Coronakrise: Kirche geht neue Wege
Der Jugendtreff Effa ist geschlossen, will aber erreichbar bleiben. Der evangelische Pfarrer Arne Thummes und Sozialpädagogin Manuela Osinski setzen wie Pfarrer Bernd Mackscheidt derweil auf YouTube.
GRENZLAND Bernd Mackscheidt, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Brüggen/Elmpt, setzt angesichts der Coronavirus-Krise seinen Weg der virtuellen Gottesdienste fort. „Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Wege“, sagte Mackscheidt in einem am Mittwoch auf YouTube veröffentlichten Gottesdienst „Auszeit“. Aufgezeichnet wurde dieser in der komplett leeren Kirche – Glockengeläut, Predigt, Tageslosung und Musik.gehören zu der rund 25-minütogen Aufzeichnung. Am Sonntag um 10 Uhr will er erneut einen virtuellen Gottesdienst feiern.
Auch Arne Thummes, Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Waldniel, spricht auf einem eigenen YouTube-Kanal etwa über Handhygiene. Man solle zweimal „Happy Birthday to you“(30 Sekunden lang) singen oder zwei „Vater Unser“(Dauer: 42 Sekunden) sprechen, um richtig saubere Hände zu bekommen. „Ich hab mich dann gefragt: Wie wird das dann sein, wenn das Ganze mal zu Ende ist? Hängt mir dann vielleicht ,Happy Birthday’ völlig aus den Ohren raus und ich kann einfach keinen Geburtstag mehr leiden, weil ich nicht mehr ,Happy Birthday’ singen mag?“, fragt Thummes. Er stellt die Frage auch für das „Vater Unser“und geht auf das Bedürfnis der Seelenhygiene ein.
In einem anderen YouTube-Video wird mit der Handpuppe Paul das Thema Homeschooling thematisiert. Im Gespräch mit Sozialpädagogin
Manuela Osinski, die in der Waldnieler Gemeinde für die konfessionelle Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie für die Konfirmandenarbeit zuständig ist, spricht Paul über Unterricht von zu Hause aus. „Normalerweise gehen Kinder ja in die Schule, und die Lehrer bringen ihnen etwas bei. Aber im Moment sind die Kinder ja zu Hause, deswegen machen sie ihre Aufgaben auch zu Hause und manche Sachen müssen ihnen die Eltern auch erklären“, beantwortet Osinski die Frage nach Homeschooling. „In Deutschland
ist das verboten, aber jetzt erlaubt, weil irgendwie alles nicht normal ist“, fasst Paul zusammen. In den USA sei das immer erlaubt, stellen beide fest. „Wenn wieder alles normal ist, darf ich dann wieder sagen, Mama, du hast mir nix zu sagen“, will Paul wissen.
Auch die evangelische Kirchengemeinde in Schwalmtal hat sich etwas einfallen lassen, um Kontakt mit den Menschen zu halten. Die Pfarrer planen Kurzandachten, die sie auf YouTube hochladen werden. Der Kanal heißt „Evangelischer Buntfunk
Waldniel“.
Trotz Schließung bis voraussichtlich 19. April und dem Ausfall aller Angebote will auch das Team des evangelischen Jugendtreffs „Effa“erreichbar bleiben. „Besondere Zeiten erfordern besondere Mittel und Wege. Wir bieten ein Vernetzungstelefon für alle Menschen an“, sagt Sozialarbeiterin Andrea Schulz. „Telefonisch, per WhatsApp und E-Mail sind wir weiterhin für euch Kinder da. Für alle eure Fragen, Sorgen und Geschichten versuchen wir, ein offenes Ohr zu haben.“Und nicht nur
für Kinder und Jugendliche gelte das Kontaktangebot: „Es gibt auf unserem Gemeindegebiet Menschen, die wegen der speziellen Situation plötzlich Hilfe brauchen und andere Menschen, die kleinere Aufgaben übernehmen möchten“, sagt Schulz Man wolle helfen, indem man die Hilfsmöglichkeiten und Hilfsanfragen innerhalb Waldniels zusammenbringe.
Am Telefon könne man Mut machen und ein offenes Ohr für die Menschen aus Waldniel haben. Bei Problemen oder Fragen werde an die evangelischen Seelsorger oder zu weiteren Beratungsstellen vermittelt. Montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr seien zwei Sozialarbeiter in der Regel telefonisch erreichbar. „Mit dieser Arbeit möchten wir uns solidarisch zeigen und Vorbilder sein. Helfen und helfend gesehen werden. Darauf kommt es an, denn jeder kann etwas tun“, ist sich Andrea Schulz sicher.