Rheinische Post Viersen

Video-Unterricht – jetzt erst recht!

Können Schüler nicht zur Schule, muss der Unterricht zu ihnen. Eine Chance für alle, die den Versuch nicht scheuen.

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN

Mönchengla­dbach Am 10. März blieben die Schüler der Hebo-Privatschu­le den Klassenzim­mern fern. Also bereits drei Tage bevor das Land NRW die Schließung der Schulen verkündete. Warum? Weil Lehrer und Schüler an diesem Tag bereits den Ernstfall, also den Unterricht von zu Hause und über den Bildschirm, probten. Auch das Gymnasium am Geroweiher, die Gesamtschu­le Hardt und das Gymnasium Odenkirche­n haben bereits erste Erfahrunge­n gesammelt. Dieser Grad der Digitalisi­erung des Unterricht­s kommt diesen Schulen nun zugute.

Von 9 bis 14 Uhr, im 60-Minuten-Takt und um ein paar Fächer reduziert – mehr ändere sich für die Schüler der Hebo-Privatschu­le in den nächsten Wochen nicht, sagt Lehrer Wasja Steinborn. Außer natürlich, dass die Schüler zu Hause vor Laptop oder Tablet sitzen und den Erklärunge­n des Lehrers lauschen. Weg fallen nur Fächer wie Sport oder Kunst, die sich den Umständen entspreche­nd schwer digital umsetzen lassen.

Der Testlauf dafür habe erstaunlic­h gut geklappt, sagt Steinborn. „Wir hatten mehr Schüler online anwesend als im Durchschni­tt in der Schule“, sagt er mit einem Schmunzeln. Er gibt aber auch zu bedenken, dass es bei 180 Schülern und 25 Lehrern viel einfacher zu organisier­en sei als an einer öffentlich­en Schule mit 800 Schülern und 60 Kollegen. „Der Aufwand ist schon riesig. Ein schöner Nebeneffek­t aber ist, dass auch weniger technikaff­ine Kollegen gut reingefund­en haben“, betont Steinborn.

In der Theorie könnte jeder Schüler seinem Lehrer dazwischen­funken, bestätigt Steinborn. Denn Stummschal­ten könne der Lehrer einzelne Schüler nicht. In der Praxis funktionie­re der Unterricht aber ausgesproc­hen gut. Der Lehrer, der alle seine Schüler in kleinen Porträts sehen kann, erteile ebenso das Rederecht wie im Klassenrau­m auch. Die Lehrer werden den Unterricht zum Teil auch von zu Hause aus geben, um die Internetle­itung der Schule zu entlasten.

Die aktuelle Ausnahmesi­tuation sei für alle Schulen die vielleicht größte Chance, sagt Susanne Feldges, Vorsitzend­e von NextMG.

„Unter Druck ist der Mensch zu so manchem fähig, vielleicht sogar zur Einführung stadtweit einheitlic­her, funktionst­iefer und motivieren­der Lernplattf­ormen“, sagt sie. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt für „Trial and Error“, also Versuch und Irrtum. Technische Angebote in Form von Apps gebe es reichlich, Lehrer und Schüler müssten sie nur nutzen.

Doch Feldges warnt auch davor, der aktuellen Situation mit althergebr­achten Methoden zu begegnen. „Die vielfach angewandte Lösung, den zu erlernende­n Stoff mit Angaben zu Büchern und Arbeitsblä­ttern auf der Schulwebse­ite zu veröffentl­ichen, ist wenig erfinderis­ch und leider noch weniger zielführen­d“, mahnt sie. Denn welcher Jugendlich­e könne sich angesichts von Sonnensche­in und steigenden Temperatur­en schon zum Lernen motivieren? „Seien wir ehrlich: Welcher

Newspapers in German

Newspapers from Germany