Corona-Krise trifft auch die Tierheime
Viele Tierheime haben wegen der Corona-Krise für Besucher geschlossen. Dadurch werden weniger Tiere vermittelt, Spendengelder bleiben aus. Und mancher verunsicherte Hundehalter will sogar sein Tier abgeben.
KÖLN Mitten im Wald liegt in Köln eines der größten Tierheime Nordrhein-Westfalens, das Tierheim Dellbrück. 300 Tiere leben dort auf 11.000 Quadratmetern. Bis zu 60 ehrenamtliche Helfer sorgen mit dafür, dass die fast 100 Hunde jeden Tag ihren Auslauf bekommen. „Unsere Gassigeher kommen auch trotz der Corona-Krise, wir mussten das Ganze zeitlich nun aber ein wenig entzerren, damit nachmittags nicht alle gleichzeitig hier stehen“, sagt Heimleiter Bernd Schinzel.
Für Besucher ist das Tierheim zunächst bis Ende März geschlossen, um die Gefahr einer Ansteckung durch das Coronavirus für die Mitarbeiter des Tierheims klein zu halten. „Wenn unser Team in Quarantäne müsste, wäre das eine Katastrophe“, sagt Schinzel. Er betont aber, dass auch weiterhin einzelne Tiere vermittelt werden. „Es sollen sich aber nur Leute melden, die ernsthaft interessiert sind. Viele kommen auch vorbei, weil sie nur mal gucken wollen – das geht natürlich im Moment nicht.“Futterspenden würden natürlich ebenfalls weiterhin benötigt. Auch der Tierschutzverein Mönchengladbach vermittelt nur noch Tiere nach Terminabsprache.
Der Deutsche Tierschutzbund befürchtet, dass die erschwerte Vermittlung von Tieren in Zeiten von Corona und ein Einbruch von Spendengeldern viele Tierheime vor ernsthafte Herausforderungen stellen werden. Die Tierheime vermitteln derzeit wegen der Schließungen weniger Tiere. „Schweren Herzens müssen die Heime auch geplante Spendenveranstaltungen, wie Oster-Feste, Basare oder den Tag der offenen Tür absagen und Tierheim-Cafés schließen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Statt mit Veranstaltungen und Aktionen Spenden einzusammeln, auf die sie dringend angewiesen sind, versorgen sie noch mehr Tiere als sonst.“
Dazu kommen verunsicherte Tierhalter, wie Timo Franzen, Leiter des Tierheims Düsseldorf, sagt.
„Wir hatten schon Anfragen wegen der Abgabe von Hunden, weil die Leute dachten, sie dürften mit dem Hund nicht mehr Gassi gehen“, sagt Franzen. „Eigentlich ist es uns aber in allen Fällen gelungen, die Leute aufzuklären und zu beruhigen.“Futterspenden können in Düsseldorf in Spendenboxen vor dem Tierheim abgegeben werden. Die ehrenamtlichen Gassigeher und Katzenstreichler dürften auch weiterhin kommen, wie Franzen sagt. „Der Kontakt untereinander und zu den Tierpflegern wird aber auf ein Minimum beschränkt.“
Manche Tierbesitzer sind auch nach einer Nachricht aus Hongkong verunsichert, wo angeblich ein Hund „schwach positiv“auf das Virus getestet worden war, wobei eine Infektion des Tieres letztlich nicht nachgewiesen werden konnte. Ralf Unna, Tierarzt und Vizepräsident des Tierschutzverbandes NRW, betont: „Es gibt keine konkreten Hinweise dafür, dass unsere Haustiere am Coronavirus erkranken können.“Die Nachricht vom Hund aus
Hongkong sei bislang von keiner offiziellen Stelle bestätigt worden.
Gerüchte wie diese sind für die Tierheime eine zusätzliche Belastung. Der Tierschutzbund kennt Fälle, in denen Halter ihre Tiere aus Angst vor einer Infektion abgeben wollten. „Wir raten allen Haltern, auf die Fakten zu vertrauen“, sagt Unna. Kontakt zu anderen sollte man aber auch als Hundebesitzer natürlich vermeiden. „Ich würde meinen Hund im Moment etwa nicht in eine Hundetagesstätte geben, wo eben auch viele Menschen aufeinander treffen.“
Laut Gesundheitsbehörde in Hongkong wurde der Erreger lediglich an der Nase und der Schnauze des Hundes nachgewiesen. Er könne laut Einschätzung von Virologen dort hingekommen sein wie Viren auch auf Türklinken gelangen – durch den Menschen. Bisher habe man keine Informationen, „die auf eine besondere Rolle von Hausund Nutztieren schließen ließen“, schreibt das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit.