Bundesregierung holt erste gestrandete Urlauber zurück
BERLIN (dpa) Die größte Rückholaktion für Deutsche aus dem Ausland in der Geschichte der Bundesrepublik ist angelaufen. Am Mittwochnachmittag landete in München die erste von der Bundesregierung gecharterte Maschine mit Urlaubern aus Tunesien, die wegen Reisebeschränkungen in der Corona-Krise in dem nordafrikanischen Land gestrandet waren. Am Abend wurden zwei Maschinen aus dem ägyptischen Badeort Hurghada in München und drei aus Marokko in Frankfurt am Main erwartet. Nach Angaben des Auswärtigen Amts sind noch mehr als 100.000 deutsche Touristen im Ausland – unter immer schlechter werdenden Bedingungen.
In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Länder wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus Grenzen dicht gemacht und Flugverbindungen gekappt. Da Deutschland inzwischen zu den Hauptrisikoländern gehört, sind Bundesbürger besonders stark von den Einschränkungen betroffen.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte deswegen am Dienstag angekündigt, Deutsche aus den Ländern zurückholen zu wollen, aus denen es keine regulären Linienflüge mehr gibt. Dafür sollen von Lufthansa, Condor und Tui für 50 Millionen Euro 30 bis 40 Maschinen gechartert werden. Die Passagiere müssen sich voraussichtlich mit dem Betrag für ein Economy-Ticket an den Kosten beteiligen.
Neben den Regierungs-Flügen organisieren auch die Fluggesellschaften und Reiseveranstalter schon seit dem Wochenende Sonderflüge, um Reisende zurückzuholen. Vom Reisekonzern Tui werden nach Angaben eines Sprechers täglich etwa 10.000 Passagiere zurückgebracht. Dazu gehörten aber auch Rückflüge, die die konzerneigene Linie Tuifly bereits im Plan hatte. Die Airlines der Lufthansa Group haben bisher 139 Sonderflüge für rund 20.000 Urlauber aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien durchgeführt oder geplant. Condor will in den nächsten Tagen 50.000 Urlauber zurückbringen.
In den sozialen Medien wird die Rückholaktion derweil von vielen kritisch verfolgt. „Wann sind die Touristen abgeflogen? Etwa noch im Februar oder Anfang März? Dann auf Kosten der Steuerzahler diese Leute zurückholen? Geht’s noch?“, lautet ein Kommentar zur Ankündigung der Luftbrücke durch den Außenminister Heiko Maas (SPD).
Das Auswärtige Amt hat allerdings auch sehr spät von Auslandsreisen abgeraten. Erst vor gut einer Woche gab es einen entsprechenden Hinweis für ganz Italien, das am stärksten betroffene Land in Europa. Erst seit Sonntag rät die Bundesregierung generell von Auslandsreisen ab. Und die jetzt bestehende Reisewarnung wurde vom Außenminister erst am Dienstag der laufenden Woche ausgesprochen.
Für die Flüge will die Regierung bis zu 50 Millionen Euro ausgeben