Zwangsversteigerung – der Alptraum des Hausbesitzers
DÜSSELDORF Zwangsversteigerung der eigenen Immobilie – das verbreitet Schrecken bei denen, die persönlich betroffen sind: Hausoder Wohnungseigentümer, denen das Wasser bis zum Hals steht, weil sie in der Konjunkturflaute ihren Job verloren haben. Sie können den Kredit nicht mehr zahlen; das Traumhaus muss verkauft werden. Weil sich aber kein Käufer findet, landet die Immobilie beim Amtsrichter. Was dort für den Verkäufer in vielen Fällen mit herben Verlusten endet, kann für jene, die Haus oder Wohnung ersteigern, ein Schnäppchen auf dem Weg in die eigenen vier Wände sein.
Immerhin hat die Zahl im vergangenen Jahr deutlich abgenommen. Knapp 18.500 Immobilien kamen 2018 bundesweit unter den Hammer, etwa 3800 weniger als im Vorjahr. Rund 3,85 Milliarden Euro betrug der gesamte Verkehrswert aller versteigerten Immobilien (minus 380 Millionen Euro). Diese Zahlen nennt die Ratinger Argetra-Gruppe, die regelmäßig die Daten des Zwangsversteigerungsmarktes in Deutschland erfasst.
Das mit dem Rückgang könnte sich aber bald ändern – wenn im nächsten Jahr die Zinsen steigen. „Ein Zinsanstieg um ein Prozent führt zu einem Rückgang der Preise um 20 Prozent“, sagt Argetra-Geschäftsführer Axel Mohr. Die Bank, die den Immobilienkauf finanzierte, hat dann einen geringeren Wert in ihren Büchern und lässt sich das bei einer Kreditverlängerung mit Aufschlägen bezahlen. Die können manche dann nicht mehr bezahlen, und dann wird Haus oder Wohnung zwangsversteigert. „Die Zahl der Zwangsversteigerungen könnte um zehn Prozent wachsen, wenn die Zinsen um ein Prozent steigen“, schätzt Mohr.
Aber zunächst ist die Zahl einmal gesunken – auch in Nordrhein-Westfalen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland gab es im vergangenen Jahr 4955 Auktionen, bei denen Immobilien mit einem Verkehrswert von insgesamt 941 Millionen Euro versteigert wurden. Durchschnittliche Verkehrswert: 189.900 Euro. Der ist um knapp 15 Prozent gestiegen, während die Zahl der Termine um knapp ein Viertel geschrumpft ist.
Auf 100.000 Einwohner in NRW entfielen 57 Haushalte, bei denen eine Zwangsversteigerung nötig war. Damit liegt Nordrhein-Westfalen leicht über dem Bundesdurchschnitt (52). Negativer Spitzenreiter in dieser Statistik ist SachsenAnhalt (104), wo die Zahl trotz eines Rückgangs um 17 Prozent fast dreimal so hoch ist wie in Baden-Württemberg (34). Bei der Zahl der Versteigerungstermine in der Region verzeichnete im vergangenen Jahr Duisburg die meisten (294).