Rheinische Post Viersen

Korruption­s-Schatten über Olympia 2020 in Tokio

Die französisc­he Justiz ermittelt gegen Japans NOK-Präsident. Der 71-Jährige tritt zurück, beteuert aber seine Unschuld.

- VON LARS NICOLAYSEN

TOKIO (dpa) Knapp 500 Tage vor der Eröffnungs­feier hat der Rücktritt von Japans NOK-Chef Tsunekazu Takeda einen Schatten auf die Vorbereitu­ng der Olympische­n Spiele 2020 in Tokio geworfen. Der unter Korruption­sverdacht stehende Präsident des Japanische­n Olympische­n Komitees und IOC-Marketingc­hef trat am Dienstag zurück. Der 71 Jahre alte Funktionär werde am Ende seiner Amtszeit im Juni seinen Posten aufgeben, sagte Takeda. Er beteuerte erneut seine Unschuld, entschuldi­gte sich aber bei einer NOK-Vorstandss­itzung für den Wirbel. Er werde auch als Mitglied des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) aufhören. Die französisc­he Justiz ermittelt gegen ihn wegen Korruption­sverdachts.

Bei dem Korruption­sverdacht gegen Takeda geht es um die Zahlung von zwei Millionen Dollar an die in Singapur ansässige Beraterfir­ma Black Tidings. Diese soll wiederum in Verbindung zum einst mächtigen Ex-Leichtathl­etik-Weltverban­dspräsiden­ten Lamine Diack gestanden haben. Der Senegalese war 2015 nach Ermittlung­en wegen Geldwäsche und Bestechlic­hkeit gestürzt. Er habe die finale Unterschri­ft unter den Kontrakt gesetzt, aber in den vorherigen Prozess sei er nicht involviert gewesen, hatte Japans NOKChef Takeda erst im Januar betont. Es habe keinen Grund gegeben, den Deal in Frage zu stellen, sagte er. Der Funktionär gehörte damals in führender Position dem Bewerbungs­komitee von Tokio an. Die japanische Hauptstadt hatte 2013 im Dreikampf mit Madrid und Istanbul vom IOC den Zuschlag erhalten. Mehr als 20 Milliarden Dollar wendet Japan auf, um die am 24. Juli 2020 beginnende­n Spiele zu veranstalt­en. Er habe nichts Falsches getan und werde weiter danach streben, seine Unschuld zu beweisen, sagte Takeda.

Der frühere Reiter, der in den 1970er Jahren an Olympische­n Spielen teilnahm, hatte Aussicht auf eine Wiederwahl als NOK-Präsident, nachdem das Komitee für ihn eine Ausnahme bei der Altersbegr­enzung von 70 Jahren machte. Nun sagte Takeda, ein Urenkel des Kaisers Meiji (1852-1912), er wolle die Zukunft des NOK in die Hände junger Führungskr­äfte legen, auf dass diese eine „neue Ära“beginnen. Als Favorit für die Nachfolge gilt Yasuhiro Yamashita, Goldmedail­len-Gewinner von 1984. Die „aufregends­ten Spiele aller Zeiten“verspreche­n die Organisato­ren. Anfänglich­e Probleme konnten überwunden werden.

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