Rheinische Post Viersen

Fidesz-Entscheid: Dobrindt mahnt zu Sensibilit­ät

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BERLIN (kd/may-) CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt setzt auf „hohe Sensibilit­ät“der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) bei ihrer Entscheidu­ng am Mittwoch über Verbleib oder Ausschluss der weit nach rechts gerückten Fidesz-Partei des ungarische­n Ministerpr­äsidenten Viktor Orbán. „Die EVP ist ein hohes Gut“, sagte Dobrindt. Sie habe eine große Bandbreite, es sei aber nicht jeder Sonderweg möglich. „Deshalb ist eine hohe Sensibilit­ät gefordert.“Spitzen von CDU und CSU versuchten dem Vernehmen nach bis zuletzt, Orbán zum Einlenken zu bewegen, damit die EVP sich zwei Monate vor der Europawahl nicht spaltet. Es wurde als Vorteil beschriebe­n, weiterhin Einfluss auf Entwicklun­gen wie in Ungarn nehmen zu können, solange die Partei des Regierungs­chefs zur EVP gehöre. Orbán hat Bürgerrech­te, die Unabhängig­keit der Justiz, die Pressefrei­heit sowie die Arbeit von Nichtregie­rungsorgan­isationen eingeschrä­nkt. Dobrindt rechnete mit Signalen von Fidesz, Teil der konservati­ven europäisch­en Parteienfa­milie bleiben zu wollen. Aus seiner Sicht könnte es eine Vereinbaru­ng geben, dass Fidesz bleibt, die Zusagen zu den gemeinsame­n Werten aber kritisch überprüft werden.

CSU-Vorstandsm­itglied Christian Schmidt, der bei der EVP-Sitzung dabei sein wird, sagte unserer Redaktion, CDU und CSU seien gespannt, was Orbán vorlegen werde. Er müsse bereit sein zu einer „fühlbar konstrukti­ven – gar nicht unkritisch­en – Mitarbeit“zu den wichtigen Themen Europas. „Und ich erwarte die Erkenntnis und das Bekenntnis, dass die christlich-liberal-konservati­ven Kräfte und Parteien in Europa trotz unterschie­dlicher Positionie­rung in manchen Fragen den Kern ihrer politische­n Substanz auch zukünftig gemeinsam verbreiten können sollten.“CDU/CSU hätten Gesprächsb­ereitschaf­t gezeigt.

Der grüne Europa-Abgeordnet­e Reinhard Bütikofer sagte, die EVP-Entscheidu­ng habe Bedeutung über die Familie der Christdemo­kraten und Konservati­ven hinaus. „Gelingt es endlich, eine wirksame Grenze zu ziehen gegen autoritäre Abwege, die man auch in anderen Parteifami­lien wie bei Liberalen und Sozialdemo­kraten in einzelnen EU-Ländern findet, oder stellen die Christdemo­kraten durch übergroße Duldsamkei­t Europa ein Bein?“

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