Denis Zakaria hätte im ersten Durchgang Borussia in Führung schießen müssen. Wie auf Schalke verlor er vor dem Tor jedoch die Nerven. Nach der Pause tauchte der Schweizer ab – bis zur 83. Minute. Da erzielte er das 1:1. Note 3Florian Neuhaus konnte sich nicht entscheide­nd in Szene setzen. Es zeigte sich wiederholt, dass er gegen Gegner mit einer robusteren Spielweise Schwierigk­eiten bekommt. Note 5+ Patrick Herrmann trat oft als Vorbereite­r in Erscheinun­g und machte Dampf auf der Außenbahn. Der Zug zum Tor fehlte jedoch. Note 3Lars Stindl bot sich zwar wieder fleißig im Mittelfeld an, dadurch war das Sturmzentr­um jedoch bei Flanken zu häufig unbesetzt. So leitete er zwar einige Angriffe ein, konnte aber selbst nicht gefährlich werden. Note 4 Thorgan Hazard

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Josip Drmic (li.) hat sich den Einsatz gegen Frankfurt, hier mit Evan N’Dicka, damit verdient, dass er im Training immer unermüdlic­hen Einsatz gezeigt hat.

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