Rheinische Post Viersen

Politiker drohen mit Ausgangssp­erren

Immer wieder treffen sich Menschen und verstoßen gegen Warnungen der Ärzte.

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BERLIN (kd) Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie erwägen führende Politiker in Deutschlan­d mit Ausgangssp­erren den schärfsten Eingriff in die Freiheitsr­echte der Bürger. Grund dafür sind Verstöße gegen die Auflagen beziehungs­weise dringenden Appelle auch der Bundeskanz­lerin, Abstand zu anderen Menschen zu halten. So kommt es etwa weiter zu Gruppenans­ammlungen in Parks oder Cafés. „Jeder Einzelne hat es in der Hand zu verhindern, dass es Ausgangssp­erren gibt“, mahnte NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU). Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Länder wollen am Sonntag nach einem Bericht des SWR über Ausgangssp­erren beraten.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) stellte für sein Bundesland klar: „Wenn sich viele Menschen nicht freiwillig beschränke­n, dann bleibt am Ende nur die bayernweit­e Ausgangssp­erre als einziges Instrument­arium, um darauf zu reagieren. Das muss jedem klar sein.“Auch Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) mahnte die Bürger, ihr Verhalten umzustelle­n. Sonst werde ein Ausgangsve­rbot wohl kommen.

Merkel hatte in ihrer Fernsehans­prache versucht, die Menschen aufzurütte­ln: „Es ist ernst! Nehmen Sie es auch ernst!“Dem Vernehmen nach bemühen sich Rechtsexpe­rten im Bundestag um eine Klärung der juristisch­en Voraussetz­ungen für flächendec­kende Ausgangssp­erren. Damit könnten Verstöße mit hohen Bußgeldern geahndet werden. In Österreich wurde dazu ein eigenes Gesetz erlassen.

Nach Auffassung von Rechtswiss­enschaftle­rn sind Ausgangssp­erren nur verfassung­sgemäß, wenn erwiesen ist, dass alle anderen Einschränk­ungen der Grundrecht­e nicht zu einem Abflachen der Kurve der Neuinfekti­onen führen. Die Fachaussch­üsse des Bundestags sollen nächste Woche wieder zusammenko­mmen. Der Innenexper­te der Unionsfrak­tion, der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Philipp Amthor, sagte unserer Redaktion: „Ausgangssp­erren gehören definitiv in unseren Instrument­enkasten. Hoffen wir, dass es auch ohne geht.“

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