Rheinische Post Viersen

Corona-Krise trifft auch die Tierheime

Viele Tierheime haben wegen der Corona-Krise für Besucher geschlosse­n. Dadurch werden weniger Tiere vermittelt, Spendengel­der bleiben aus. Und mancher verunsiche­rte Hundehalte­r will sogar sein Tier abgeben.

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Mitten im Wald liegt in Köln eines der größten Tierheime Nordrhein-Westfalens, das Tierheim Dellbrück. 300 Tiere leben dort auf 11.000 Quadratmet­ern. Bis zu 60 ehrenamtli­che Helfer sorgen mit dafür, dass die fast 100 Hunde jeden Tag ihren Auslauf bekommen. „Unsere Gassigeher kommen auch trotz der Corona-Krise, wir mussten das Ganze zeitlich nun aber ein wenig entzerren, damit nachmittag­s nicht alle gleichzeit­ig hier stehen“, sagt Heimleiter Bernd Schinzel.

Für Besucher ist das Tierheim zunächst bis Ende März geschlosse­n, um die Gefahr einer Ansteckung durch das Coronaviru­s für die Mitarbeite­r des Tierheims klein zu halten. „Wenn unser Team in Quarantäne müsste, wäre das eine Katastroph­e“, sagt Schinzel. Er betont aber, dass auch weiterhin einzelne Tiere vermittelt werden. „Es sollen sich aber nur Leute melden, die ernsthaft interessie­rt sind. Viele kommen auch vorbei, weil sie nur mal gucken wollen – das geht natürlich im Moment nicht.“Futterspen­den würden natürlich ebenfalls weiterhin benötigt. Auch der Tierschutz­verein Mönchengla­dbach vermittelt nur noch Tiere nach Terminabsp­rache.

Der Deutsche Tierschutz­bund befürchtet, dass die erschwerte Vermittlun­g von Tieren in Zeiten von Corona und ein Einbruch von Spendengel­dern viele Tierheime vor ernsthafte Herausford­erungen stellen werden. Die Tierheime vermitteln derzeit wegen der Schließung­en weniger Tiere. „Schweren Herzens müssen die Heime auch geplante Spendenver­anstaltung­en, wie Oster-Feste, Basare oder den Tag der offenen Tür absagen und Tierheim-Cafés schließen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutz­bundes. „Statt mit Veranstalt­ungen und Aktionen Spenden einzusamme­ln, auf die sie dringend angewiesen sind, versorgen sie noch mehr Tiere als sonst.“

Dazu kommen verunsiche­rte Tierhalter, wie Timo Franzen, Leiter des Tierheims Düsseldorf, sagt.

„Wir hatten schon Anfragen wegen der Abgabe von Hunden, weil die Leute dachten, sie dürften mit dem Hund nicht mehr Gassi gehen“, sagt Franzen. „Eigentlich ist es uns aber in allen Fällen gelungen, die Leute aufzukläre­n und zu beruhigen.“Futterspen­den können in Düsseldorf in Spendenbox­en vor dem Tierheim abgegeben werden. Die ehrenamtli­chen Gassigeher und Katzenstre­ichler dürften auch weiterhin kommen, wie Franzen sagt. „Der Kontakt untereinan­der und zu den Tierpflege­rn wird aber auf ein Minimum beschränkt.“

Manche Tierbesitz­er sind auch nach einer Nachricht aus Hongkong verunsiche­rt, wo angeblich ein Hund „schwach positiv“auf das Virus getestet worden war, wobei eine Infektion des Tieres letztlich nicht nachgewies­en werden konnte. Ralf Unna, Tierarzt und Vizepräsid­ent des Tierschutz­verbandes NRW, betont: „Es gibt keine konkreten Hinweise dafür, dass unsere Haustiere am Coronaviru­s erkranken können.“Die Nachricht vom Hund aus

Hongkong sei bislang von keiner offizielle­n Stelle bestätigt worden.

Gerüchte wie diese sind für die Tierheime eine zusätzlich­e Belastung. Der Tierschutz­bund kennt Fälle, in denen Halter ihre Tiere aus Angst vor einer Infektion abgeben wollten. „Wir raten allen Haltern, auf die Fakten zu vertrauen“, sagt Unna. Kontakt zu anderen sollte man aber auch als Hundebesit­zer natürlich vermeiden. „Ich würde meinen Hund im Moment etwa nicht in eine Hundetages­stätte geben, wo eben auch viele Menschen aufeinande­r treffen.“

Laut Gesundheit­sbehörde in Hongkong wurde der Erreger lediglich an der Nase und der Schnauze des Hundes nachgewies­en. Er könne laut Einschätzu­ng von Virologen dort hingekomme­n sein wie Viren auch auf Türklinken gelangen – durch den Menschen. Bisher habe man keine Informatio­nen, „die auf eine besondere Rolle von Hausund Nutztieren schließen ließen“, schreibt das Bundesfors­chungsinst­itut für Tiergesund­heit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany