Verrückt nach Kultur
Wir stellen fünf Menschen vor, die von Oper, Tanz und Theater infiziert wurden und sich immer wieder neu begeistern lassen. „Wagner ist tollkühn, das muss belohnt werden“„Die Kultur ist mein Psychiater“„Ich würde die Musik manchmal gerne lauter drehen“„Ic
Fans sind wild und laut. Jeder soll wissen, wem ihre Liebe gehört und wie leidenschaftlich sie brennt. Wir stellen heute fünf Menschen vor, die solche starken Gefühle kennen. Allerdings schlägt ihr Herz nicht für Messi oder Beyoncé, ihre Helden sind Komponisten, Theaterschauspieler und Choreographen. Sie sind „addicted to culture“, also süchtig nach Kultur, weil sie sie glücklich macht. Jahr bedeuten mir sehr viel“, sagt er.
Während seiner Zeit als Direktor des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums in Benrath ging er nur selten ins Konzert, denn er hatte immer viel zu tun. Dann erkrankte seine Frau und er half, wo er konnte. Das Tonhallen-Abo erlaubte er sich nach ihrem Tod vor zwölf Jahren. Seine Töchter Isabel und Miriam Meckel, die Publizistin und Herausgeberin der „Wirtschaftswoche“, unterstützen den Vater, wenn es Schwierigkeiten gibt, das Konzerthaus zu erreichen.
Norbert Meckel liest viel, um stets dem Weg des Komponisten durch die Musik folgen zu können. „Mich interessiert, welche Gedanken er sich der gemacht hat. Wie es ihm gelang, seine Vorstellungen in Töne zu kleiden.“Gustav Mahler etwa bewege ihn zutiefst. Er genieße es, zu hören und zu erkennen, was diese Musik offenbare. Im Symphonikerkonzert Anfang April wurde Mahlers 2. Sinfonie gespielt, die Auferstehungssinfonie. Für Norbert Meckel ein Werk mit Appellcharakter. „Wir sprechen so viel von Menschenwürde – und Tausende treten sie mit Füßen. Insofern enthält die Auferstehungssinfonie auch eine hochpolitische Botschaft.“
Über die Maßen liebe er Franz Schuberts „Winterreise“, diesen wunderbaren Strom schwermütiger Seelenzustände. Er schätzt es, wenn das Urmenschliche mit dem Herzen betrachtet wird. „Wo keine Romantik ist, wird es für mich schwierig.
Manchmal, wenn ihm die Töne allzu fern sind, sagt er zu seinem Freund, der im Konzert neben ihm sitzt: „In dieser Musik komme ich gar nicht vor.“In seiner Wohnung in einem Düsseldorfer Seniorenstift hört Norbert Meckel viel Musik. „Aber ich kann sie nicht so laut stellen, sonst fallen die anderen von den Stühlen.“
Früher stand zu Hause ein Klavier. Als seine Frau erkrankte, verkaufte er das Instrument. „Sie hat sowieso immer viel besser gespielt als ich.“
Gerald Znidaric,