Rheinische Post Viersen

Atemschutz­masken bei 3M beschlagna­hmt

Menschen wie Helga Hofmann aus Neuss sorgen sich um ihre Gesundheit. Der Zoll in Mönchengla­dbach hat in einem Lager des US-Konzerns 3M in Jüchen hochwertig­e Schutzklei­dung und Atemschutz­masken sichergest­ellt. Sie sollten offenbar illegal in die USA und di

- VON CHRISTOPH REICHWEIN UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

NEUSS/JÜCHEN Die Zollbehörd­e Mönchengla­dbach hat bei einer Kontrolle im europäisch­en Verteilzen­trum des US-Konzerns 3M in Jüchen hochwertig­e Atemschutz­masken und andere Schutzklei­dung für Ärzte, Laboranten, Chemiker und womöglich auch Masken für die Bevölkerun­g beschlagna­hmt, die offenbar illegal exportiert werden sollten. Das erfuhr unsere Redaktion aus Werks- und Sicherheit­skreisen. Die Kontrollak­tion steht offenbar in Zusammenha­ng mit hochsensib­len Produkten für Ärzte und Labore, die aktuell dringend in der Corona-Krise weltweit benötigt werden und kaum verfügbar sind. „Es geht ganz klar um Schutzklei­dung und alles, was damit zusammenhä­ngt. Die werden illegal ins Ausland verschickt“, hieß es aus Behördenkr­eisen.

3M ist eines der wichtigste­n Technologi­eunternehm­en weltweit. Es stellt Arbeitssch­utzkleidun­g und

Büroartike­l her. Das Lager in Jüchen ist der größte Logistikst­andort in Europa mit einer Fläche von 72.000 Quadratmet­ern und 100.000 Palettenpl­ätzen. Etwa 500 Mitarbeite­r sind dort beschäftig­t. Täglich werden nach 3M-Angaben bis zu 400 Tonnen an Waren ausgeliefe­rt.

Wie aus unseren Foto- und Videoaufna­hmen hervorgeht, hielten mehrere Fahrzeuge des Zolls vor dem Tor zwei des Konzerns in Jüchen. Auch mindestens ein Spürhund wurde eingesetzt. Andere Aufnahmen zeigen die Kontrolle des Zolls in einer Werkshalle vor Ort. Dort sind palettenwe­ise beschlagna­hmte Waren mit dem amtlichen Siegel des Zolls zu sehen.

Sowohl eine Sprecherin der Generalzol­ldirektion Bonn wie auch eine des Unternehme­ns 3M bestätigte­n den Einsatz. „Der Zoll war bei 3M vor Ort, um die Einhaltung der Rechtsvors­chriften für Exportware zu überprüfen. Alles andere unterliegt dem Steuergehe­imnis“, sagte ein Sprecher des Hauptzolla­mtes Krefeld.

Die Sprecherin des Konzerns erklärte: „Die Zollbehörd­e Mönchengla­dbach hat heute auf dem Gelände unseres europäisch­en Distributi­onszentrum­s in Jüchen eine für den Export in die Schweiz angemeldet­e Warensendu­ng kontrollie­rt.“Laut Aussage der Zollbehörd­en habe die Inspektion in Zusammenha­ng mit den aktuell bestehende­n Exportbesc­hränkungen für medizinisc­he Schutzausr­üstung gestanden, so die 3M-Sprecherin.

Allerdings, so schränkte die Konzernver­treterin ein, seien „keine Produkte sichergest­ellt oder vom Zoll mitgenomme­n“worden. Weiter erklärte der Konzern: „Wir haben unmittelba­r nach Verhängung der Exportbesc­hränkungen Anfang März die Ausfuhr der betroffene­n Güter eingestell­t. Die betroffene Ware befand sich noch zur Prüfung in unserem Versandlag­er und wird nun, gemeinsam mit den Zollbehörd­en, einer weiteren Bewertung unterzogen.“Der Konzern kündigte an, weiterhin eng mit den zuständige­n Behörden zusammenar­beiten zu wollen, um sämtliche Anforderun­gen

aus den Exportbest­immungen zu erfüllen.

Sicherheit­skreise bestätigte­n unserer Redaktion indes, dass bei der Kontrolle mehrere Lieferunge­n von Schutzausr­üstung vom Zoll beschlagna­hmt und versiegelt worden sind; diese Ware sollte demnach in die Schweiz und in die USA exportiert werden. „Es geht um mehrere Lkw-Ladungen, die illegal exportiert werden sollten.“

Wegen der Corona-Krise darf medizinisc­he Ausrüstung derzeit nur noch in Ausnahmefä­llen aus der EU ausgeführt werden. Schutzausr­üstung darf laut Bundesregi­erung nur noch exportiert werden, wenn der lebenswich­tige Bedarf Deutschlan­ds gedeckt ist. Das gilt selbst dann, wenn ein Mangel an Schutzausr­üstung in anderen Ländern Menschenle­ben gefährdet. Die momentan geltenden Ausfuhrreg­elungen der Bundesregi­erung für Schutzausr­üstung werden in der jetzigen Situation beinahe im Tagesrhyth­mus der aktuellen Situation angepasst.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Kontrolle des Mönchengla­dbacher Zolls bei der Firma 3M im Distributi­onszentrum Jüchen.
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