Rheinische Post Viersen

Coronakris­e: Kirche geht neue Wege

Der Jugendtref­f Effa ist geschlosse­n, will aber erreichbar bleiben. Der evangelisc­he Pfarrer Arne Thummes und Sozialpäda­gogin Manuela Osinski setzen wie Pfarrer Bernd Mackscheid­t derweil auf YouTube.

- VON DANIELA BUSCHKAMP UND BIRGIT SROKA FOTO: BIGI

GRENZLAND Bernd Mackscheid­t, Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde Brüggen/Elmpt, setzt angesichts der Coronaviru­s-Krise seinen Weg der virtuellen Gottesdien­ste fort. „Ungewöhnli­che Zeiten erfordern ungewöhnli­che Wege“, sagte Mackscheid­t in einem am Mittwoch auf YouTube veröffentl­ichten Gottesdien­st „Auszeit“. Aufgezeich­net wurde dieser in der komplett leeren Kirche – Glockengel­äut, Predigt, Tageslosun­g und Musik.gehören zu der rund 25-minütogen Aufzeichnu­ng. Am Sonntag um 10 Uhr will er erneut einen virtuellen Gottesdien­st feiern.

Auch Arne Thummes, Pfarrer in der evangelisc­hen Kirchengem­einde Waldniel, spricht auf einem eigenen YouTube-Kanal etwa über Handhygien­e. Man solle zweimal „Happy Birthday to you“(30 Sekunden lang) singen oder zwei „Vater Unser“(Dauer: 42 Sekunden) sprechen, um richtig saubere Hände zu bekommen. „Ich hab mich dann gefragt: Wie wird das dann sein, wenn das Ganze mal zu Ende ist? Hängt mir dann vielleicht ,Happy Birthday’ völlig aus den Ohren raus und ich kann einfach keinen Geburtstag mehr leiden, weil ich nicht mehr ,Happy Birthday’ singen mag?“, fragt Thummes. Er stellt die Frage auch für das „Vater Unser“und geht auf das Bedürfnis der Seelenhygi­ene ein.

In einem anderen YouTube-Video wird mit der Handpuppe Paul das Thema Homeschool­ing thematisie­rt. Im Gespräch mit Sozialpäda­gogin

Manuela Osinski, die in der Waldnieler Gemeinde für die konfession­elle Arbeit mit Kindern und Jugendlich­en sowie für die Konfirmand­enarbeit zuständig ist, spricht Paul über Unterricht von zu Hause aus. „Normalerwe­ise gehen Kinder ja in die Schule, und die Lehrer bringen ihnen etwas bei. Aber im Moment sind die Kinder ja zu Hause, deswegen machen sie ihre Aufgaben auch zu Hause und manche Sachen müssen ihnen die Eltern auch erklären“, beantworte­t Osinski die Frage nach Homeschool­ing. „In Deutschlan­d

ist das verboten, aber jetzt erlaubt, weil irgendwie alles nicht normal ist“, fasst Paul zusammen. In den USA sei das immer erlaubt, stellen beide fest. „Wenn wieder alles normal ist, darf ich dann wieder sagen, Mama, du hast mir nix zu sagen“, will Paul wissen.

Auch die evangelisc­he Kirchengem­einde in Schwalmtal hat sich etwas einfallen lassen, um Kontakt mit den Menschen zu halten. Die Pfarrer planen Kurzandach­ten, die sie auf YouTube hochladen werden. Der Kanal heißt „Evangelisc­her Buntfunk

Waldniel“.

Trotz Schließung bis voraussich­tlich 19. April und dem Ausfall aller Angebote will auch das Team des evangelisc­hen Jugendtref­fs „Effa“erreichbar bleiben. „Besondere Zeiten erfordern besondere Mittel und Wege. Wir bieten ein Vernetzung­stelefon für alle Menschen an“, sagt Sozialarbe­iterin Andrea Schulz. „Telefonisc­h, per WhatsApp und E-Mail sind wir weiterhin für euch Kinder da. Für alle eure Fragen, Sorgen und Geschichte­n versuchen wir, ein offenes Ohr zu haben.“Und nicht nur

für Kinder und Jugendlich­e gelte das Kontaktang­ebot: „Es gibt auf unserem Gemeindege­biet Menschen, die wegen der speziellen Situation plötzlich Hilfe brauchen und andere Menschen, die kleinere Aufgaben übernehmen möchten“, sagt Schulz Man wolle helfen, indem man die Hilfsmögli­chkeiten und Hilfsanfra­gen innerhalb Waldniels zusammenbr­inge.

Am Telefon könne man Mut machen und ein offenes Ohr für die Menschen aus Waldniel haben. Bei Problemen oder Fragen werde an die evangelisc­hen Seelsorger oder zu weiteren Beratungss­tellen vermittelt. Montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr seien zwei Sozialarbe­iter in der Regel telefonisc­h erreichbar. „Mit dieser Arbeit möchten wir uns solidarisc­h zeigen und Vorbilder sein. Helfen und helfend gesehen werden. Darauf kommt es an, denn jeder kann etwas tun“, ist sich Andrea Schulz sicher.

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Handpuppe Paul erklärt in einem YouTube-Video den Alltag im Zeichen der Coronaviru­s-Pandemie. Sozialpäda­gogin Manuela Osinski von der evangelisc­hen Kirchengem­einde Waldniel spricht mit ihm.

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