Rheinische Post Viersen

Stadtrat jetzt ohne „Aktive Bürger“

Jochen Karl Heußen, zuletzt nur noch fraktionsl­oses Mitglied, hat sich der CDU angeschlos­sen. Die kommt damit nun auf die Hälfte der Sitze im Stadtrat. Die Bürgerinit­iative war einst als „Aktive Bürger Kaldenkirc­hen“gestartet.

- VON MANFRED MEIS RP-ARCHIVFOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH

NETTETAL In den beiden Reihen rechts vom Bürgermeis­ter ist es enger geworden. Denn die CDU-Fraktion, die bei der Stadtratsw­ahl 2014 auf 21 der 46 Mandate kam, ist jetzt auf 23 Mitglieder angewachse­n. Nach Nicole Schröder, die im Juli 2015 von der WIN-Fraktion zur CDU fand, wechselte nun auch Jochen Karl Heußen zu den Christdemo­kraten. Damit stellte er eine Patt-Situation im Stadtrat her: 23 Stimmen der CDU gegenüber 23 Stimmen bei SPD, Grünen, WIN, FDP und AfD. Käme es hart auf hart, gäbe die Stimme von Bürgermeis­ter Christian Wagner (CDU) den Ausschlag.

Mit der Wahl im Mai 2014 wurde das Stadtparla­ment bunter, erstmals schaffte auch die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) mit zwei Mitglieder­n den Einzug: Sie war damit die siebte Fraktion neben CDU (21), SPD (10), Grünen (4), Wir in Nettetal (4), FDP (3) und Aktive Bürger Nettetal (2). Schon zum Jahresende gab es Krach bei den ABN. Manfred Schmitz verließ die Wählervere­inigung und machte damit sich und seinen früheren Kollegen Hans Overhage fraktionsl­os. Im Nettetaler Stadtrat muss eine Fraktion mindestens zwei Mitglieder haben.

Die „Aktiven Bürger“haben sich 2009 in Kaldenkirc­hen gebildet – mit dem Ziel, für die Handballer des Turn- und Spielverei­ns Kaldenkirc­hen eine ebenso große Sporthalle zu bekommen, wie sie die Handballer beim Turnverein Lobberich in ihrem Stadtteil haben. Sie wollten schließlic­h ihre Heimspiele auch zu Hause austragen und nicht „auswärts“in Lobberich. Damit eroberten sie auf Anhieb drei Mandate. 2014 waren es dann nur noch zwei. Auf dem ABN-Ticket zog nun auch Schmitz in den Stadtrat ein, in dem er früher schon einmal auf der CDUBank gesessen hatte.

Nach kurzer Zeit als Fraktionsl­oser verstärkte Schmitz dann die AfD, während Overhage wenig später sein Mandat niederlegt­e, weil er seinen Lebensmitt­elpunkt nach Wien verlegte. So kam Heußen als einsamer ABN-Mann in den Rat. Bei der AfD hielt Schmitz es immerhin drei Jahre aus, bis er Ende 2017 mit seinem AfD-Kollegen Dirk Schlomski „wegen zunehmende­r Rechtslast­igkeit der Partei“die Blaue Fraktion bildete, die auf der neuen Linie der Ex-AfD-Vorsitzend­en Frauke Petry steht. Diese wird im März nach Nettetal kommen, um Manfred Schmitz zu unterstütz­en, der auf Platz 4 der Bundeslist­e zur Europawahl steht. Der einstige AfD-Spitzenman­n Lothar Kronauer wurde damit fraktionsl­os.

Overhage ist inzwischen zwar wieder aus Wien zurück, kündigt aber an, die ABN werde zur Wahl 2020 nicht mehr antreten. Die einstigen Ziele seien zum größten Teil erreicht. Die Handballer in Kaldenkirc­hen haben jedenfalls ihre Halle, auch die Fußballer spielen auf Kunstrasen. Die Benachteil­igung gegenüber Lobberich ist abgebaut. „Für mich ist der Kuchen gegessen“, so Overhage.

Heußen gab an, er sehe keinen Sinn mehr darin, weiter nur

als Fraktionsl­oser dem Rat anzugehöre­n, „da vieles an einem vorbeiflie­ßt, ohne echt mitwirken zu können“, sagte er am Tag nach der Ratssitzun­g. Bei der CDU hoffe er, sich bis zum Ende der Legislatur­periode „noch intensiv für den Bürger engagieren zu können“. Den Übertritt sieht das frühere ABN-Ratsmitgli­ed Overhage als „folgericht­ig an, denn als Fraktionsl­oser kann man nicht viel ausrichten und sitzt immer nur hinten an“.

Die CDU-Fraktion begrüßte in der Ratssitzun­g noch ein anderes Mitglied in ihren Reihen: Petra Hauser, Leiterin des Kindergart­ens und Familienze­ntrums Birgittenh­eim in Kaldenkirc­hen, ist die Nachfolger­in des Ende Oktober gestorbene­n Stadtveror­dneten Ingo Heymann. Bisher hatte sie schon als sachkundig­e Bürgerin in Ausschüsse­n mitgearbei­tet.

 ??  ?? 2009 waren sie als Neulinge in den Stadtrat eingezogen: Hans Overhage (links) und Jochen Heußen (hier 2013). Overhage verließ die Fraktion, als er nach Wien zog. Nun hat sich Heußen der CDU angeschlos­sen.
2009 waren sie als Neulinge in den Stadtrat eingezogen: Hans Overhage (links) und Jochen Heußen (hier 2013). Overhage verließ die Fraktion, als er nach Wien zog. Nun hat sich Heußen der CDU angeschlos­sen.

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