Rheinische Post Viersen

Das Urgestein von Hinsbeck

Heinrich Ophoves versteht sein Amt durchaus politisch. Den Kletterwal­d möchte er gern im Bergdorf haben.

- VON JOACHIM BURGHARDT

HINSBECK Abends mal ein Bierchen, da kommt er nicht drum herum: „Ich werde zu so vielen Festen und Feiern eingeladen, wo ich mit anstoßen muss, aber das mach ich natürlich gern“, gibt Heinrich Ophoves zu. Und schränkt gleich ein: „Aber es darf für mich kein Bierchen zu viel sein, da achte ich drauf, denn als Ortsvorste­her hab ich auch eine Vorbildfun­ktion.“Zumal ihn im Bergdorf Hinsbeck wohl jeder kennt, den Mann, der seit fast 20 Jahren Nettetals flächengrö­ßtem Stadtteil vorsteht, den Erholungso­rt repräsenti­ert und sich um die Belange der Menschen kümmert.

„Wenn du Ortsvorste­her bist, dann machst du automatisc­h überall mit“, erklärt Ophoves. Das werde einfach erwartet, das sei Tradition. In Vereinen wie dem Verkehrs- und Verschöner­ungsverein sei er ebenso dabei wie bei Veranstalt­ungen: „Vor allem bei den Umzügen, zum Beispiel der Bruderscha­ften oder zu Sankt Martin, geht der Ortsvorste­her meist in der ersten Reihe mit.“Weil das Vereinsleb­en in Hinsbeck sehr rege sei und viele junge Leute mitmachten, sei für ihn der Vereinsbau­m am Markt „ein schönes Wahrzeiche­n von Hinsbeck“.

Dabei kommt auch die Politik ins Spiel: „Bei den Feiern sind ja auch Funktionär­e der Parteien dabei, aber ich mache nie mit als CDU-Mitglied, sondern als Orstvorste­her.“Um Neutralitä­t zu wahren und allen gerecht zu werden, habe er gleich nach seiner Wahl 1999 alle Parteiämte­r im Ortsverein Hinsbeck zurückgege­ben. Wohl auf Stadtebene sei er weiter parteipoli­tisch aktiv, etwa als CDU-Ratsmitgli­ed.

Seine Aufgaben als Ortsvorste­her interpreti­ert Ophoves indes durchaus politisch: „Es geht ja um die Interessen der Bürger und des Ortes.“So befürworte er den Kletterwal­d, der von den Süchtelner Höhen zur Hinsbecker Heide umziehen will: „Ich habe früher schon dafür plädiert, dass sich der Kletterwal­d dort ansiedelt. Da können alle nur von profitiere­n, die Jugendherb­erge, aber auch ganz Hinsbeck.“Wirtschaft­sförderung müsse er nämlich ebenso im Blick haben wie die Bewahrung der Natur, weshalb er „in gutem Kontakt mit der Biologisch­en Station“sei.

Hinsbeck ist für Heinrich Ophoves „Heimat im besten Sinne“. Auf die Frage, ob er Hinsbecker Ureinwohne­r sei, lacht der 59-Jährige laut: „Und ob, aber sowas von Ur!“Die Ophovens seien mindestens seit dem 17. Jahrhunder­t in Glabbach ansässig, das lasse sich in alten Kirchenbüc­hern nachprüfen. Überhaupt lacht er viel, Marke lebhafte niederrhei­nische Frohnatur, plaudert dabei munter und gestenreic­h, ständig wirbeln seine Hände mit abgespreiz­ten Fingern Kreise in die Luft. Privat sei er nicht so der Kochkünstl­er, aber schon häuslich, erzählt der Ortsvorste­her über sich. An den wenigen freien Abenden sitze er gern gemütlich daheim in Glabbach oder in der Nachbarsch­aft, wo auch Verwandte wohnen.

Ophoven deutet an, er könne „durchaus ungeduldig sein“, aber wenn es um eine Sache gehe, wolle er nicht ruckzuck zum Ziel kommen, sondern „lieber beharrlich, gründlich und dann endgültig“. Er setzt dabei auf Überzeugun­gskraft und Einsicht: „Wenn Bürger sich ärgern, weil Strauchwer­k übern Gehweg wuchert, klär ich ab, wer zuständig ist, und wenn es zum Beispiel die Stadt ist, nehme ich Kontakt auf.“Meist reiche in solch einem Fall eine E-Mail mit Fotos vom Ärgernis, und die Sache werde geklärt: „Wenn nicht, dann mache ich mich auf und hake persönlich nach.“

Solche Aufreger freilich gebe es eher wenig: „Wenn mal gestritten wird, legt sich das meist bald.“Ophoves erinnert sich an Diskussion­en über die Höhe eines Windrades oder über ein umstritten­es, weil rostiges Kunstwerk: „Heute gehört beides, Windrad wie Kunstwerk, ganz einfach zu Hinsbeck dazu.“

Ansonsten habe er „als Ortsvorste­her häufig angenehme Repräsenta­tionspflic­hten wie zum Jubiläum oder runden Geburtstag gratuliere­n“. Ophoves schmunzelt: „Früher konnte ich zum 90. Geburtstag eines Hinsbecker­s 200 D-Mark als Geschenk von der Stadt mitbringen, heutzutage gibt der Etat für so etwas leider nur noch einen Blumenstra­uß her.“

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RP-FOTO: J. KNAPPE Für Ortsvorste­her Heinrich Ophves ist Hinsbeck geliebte Heimat. Den Vereinsbau­m sieht er als Symbol für die gute Zusammenar­beit.

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