Friseure dürfen weiter Haare schneiden – noch
Der Handel musste schließen, Handwerksbetriebe bleiben offen. Doch viele Kunden sagen aus Angst vor Corona Termine ab.
DÜSSELDORF Beim Haareschneiden Sicherheitsabstand einzuhalten, ist unmöglich. Friseure können sich nicht an die 1,50-Meter-Regel halten. Trotzdem bedienen die meisten Salons in Nordrhein-Westfalen (zu den Ausnahmen zählen etwa die in Duisburg) trotz des Infektionsrisikos Kunden. Der Grund: Die Leitlinien von Bund und Land sehen ausdrücklich keine Schließung von Handwerksbetrieben vor. Dazu zählen auch Friseure, obwohl diese direkt am Kunden arbeiten. Gleiches gilt für Augenoptiker und Hörgeräteakustiker.
„Wir haben den Zugang beschränkt, belegen nur noch jeden zweiten Platz“, sagt Rene Krombholz, der in Düsseldorf einen Salon
betreibt – und dort nun noch mehr Desinfektionsmittel versprüht als sonst. „Die 1,5-Meter-Regel bezieht sich nicht auf Friseure“, meint er. „Wir sprechen mit unseren Kunden aber nach Möglichkeit über den Spiegel.“Gespräche von Angesicht zu Angesicht werden vermieden. In Kombination mit mehr Hygiene soll dadurch das Risiko minimiert werden, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Wie lange die Gesundheitsämter das noch dulden werden, ist aber offen.
Jörg Müller, Chef des Zentralverbands des Friseure, rechnet im Falle von Betriebsschließungen wegen des Coronavirus mit Insolvenzen und Entlassungen. Die Zusage der Regierung, bis zu 50 Milliarden Euro für Kleinstunternehmen bereitzustellen, sei ein gutes Signal. „Die Friseurbetriebe
brauchen Zuschüsse, und das möglichst unbürokratisch.“Er fordert einfache Regeln zur Kurzarbeit und eine Soforthilfe von bis zu 25.000 Euro für Unternehmen in Not – und das nicht als Kredit.
Die Krise hat schon jetzt einen großen Schaden angerichtet: Kunden sagen Termine ab. Für viele Betriebe steht die Existenz auf dem Spiel. „Der Branche geht es schlecht“, sagt Krombholz. „Die meisten Betriebe haben wenig oder gar keine finanziellen Rücklagen.“Gibt es jetzt nicht rasch finanzielle Hilfen, dann könne das für die Hälfte der Friseurunternehmen in Deutschland das Aus bedeuten. 73 Prozent der steuerpflichtigen Betriebe erziele, so Krombholz, einen jährlichen Umsatz von weniger als 125.000 Euro.
Wie er rechnet auch Friseurobermeisterin
Monika Schmitter aus Düsseldorf mit Schließungen. Sie hat zwar Rücklagen, könne aber auch nur eine begrenzte Zeit überbrücken. „Das, was wir verlieren, können wir nicht aufholen, indem wir doppelt so schnell arbeiten. Auch Überstunden müssen bezahlt werden.“Schmitter habe ihren acht Kollegen bereits gesagt, dass sie sie im Notfall entlassen muss: „Drei Monate zum Beispiel kann ich auch mit Kurzarbeit nicht überbrücken.“
Friseuren wie Monika Schmitter würde das helfen. Sie hat sich bereits mit den Formularen zur Kurzarbeit befasst und zeigt sich fassungslos über die Bürokratie. Sie und ihre Mitarbeiter wollen nach Möglichkeit weiter frisieren. „Wir lassen aber nur noch Kunden rein, die auch einen Termin haben.“