Der Kinderchor ist erwachsen geworden
Der Frauenchor Chor 49 Viersen bereitet sich auf sein Jubiläumskonzert vor. Am 6. April wird das 70-jährige Bestehen mit einem großen Konzert in der Aula des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums gefeiert.
VIERSEN Dass aus einem Projektchor einmal ein Chor werden würde, der Schallplatten produziert, Rundfunkaufnahmen macht, eine Vielzahl von Konzerten gibt und letztendlich in einem Frauenchor mündet, der nun voller Stolz auf eine 70-jährige Geschichte zurückblickt, hätte 1949 wohl niemand gedacht. Damals, im Frühjahr, wurden aus allen Viersener Volkschulen rund 250 Jungen und Mädchen in einem Chor zusammengefasst.
Für eine Goethe-Feier am 19. Juli 1949 sollten unter der Leitung des Lehrers Karl Kox drei Lieder einstudiert werden. Der Projektchor kam so gut an, dass aus ihm der Viersener Kinderchor wurde. „Ich weiß, dass wir in der vierten Klassen vorsingen mussten. Wer gut war und gerne wollte, konnte dann in den Kinderchor eintreten. Das war damals für mich, als ich zehn Jahre alt war, eine Ehre in den Chor zu kommen“, erinnert sich Cäcilie Lindner. Seit 59 Jahren gehört sie dem Chor 49 durchgängig an und ist heute die erste Vorsitzende.
Waren am Anfang noch einige Jungen im Kinderchor vertreten, änderte sich dies schnell. Die Mädchen schienen mehr Freude am Singen zu haben, und es waren schon nach kurzer Zeit reinweg Mädchen, die unter der Leitung von Karl Kox sehr erfolgreich sangen. 1952 erfolgte die erste Rundfunkaufnahme, vier Jahr später wurden die ersten Schallplatten produziert. 1956 war auch das Jahr, in dem der sogenannte Jugendchor entstand. „Wir waren schließlich alle älter geworden, und mit 14 oder 15 Jahren noch im Kinderchor zu singen, erschien etwas befremdlich“, erzählt Margret Schäfer, die 1954 ebenfalls mit zehn Jahren in den Kinderchor eintrat. Die jungen Frauen wuchsen mit dem Jugendchor, und damit erfolgte eine neue Namensgebung. Auch hier spielte das Alter der Sängerinnen eine Rolle. Mit 26 Jahren noch Mitglied eines Jugendchores sein, während man teilweise schon selber verheiratet war, ließ den Wunsch nach einem neuen Namen aufkommen. So kam es 1972 zur heutigen Namensgebung Chor 49. Die Zahl bezieht sich auf das Gründungsjahr des einstigen Kinderchores.
Bis 2007 leitete Karl Kox den Chor. Dann gab er aus Altersgründen das Ruder an Gerd Philipps ab. Der neue Chorleiter setzte die erfolgreiche Musikgeschichte fort. „Wir hatten bezogen auf die Mitglieder natürlich auch Tiefs. Unsere kleinste Zahl lag einmal bei 15 Sängerinnen, und als Gerd Philipps aus Gesundheitsgründen im Jahr 2012 die Leitung niederlegte, haben wir 20 Frauen uns damals wirklich gefragt, ob es weitergehen würde“, erzählt Schäfer. Sie hatte selbst zehn Jahre den Vorsitz inne und bezeichnet den Chor als roten Faden in ihrem Leben.
Mit Stella Antwerpen fand der Chor 49 eine junge, engagierte Leiterin. Heute sind es 32 Sängerinnen im Alter von Anfang 40 bis Mitte 70, die sich montags zur anderthalbstündigen Chorprobe in der Anne-Frank-Gesamtschule im Rahser treffen. Punkt 18 Uhr geht es los. „Familie und Freunde wissen, dass ich Montagsabends nie greifbar bin“, sagt Cäcilie Lindner mit einem Lächeln.
Seit dem vergangenen Jahr laufen die Proben für das große Jubiläumskonzert, bei dem nicht nur der Chor 49 mit seinem breiten Repertoire zu hören sein wird, das von Volksliedern über Musicals bis hin zu aktueller Popmusik reicht. Stella Antwerpen, die diplomierte Opernsängerin ist, singt. Marina Raskin wird am Klavier zu hören sein und Carla Gieshof-Antwerpen an der Geige.