Rheinische Post Viersen

„Alle sollen Auflagen beachten“

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Helga Hofmann, 90, Neuss

„Große Angst habe ich keine, aber natürlich mache ich mir Sorgen. Zum Beispiel habe ich alle Arzttermin­e abgesagt, die nicht dringend notwendig waren. Meine Kinder haben auf mich eingeredet, nicht mehr einkaufen zu gehen, aber beim Metzger und Bäcker war ich vor ein paar Tagen noch. Man braucht ja manchmal was Frisches. Für die nächsten 14 Tage bin ich erstmal versorgt. In den Supermarkt gehe ich nicht mehr, ich schüttele keine Hände und vermeide auch sonst nähere Kontakte. Ich bin nicht leichtsinn­ig, passe gut auf mich auf. Mei- ne Kinder kommen zwar noch mal zum Essen zu mir, aber wir sind vorsichtig. Ich fasse niemanden mehr an, bleibe auch auf Distanz zu meinen Urenkeln. Wir drücken uns auch nicht mehr.

Von den Menschen wünsche ich mir, dass sie sich normal verhalten und alle Auflagen beachten, um vor allem ältere Menschen zu schützen. Und vor allem erhoffe ich mir mehr Gelassenhe­it, sie sollen nicht in Panik verfallen. Damit wäre schon viel geholfen. Dass die Geschäfte fast alle geschlosse­n sind, finde ich richtig. Mich betrifft das sowieso nicht mehr so stark, ich lebe überwiegen­d in meinen eigenen vier Wänden. Und meine Kinder werden mich schon weiter versorgen.

Wissen Sie, dass vieles manchmal nicht mehr geht, kenne ich aus meinem langen Leben zur Genüge. Das relativier­t manches. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben wir in Trümmern gelebt und gehungert, aber es ging immer weiter, und es wurde besser und besser. Das in Deutschlan­d erreichte Wohlstands­niveau zu steigern ist fast unmöglich, und jetzt bekommen wir eben einen Dämpfer. Das müssen viele Menschen erst einmal verkraften.

Aber deshalb wünsche ich mir nun einfach mehr Gelassenhe­it. Denn irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem wir wieder raus können.“

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FOTO: ANNE ORTHEN Helga Hofmann gehört altersbedi­ngt zur Corona-Risikogrup­pe. Nun verbringt sie mehr Zeit mit ihrem E-Reader im Sessel.

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