Landkreis räumt Fehler im Fall Lügde ein
HAMELN/LÜGDE (dpa) Nach dem massenhaften sexuellen Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde (Kreis Lippe) hat der Landkreis Hameln-Pyrmont Fehler eingeräumt. „Es ist falsch, nachträglich einen Vermerk in die Akte einzufügen“, sagte Landrat Tjark Bartels (SPD) am Dienstag in Hameln. Der betreffende Jugendamts-Mitarbeiter sei freigestellt worden. Er habe nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe im Dezember die Akte „besser lesbar machen wollen“und daher seine Darstellung auf den 20. Juni rückdatiert.
Das Jugendamt hatte den 56 Jahre alten Hauptverdächtigen in dem Missbrauchsfall auf Wunsch der im Kreis Hameln lebenden Mutter als Pflegevater für ein kleines Mädchen eingesetzt. Weil es pädagogische Defizite gab, sei der Mann wöchentlich von einem Träger der Familienhilfe besucht worden. Allerdings habe es im Frühjahr 2018 eine achtwöchige Lücke gegeben. „Ich glaube, dass wir es besser hätten begleiten sollen. Ich glaube aber nicht, dass wir diesen sexuellen Missbrauch erkannt hätten“, sagte Bartels.
Hinweise an die Polizei aus dem Jahr 2016, dass der 56-Jährige sich übergriffig dem Mädchen gegenüber geäußert habe, sind dem Landrat zufolge nach jetzigem Erkenntnisstand nicht an das Jugendamt Hameln weitergeleitet worden. Die Staatsanwaltschaft in Detmold ermittelt zudem gegen zwei Polizeibeamte, die nach Hinweisen im Jahr 2016 zwar die Jugendämter informierten, aber sonst nicht tätig geworden sein sollen. Außerdem wird bei mehreren Mitarbeitern der Jugendämter der benachbarten Kreise Lippe und Hameln-Pyrmont geprüft, ob sie ihre Fürsorgepflicht verletzten. Die Generalstaatsanwaltschaft Hamm sieht in einer ersten Bewertung allerdings derzeit keine ausreichenden Gründe für Ermittlungen gegen die beiden Polizisten und Jugendamtsmitarbeiter.
Bislang sind 31 minderjährige Opfer identifiziert, darunter auch Kleinkinder. Die Ermittler werten nach eigenen Angaben mehr als 13.000 Dateien mit Kinderpornografie aus.