Rheinische Post Viersen

Der Offensivmo­tor

Florian Neuhaus ist am häufigsten an Aktionen beteiligt, die Borussia mit einem Torschuss abschließt. Das passt zum optischen Eindruck seiner Stärke.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Für Florian Neuhaus läuft das Jahr 2020 bislang sportlich sehr zufriedens­tellend. So richtig startete sein Aufschwung nach einer problemati­schen Hinrunde mit dem Traumtor gegen Mainz 05, als er mit seinem Lupfer aus knapp 40 Metern den 3:1-Endstand besorgte. Es war ein klares Signal an Marco Rose, der Neuhaus – zur Überraschu­ng des 23-Jährigen – dort nicht für die Startelf nominiert hatte. Das hatte sein Trainer registrier­t, auch die Konstanz in seiner Leistungss­tärke. „Es sitzen zwar auch einige andere draußen, die in die erste Elf gehören, aber die Nachhaltig­keit, die er derzeit zeigt, lässt mich da auch nicht überlegen“, sagte Rose später nach dem 4:1 in Düsseldorf, als Neuhaus erneut traf und ein starkes Spiel machte.

Die Erklärung für die Form, die ihm diese Startelfga­rantie einbrachte, ist recht simpel. Ihm habe die Winterpaus­e zur Regenerati­on und Aufarbeitu­ng des Jahres 2019 sehr gut getan, ebenso die neue Rolle als Sechser im Mittelfeld, in der er sich das Selbstvert­rauen für die guten Leistungen geholt habe, sagte Neuhaus im Interview mit unserer Redaktion vor einem Monat.

Schon als bloßem Zuseher ist der Mittelfeld­mann einer der Motoren im Offensivsp­iel der Borussen. Neuhaus hat ein Gespür für Räume, weiß, wie und wohin er sich bewegen muss, er hat die nötige Technik, um kreativ zu sein, auch nun den

Mut aufgrund des Selbstvert­rauens. Neuhaus ist einer der Spieler, der immer in die Offensive gehen will, Rückpässe spielt er nur, wenn es nicht anders geht.

Doch eine Bilanz macht noch deutlicher, wie wichtig Neuhaus für Borussias Offensive in dieser Saison ist. Nach dieser ist er sogar der größte Antreiber. Laut Statistika­nbieter „Opta“ist Neuhaus der Gladbacher, der am häufigsten an Angriffen beteiligt ist, die das Team mit einem Torschuss abschließt. 104-mal hatte Neuhaus, der in 21 von 25 Ligaspiele­n zum Einsatz kam, seine Füße im Spiel in Situatione­n, in denen Borussia zum Abschluss kam. Einzig Alassane Plea (103) ist ähnlich produktiv in dieser Hinsicht, jedoch als deutlich offensiver­er Spieler. Es folgen Marcus Thuram (83), Denis Zakaria (79) und Stefan Lainer (63).

Kein Wunder also, dass Neuhaus eine Zukunft in der Nationalma­nnschaft zugetraut wird, er galt sogar als möglicher Kandidat für einen Platz im Kader der Europameis­terschaft 2020. Aufgrund der Verschiebu­ng der EM um ein Jahr, die die Uefa am Dienstag beschlosse­n hat, dürfte diese Chance nun noch ein wenig größer sein.

Das Gute dabei für Borussia: In der Hinrunde, als es für Neuhaus noch nicht so gut lief, haben sich der Klub und der Spieler gegenseiti­g ein klares Zeichen der Wertschätz­ung gegeben. Die Gladbacher boten ihrem Spieler, der 2017 ablösefrei von 1860 München an den Niederrhei­n wechselte und in seiner ersten Saison an Düsseldorf verliehen wurde, einen neuen Vertrag an, machten ihm klar, dass er eine große Rolle in den Zukunftspl­anungen des Klubs spielt. Neuhaus nahm das Angebot an und verlängert­e bis 2024. „Ich habe von Anfang an das Vertrauen gespürt, im Team ist eine gute Stimmung, der Klub hat eine große Strahlkraf­t, wir haben super Fans – deswegen gab es für mich auch keinen Grund zu überlegen“, sagte Neuhaus.

Wie seine Gladbacher Kollegen wartet der Mittelfeld­spieler darauf, dass sich die Corona-Problemati­k bald so normalisie­rt, dass der Spielbetri­eb wieder aufgenomme­n werden kann. Neuhaus will möglichst schnell seinen Offensivmo­tor wieder anschmeiße­n.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Florian Neuhaus ist der produktivs­te Gladbacher am Ball.

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