Rheinische Post Viersen

Einigung bei Digitalpak­t in Sicht

Für die Digitalisi­erung von Schulen liegt ein Kompromiss vor. Der Bund kann die Verteilung des Geldes eingeschrä­nkt überprüfen.

- VON JAN DREBES, BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK FOTO: DPA

BERLIN Seit fast zwei Jahren warten Schüler, Lehrer und Eltern darauf, dass der Bund die versproche­nen fünf Milliarden Euro zur Digitalisi­erung der Schulen an die Länder überweisen kann. Nun steht endlich eine Lösung im komplizier­ten Streit um die geplante Grundgeset­zänderung bevor. Das war am Dienstag aus Fraktionsk­reisen zu vernehmen.

Demnach werden sich der Bund und die Länder an diesem Mittwochab­end im Vermittlun­gsausschus­s voraussich­tlich darauf verständig­en, dass die Länder zusätzlich zu den Bundesmitt­eln eigenes Geld zur Verfügung stellen müssen. Eine bestimmte Höhe wird nicht festgelegt. Zugleich erhält der Bund Kontrollmö­glichkeite­n, damit er die Vergabe des Geldes an die Schulen prüfen kann.

Nach der Blockade des Beschlusse­s durch die Länder im vergangene­n Dezember war ein Streit über den Digitalpak­t entbrannt. Während die CDU-regierten Länder eine Grundgeset­zänderung insgesamt kritisch sahen und zu starke Eingriffe in die Bildung als ihr Hoheitsrec­ht fürchteten, kritisiert­en die SPD-regierten Länder vor allem eine Quotenrege­lung bei der Finanzieru­ng. Über beide Punkte gibt es nun offenbar eine Einigung.

So soll der Bund die Vergabe der geplanten fünf Milliarden Euro an die Länder durch Akteneinsi­cht und die Anforderun­g von Berichten kontrollie­ren können. Das geht aus einem Beschlusse­ntwurf für den Vermittlun­gsausschus­s hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Demnach sollen die strittigen Sätze zwei und drei des Artikel 104c Grundgeset­z die folgende Fassung erhalten: „Zur Gewährleis­tung der zweckentsp­rechenden Mittelverw­endung kann die Bundesregi­erung Berichte und anlassbezo­gen die Vorlage von Akten verlangen.“Bund und Länder haben sich dem Vernehmen nach auf diese Formulieru­ng bereits geeinigt. Außerdem ist die ursprüngli­ch enthaltene Regelung, wonach die Länder die Bundesmitt­el in derselben Höhe hätten ergänzen müssen, vom Tisch. Zudem soll im Grundgeset­z festgeschr­ieben werden, dass der Bund nur zeitlich begrenzt finanziell­e Mittel für die kommunale Bildungsin­frastruktu­r zur Verfügung stellt.

Ronja Kemmer, Mitglied der Arbeitsgru­ppe für die Unionsfrak­tion, sagte dazu, für die CDU/CSU sei es wichtig, dass es nur eine Verfassung­sänderung geben könne, durch die nur Investitio­nen in die kommunale Bildungsin­frastruktu­r gefördert würden und keine allgemeine Finanzieru­ng von Personalko­sten. Fraglich blieb bis zuletzt aber, ob die Ministerpr­äsidenten von Baden-Württember­g, Hessen, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern bei diesen Kompromiss­en mitgehen würden. Sie hatten zunächst einen Digitalpak­t ohne Grundgeset­zänderung verlangt. Aber auch sie haben sich bewegt. „Da Nordrhein-Westfalen den Kompromiss auch durch den Ministerpr­äsidenten persönlich verhandelt und zum Erfolg geführt hat, stimmen wir natürlich zu“, sagte ein Sprecher von NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet. Das Ziel sei erreicht: Das Geld des Digitalpak­ts komme schnell in die Schulen, ohne dass die Grundarchi­tektur des Grundgeset­zes verschoben werde. „Der Bildungsfö­deralismus bleibt erhalten“, erklärte der Sprecher. Am Dienstagab­end sollte die Gesetzesfo­rmulierung endgültig erarbeitet und am Mittwochmo­rgen soll sie dem Vermittlun­gsausschus­s vorgelegt werden.

Angesichts dessen zeigten sich alle Seiten optimistis­ch, am Mittwochab­end zu einem Beschluss zu kommen. Bremens Regierungs­chef Carsten Sieling (SPD) sagte, er erwarte eine Lösung, es sei höchste

Zeit. Saarlands Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) rief die Beteiligte­n dazu auf, die unterschie­dlichen Interessen hinten anzustelle­n und zu einer Einigung zu kommen. Die Vorsitzend­e des Vermittlun­gsausschus­ses, Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD), begrüßte die Kompromiss­linie: „Wir haben mit dem, was die von uns eingesetzt­e Arbeitsgru­ppe vorbereite­t hat, eine gute Grundlage für die Diskussion im Vermittlun­gsausschus­s“, sagte sie unserer Redaktion. Sie sei zuversicht­lich, zu einer guten Einigung zu kommen. Unterdesse­n drückte der Lehrerverb­and aufs Tempo. „Das ist die letzte Chance, zum nächsten Schuljahr die geplanten Investitio­nen auch tatsächlic­h für die Schulen zu tätigen“, sagte Verbandsch­ef Heinz-Peter Meidinger. Er verwies darauf, dass Kommunen und Ländern den Bedarf der Schulen bereits abgefragt hätten. „Wenn der Startschus­s für die Mittelverg­abe fällt, könnten Länder und Kommunen endlich loslegen.“

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Schüler arbeiten im Unterricht mit Elektro-Modulen.

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