Rheinische Post Viersen

Sternstund­e des Bundestags

- VON EVA QUADBECK

Bei der Organspend­e ist der Bundestag nach einer langen, klugen Debatte zu einer ausgewogen­en Entscheidu­ng gekommen. Warum kann Politik eigentlich nicht immer so sein? Die Lösung ist richtig, wonach ein Mensch oder dessen Angehörige weiter zugestimmt haben müssen, bevor die Organe eines Verstorben­en entnommen werden können. Zugleich enthält der Gesetzentw­urf zahlreiche Neuerungen, durch die die Zahl der Organspend­en in Deutschlan­d steigen kann.

Es steht außer Frage, dass diese Zahl in Deutschlan­d derzeit viel zu niedrig ist. Doch auch ohne jeden Bürger, der nicht widerspric­ht, automatisc­h zum Organspend­er zu erklären, stehen die Chancen gut, dass es ab dem Jahr 2020 in Deutschlan­d deutlich mehr Organspend­en geben wird. Bereits im vergangene­n April ist ein Gesetz in Kraft getreten, das die Organisati­on der Organentna­hme in den Kliniken profession­alisiert. Entscheide­nde Teile dieses Gesetzes werden aber erst in diesem Jahr wirksam. Die Organisati­on in den Kliniken sowie die Finanzieru­ng von Entnahme und Transport waren bisher die entscheide­nde Schwachste­lle.

Zur Widerspruc­hslösung muss nicht das letzte Wort gesprochen sein. Sollte die Zahl der Organspend­en in den kommenden zwei Jahren nicht spürbar nach oben gehen, muss das Thema noch einmal auf den Tisch. Tausende Leben hängen davon ab. Der Bundestag müsste keine Scheu haben, die Debatte erneut zu eröffnen. Was die Abgeordnet­en am Donnerstag geboten haben, darf als Sternstund­e des Parlaments bezeichnet werden: Die Reden lagen auf hohem Niveau, man hat sich gegenseiti­g zugehört und auf Polemik verzichtet. Dennoch waren die Positionen glasklar zu erkennen. Man kann sich nur wünschen, dass von diesem Geist auch etwas in andere Debatten einkehrt. BERICHT ORGANSPEND­E NUR MIT ZUSTIMMUNG, POLITIK

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