Rheinische Post Viersen

Durch und durch ein Schaager Jung

Seit 2007 ist Günter Syben Ortsvorste­her in Schaag. Er setzt auf das Miteinande­r der Menschen.

- VON JOACHIM BURGHARDT

SCHAAG Das Denkmal auf dem Hubertuspl­atz hat es ihm angetan: „Die Figur des Gerbers ist ein Wahrzeiche­n für Schaag, hier hat es ja früher viele Gerbereien gegeben“, sagt Günter Syben. Der Ortsvorste­her lehnt sich an die Skulptur des Künstlers Wolfram Schobel-Gundhardt und schmunzelt: „Das passt, schließlic­h habe ich selbst viele Jahre für eine Gerber- und Lederfirma gearbeitet.“

Die Geschichte des Ortes lebendig zu erhalten, ist ihm wichtig: „Ich bin eben durch und durch ein Schaager Jung“, sagt Syben. Hier wurde er vor 69 Jahren geboren, hier lebt und wirkt er bis heute. Er setzt sich dafür ein, dass sein Heimatort nicht zu kurz kommt, seit 1994 als CDU-Ratsmitgli­ed und seit 2007 als Ortsvorste­her. Er nennt ein Beispiel, das bis heute in den Köpfen und Herzen der Schaager große Bedeutung hat: die Anerkennun­g als gleichbere­chtigter Ortsteil.

Bis 1995 war Schaag eine Art Anhängsel von Breyell, was vielen in der Bürgerscha­ft nicht passte. „Als die Entscheidu­ng im Rat anstand, damals im alten Breyeller Rathaus, habe ich als Ratsmitgli­ed noch in der Nacht vorher viele Diskussion­en geführt, damit wir eine Mehrheit bekommen“, erinnert sich Syben. Mit Erfolg: Der Rat beschloss mehrheitli­ch, dass Schaag der sechste Nettetaler Stadtteil wurde, gleichbere­chtigt mit den fünf anderen. Syben: „Dafür habe ich gekämpft, und es hat sich gelohnt.“

Dabei wirkt er gar nicht wie ein klassische­r Kämpfer. Er ist nicht groß, recht schlank. Spricht meist leise, presst schon mal die Lippen aufeinande­r, wenn es ans Überlegen geht. Er ist her der geduldige Zuhörer. Privates lässt er sich kaum entlocken – höchstens, dass er gern reist, in den Süden oder nach Berlin. „Aber meist geht ich dann doch raus, zu den Vereinen etwa, ich wird ja oft angesproch­en: Günter, kannst du da nicht was machen?“, berichtet der 69-Jährige. Und Günter macht.

So berichtet Syben, wie er einmal einem Handwerker beistand, dem die Stadtverwa­ltung untersagen wollte, in seiner Garage Utensilien zu lagern. „Er sollte dafür eine Halle anmieten, das kann man einem Ein-Mann-Betrieb doch nicht zumuten“, sagt Syben. Der Ortsvorste­her wies in der Verwaltung auf Verordnung­en und Paragrafen hin, die man im Rathaus übersehen habe – und der Handwerker durfte seine Garage weiter wie bisher nutzen.

„Ein andermal wandten sich Anwohner des Hubertuspl­atzes an mich, weil dort öfter Jugendlich­e bis in die Nacht feierten“, erzählt Syben. „Da bin ich zu den jungen Leuten hin, habe mit ihnen geredet, und dann war Ruhe.“Mit Geduld und Beharrlich­keit Konflikte friedlich zu lösen, sei seine Maxime. Das entspreche seiner Lebenseins­tellung, deshalb sei er auch CDU-Mitglied: „Ich bin mit der Kirche groß geworden, war zum Beispiel Messdiener, da ist mir das ‚C‘ im Parteiname­n wichtig“, hebt Syben hervor. Wohl auf Bundeseben­e, da vermisse er heute mitunter, abgesehen von Merkels Flüchtling­spolitik, das Christlich­e in der Parteipoli­tik.

Syben versteht sich als Lokalpolit­iker, der sich „für die Menschen und für den Ort“einsetze. Für den Ortsteil Schaag sei einerseits ein

anstehende­s Jubiläum wichtig: „Im Kreuzgarte­n ist zu Pfingsten zum 100. Mal das Gefallenen-Gedenken, das seit 1919 dort stattfinde­t und wohl eine der ältesten solcher Gedenkfeie­rn im Land ist“, sagt Syben. Er bemühe sich darum, dass zu diesem Anlass ein Vertreter der Landesregi­erung komme. Zum anderen setze er sich dafür ein, dass in Schaag Neubaugebi­ete ausgewiese­n werden, so an der Boisheimer Straße. „Da sind wir sehr weit, nächstes Jahr kann vielleicht schon gebaut werden“, sagt Syben.

Bei allem Engagement sieht sich Syben nicht als Einzelkämp­fer. „Typisch für Schaag ist der Zusammenha­lt der Menschen, der Ort ist auch geprägt vom Vereinsleb­en“, sagt er. Sorge bereite ihm, dass die Kontaktpfl­ege der Vereine untereinan­der etwas nachgelass­en habe. „Da will ich mit den Vorständen reden, wir müssen in Schaag alle an einem Strang ziehen“, sagt er. Vor allem ab 2020, wenn Syben als Ortsvorste­her aufhört: „Ich finde, mit 70 Jahren sollte Schluss sein in der Politik.“

„Ich finde, mit 70 Jahren sollte Schluss sein in der Politik“Günter Syben

Schaager Ortsvorste­her

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Als Treffpunkt hat sich Ortsvorste­her Günter Syben die Gerber-Skulptur am Hubertuspl­atz in Schaag ausgesucht.

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