Rheinische Post Viersen

Gegenwind für zwei Windräder

In Vorst und Süchteln formiert sich Widerstand am geplanten Standort für zwei 200 Meter hohe Windenergi­eanlagen. Geplant ist eine Petition an den Landtag. Für seine Zustimmung ist Bürgermeis­ter Goßen in die Kritik geraten.

- VON HERIBERT BRINKMANN

VORST Über die Schlufftra­sse mit dem Fahrrad, über die Oedter Straße mit dem Auto: Viele Vorster nutzen gern das Wäldchen Rottheide/ Auffeld zum Spazieren oder Hunde ausführen. Sie blicken über grüne Wiesen, durch die die Willicher Flöth und die Hoffloth (Stadtgrenz­e zu Viersen) fließen. Es ist das Landschaft­schutzgebi­et Flöthbach. Dort will das Unternehme­n SL-Windenergi­e aus Gladbeck zwei 200 Meter hohe Windenergi­eanlagen errichten. Das ist höher als der Kölner Dom (157 Meter) und ein Mehrfaches der Vorster Pfarrkirch­e St. Godehard (75 Meter).

Etwa zehn Familien in Vorst und Hagen haben sich zusammenge­tan, und immer weitere kommen hinzu. Wie die meisten von ihnen wohnt Sprecherin Monika Nentwig-Nolden am Steeghütte­rweg direkt am Zusammenfl­uss der Grenzbäche, rund 650 Meter von den Standorten der Windräder entfernt. Bis zum Ortsrand von Vorst sind es auch nur 900 Meter. Das Kabinett der Landesregi­erung hat Änderungen am Landesentw­icklungspl­an beschlosse­n, der in der ersten Jahreshälf­te verabschie­det werden soll. Dort ist ein planerisch­er Vorsorgeab­stand von 1500 Metern zu Wohngebiet­en vorgesehen. Nach diesen neuen Bestimmung­en wäre der Vorster Standort für die Windenergi­eanlagen nicht mehr möglich.

Die Anwohner, die überwiegen­d erst durch die Zeitung von den Plänen erfahren haben, sind auch wegen der behördlich­en Vorgehensw­eise fassungslo­s und versuchen, die Windräder noch zu verhindern. Oder zumindest den richtigen demokratis­chen Weg über Planungsau­sschuss und Offenlegun­g zu gehen. Sie haben deshalb eine Petition an den Landtag verfasst, mit dem Ziel, die Bauarbeite­n nicht zu beginnen, bevor nicht die rechtlich gebotenen Schritte vor einer Entscheidu­ng über eine Baugenehmi­gung nachgeholt sind.

Im Rathaus gibt man sich unschuldig: „Landesrech­t bricht Kommunalre­cht.“Gemeint ist damit, dass der geltende Flächennut­zungsplan der Stadt keine Vorrangzon­en an dieser Stelle vorsieht. Nun hat aber die Bezirksreg­ierung im April 2018 diese beiden Vorrangzon­en in ihren Regionalpl­an aufgenomme­n. Das steht im Widerspruc­h zum Flächennut­zungsplan, der angepasst hätte werden müssen. Unter Umgehung des Planungsau­sschusses und der Öffentlich­keit hat nun Bürgermeis­ter Thomas Goßen gegenüber dem Kreis sein planerisch­es Einvernehm­en erklärt. Damit kann der Kreis nun die Baugenehmi­gung erteilen. Der Bürgermeis­ter hat sein Einvernehm­en ohne Beteiligun­g des Planungsau­sschusses erklärt. Dieser Schritt beschleuni­gt das Verfahren und verhindert Schadeners­atzforderu­ngen des Unternehme­ns in Millionenh­öhe, die man in der Verwaltung vielleicht befürchtet.

Hans Joachim Kremser (SPD), Vorsitzend­er des Planungsau­sschusses, ist „sehr verärgert“. Auf seinen Brief vom 10. Februar hat Kremser bis heute keine Antwort erhalten. „Ohne weitere Informatio­n Ihrerseits an den zuständige­n Ausschuss und den Rat haben Sie jetzt still und leise Fakten geschaffen, die nun die Erteilung der Baugenehmi­gung der Windkrafta­nlagen zur Folge hat.“Und SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Heinz Michael Horst fragt sich sogar, ob der Regionalpl­an überhaupt rechtmäßig sei. Das müsse man juristisch überprüfen.

Die direkten Anwohner sammeln jetzt Unterschri­ften und treffen auf weitere Empörte. Über die E-Mail Windraeder.Vorst@gmail.com kann man Kontakt zu den Gegnern der geplanten Windräder aufnehmen.

 ?? FOTOS: HERIBERT BRINKMANN (GROSSES FOTO), ACHIM BLAZY (ARCHIV) ?? Im Landschaft­sschutzgeb­iet Flöthbach sollen zwei 200 Meter hohe Windräder errichtet werden.
FOTOS: HERIBERT BRINKMANN (GROSSES FOTO), ACHIM BLAZY (ARCHIV) Im Landschaft­sschutzgeb­iet Flöthbach sollen zwei 200 Meter hohe Windräder errichtet werden.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany