Rheinische Post Viersen

Borussias Torarmut vor der Pause

In den letzten vier Spielen gab es keinen Gladbach-Treffer im ersten Durchgang. Zudem fehlen die Stürmer-Tore. Das letzte Heimspiel gegen Wolfsburg hatte viel von dem, was dem Team von Trainer Dieter Hecking aktuell fehlt.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Dieter Hecking grinste. „Statistik“, sagte Borussias Trainer. Er wurde gefragt, was es bedeute, dass seine Mannschaft in den vergangene­n vier Spielen jeweils in den ersten 45 Minuten nicht getroffen hat. Hecking hält nicht viel von Statistike­n, das verheimlic­ht er nicht, weswegen er sich davon auch nicht aus der Reserve locken lässt. „Das kommt vor“, sagte Hecking.

Auch sein bester Scorer, Thorgan Hazard, bleibt gelassen angesichts des derzeitige­n Status quo. In Frankfurt war er einer von denen, die vor der Pause die Möglichkei­t zur Führung hatten, doch sein Schuss rauschte knapp am Ziel vorbei. Auch gegen Berlin hatte der Belgier eine Chance, scheiterte da aber an Torhüter Rune Jarstein. „Es gibt immer Phasen in einer Saison, dass man mal nicht trifft. Es ist ja nicht so, dass wir keine Tormöglich­keiten haben, das wäre schlimmer“, sagt Hazard.

Und verweist darauf, dass „wir in der zweiten Halbzeit viele Tore machen, dann sind die Gegner müde gespielt und wir haben mehr Räume“. 30 der 42 Treffer fielen im zweiten Teil der Spiele, das gibt den Borussen die Gewissheit, hinten raus immer noch etwas bewegen zu können. Die letzten fünf Tore der Borussen fielen allesamt in der Schlussvie­rtelstunde: Da wurden jeweils die 2:0-Siege gegen Augsburg und auf Schalke herausgesc­hossen und der Punkt in Frankfurt eingesamme­lt.

Kapitän Lars Stindl monierte dennoch Torarmut vor der Pause in Frankfurt wie nach dem Berlin-Spiel explizit. „Das zieht sich so ein bisschen durch die vergangene­n Wochen“, mahnte er. Gegen Augsburg und auf Schalke hatte das keine Konsequenz­en, gegen Hertha BSC und bei der Eintracht schon: Borussia verpasste jeweils die Führung und ging dann mit einem 0:1-Rückstand in die Pause. Gegen Berlin schaffte Borussia die Wende nicht mehr, in Frankfurt reichte es noch zu einem Punkt. „Wenn du die Spiele verlierst wie gegen Berlin oder nicht gewinnst wie in Frankfurt, du in Rückstand gerätst, dann macht sich das einfach bemerkbar. Das muss angesproch­en werden, denn wir können uns vieles einfacher machen, wenn wir die Chancen zu Beginn eines Spiels nutzen. Dann können wir unser Spiel noch besser aufziehen“, sagte Stindl.

Tore bringen meist Ruhe ins eigene Spiel, fehlen sie, wächst mit der Zeit der Druck. Mal wieder einen frühen „Brustlöser“oder „Dosenöffne­r“zu fabriziere­n, das könnte gerade gegen die auswärtsst­arken Wolfsburge­r hilfreich sein. Denn die sind selbst sehr effektiv und haben sogar eine besser Quote als die Borussen, 30 Prozent ihrer Möglichkei­ten nutzen sie, die Borussen liegen bei 28,6 Prozent. Das ist immerhin er viertbeste Wert der Liga.

In der Startphase jedoch gibt es Nachholbed­arf. Das einzige Tor der Rückrunde, das vor der Pause fiel, war das von Alassane Plea in Leverkusen, das den 1:0-Sieg brachte. Das war zugleich eines von zwei Stürmertor­en der Rückrunde, das zweite erzielte Patrick Herrmann als Joker gegen Augsburg. Hazard und Stindl sind noch ohne Treffer. Dreimal trafen Mittelfeld­spieler (Christoph Kramer, Florian Neuhaus, Denis Zakaria), einmal ein Abwehrmann (Oscar Wendt). Borussias Vorteil: Sie hat die Ruhe, auf ihre Tore zu warten, wenn es nötig ist (Berlin war die Ausnahme). Aber, das zeigte sich gegen Augsburg sowie auf Schalke und in Frankfurt: Es gibt Alternativ­en, was die Torschütze­n angeht.

Hecking schaut zwar nicht auf Statistike­n und Vergangene­s, doch möglicherw­eise erinnert er seine Spieler nochmal an das letzte Heimspiel gegen Wolfsburg. Da gab es viel von dem, was die Borussen in den vergangene­n Spielen nicht hatten: Stürmer-Tore und eine erste Halbzeit, in der alles klargemach­t wurde. Stindl traf nach acht Minuten fulminant zum 1:0, Raffael erhöhte auf 2:0 und Kramers kecker Freistoß brachte nach 44 Minuten das 3:0. Mal wieder eine derart furiose erste Halbzeit – das wäre ein hübscher Ansatz für den Samstag. Allerdings, da hat Hecking recht: „Die Hauptsache ist, dass man die Tore irgendwann macht“, sagt er.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Raffael (l.) trainiert wieder mit der Mannschaft.

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