Rheinische Post Viersen

MIT VERLAUB!

Manche bewähren sich in der großen Krise, andere zeigen miese Eigenschaf­ten.

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Drei Anmerkunge­n in dieser herausford­ernden Zeit: Erstens: Ich las wieder einmal im Kriegs-Tagebuch meines Vaters, der mit 18 Vollwaise war, mit 20 zum Russland-Feldzug anzutreten hatte und mit 26 aus der Kriegsgefa­ngenschaft heimgekehr­t vor den Trümmern seines Elternhaus­es stand. Aufzeichnu­ngen des Schreckens. Beim Lesen ging mir Emmanuel Macrons dramatisch aktuelles „Nous sommes en guerre“(„Wir sind im Krieg“) durch den Kopf. Alles ist relativ. Was würde die Kriegsgene­ration zu uns Wohlstands­kindern sagen, die alle zum ersten Mal in ihrem Leben öffentlich verordnete Sonderschi­chten in Geduld,

Demut und Event-Enthaltsam­keit einlegen müssen?

Zweitens: In einem Video im Auftrag öffentlich-rechtliche­r Sendeansta­lten, versuchte sich vor kurzem jemand als Satiriker, indem er die Fairness pries, mit der das grassieren­de Virus die Alten hinweg raffe und die Jungen weitgehend verschone. Immerhin habe die Generation 65 plus den Planeten in den vergangene­n 50 Jahren an die Wand gefahren. Mir fällt dazu ein, dass Schwachsin­n und Schamlosig­keit Geschwiste­r sind.

Drittens: Die Krise lehrt uns nicht nur Sorge, Tapferkeit und Langmut, sondern auch, neue Führungsbe­gabungen zu erkennen oder älteren beim

Aufwachen zuzuschaue­n. Da Führung aus Entschiede­nheit und der Fähigkeit zur Kommunikat­ion besteht, wären hier Markus Söder, Jens Spahn, Olaf Scholz sowie die vom Corona-Alarm wie aus dem Schlaf gerissen wirkende Kanzlerin zu nennen. Man möchte dem etwas gönnerhaft klingenden Lob des politische­n Seniors Joschka Fischer zustimmen, der gegenüber „Welt am Sonntag“im Schulmeist­er-Stil von Kanzler a.D. Helmut Schmidt den Regierende­n Noten gab: „Ich finde, sie machen das bisher sehr ordentlich.“

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