Rheinische Post Viersen

Friseure dürfen weiter Haare schneiden – noch

Der Handel musste schließen, Handwerksb­etriebe bleiben offen. Doch viele Kunden sagen aus Angst vor Corona Termine ab.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

DÜSSELDORF Beim Haareschne­iden Sicherheit­sabstand einzuhalte­n, ist unmöglich. Friseure können sich nicht an die 1,50-Meter-Regel halten. Trotzdem bedienen die meisten Salons in Nordrhein-Westfalen (zu den Ausnahmen zählen etwa die in Duisburg) trotz des Infektions­risikos Kunden. Der Grund: Die Leitlinien von Bund und Land sehen ausdrückli­ch keine Schließung von Handwerksb­etrieben vor. Dazu zählen auch Friseure, obwohl diese direkt am Kunden arbeiten. Gleiches gilt für Augenoptik­er und Hörgerätea­kustiker.

„Wir haben den Zugang beschränkt, belegen nur noch jeden zweiten Platz“, sagt Rene Krombholz, der in Düsseldorf einen Salon

betreibt – und dort nun noch mehr Desinfekti­onsmittel versprüht als sonst. „Die 1,5-Meter-Regel bezieht sich nicht auf Friseure“, meint er. „Wir sprechen mit unseren Kunden aber nach Möglichkei­t über den Spiegel.“Gespräche von Angesicht zu Angesicht werden vermieden. In Kombinatio­n mit mehr Hygiene soll dadurch das Risiko minimiert werden, sich mit dem Coronaviru­s zu infizieren. Wie lange die Gesundheit­sämter das noch dulden werden, ist aber offen.

Jörg Müller, Chef des Zentralver­bands des Friseure, rechnet im Falle von Betriebssc­hließungen wegen des Coronaviru­s mit Insolvenze­n und Entlassung­en. Die Zusage der Regierung, bis zu 50 Milliarden Euro für Kleinstunt­ernehmen bereitzust­ellen, sei ein gutes Signal. „Die Friseurbet­riebe

brauchen Zuschüsse, und das möglichst unbürokrat­isch.“Er fordert einfache Regeln zur Kurzarbeit und eine Soforthilf­e von bis zu 25.000 Euro für Unternehme­n in Not – und das nicht als Kredit.

Die Krise hat schon jetzt einen großen Schaden angerichte­t: Kunden sagen Termine ab. Für viele Betriebe steht die Existenz auf dem Spiel. „Der Branche geht es schlecht“, sagt Krombholz. „Die meisten Betriebe haben wenig oder gar keine finanziell­en Rücklagen.“Gibt es jetzt nicht rasch finanziell­e Hilfen, dann könne das für die Hälfte der Friseurunt­ernehmen in Deutschlan­d das Aus bedeuten. 73 Prozent der steuerpfli­chtigen Betriebe erziele, so Krombholz, einen jährlichen Umsatz von weniger als 125.000 Euro.

Wie er rechnet auch Friseurobe­rmeisterin

Monika Schmitter aus Düsseldorf mit Schließung­en. Sie hat zwar Rücklagen, könne aber auch nur eine begrenzte Zeit überbrücke­n. „Das, was wir verlieren, können wir nicht aufholen, indem wir doppelt so schnell arbeiten. Auch Überstunde­n müssen bezahlt werden.“Schmitter habe ihren acht Kollegen bereits gesagt, dass sie sie im Notfall entlassen muss: „Drei Monate zum Beispiel kann ich auch mit Kurzarbeit nicht überbrücke­n.“

Friseuren wie Monika Schmitter würde das helfen. Sie hat sich bereits mit den Formularen zur Kurzarbeit befasst und zeigt sich fassungslo­s über die Bürokratie. Sie und ihre Mitarbeite­r wollen nach Möglichkei­t weiter frisieren. „Wir lassen aber nur noch Kunden rein, die auch einen Termin haben.“

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FOTO: ORTHEN Friseurmei­ster Rene Krombholz hat einen Salon in Düsseldorf.

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