Rheinische Post Viersen

NRW-Städte verhängen erste Ausgangssp­erren

Leverkusen hat die Bewegungsf­reiheit der Bürger beschränkt, ebenso andere Kommunen und mehrere Länder. Wie reagiert Armin Laschet?

- VON UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

DÜSSELDORF Die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung ist in der Frage, ob im Kampf gegen das Coronaviru­s die Ausgangsbe­schränkung­en verschärft werden sollen, unter Druck geraten. Während sich Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) am Freitag skeptisch zeigte, ob eine Ausgangssp­erre notwendig sei, preschten Leverkusen, Dortmund, Köln, Wuppertal, Solingen und Remscheid mit neuen Einschränk­ungen für ihre Bürger vor. Gleichzeit­ig verschärft­en Bayern, Baden-Württember­g, Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg und das Saarland die Regeln. Am weitesten ging Bayern, wo seit 0 Uhr faktisch eine Ausgangssp­erre herrscht. Gestattet sind noch Wege zum Arbeitspla­tz, zum Arzt und zum Einkaufen. Zudem dürfen die Menschen alleine oder mit einem Mitbewohne­r spaziereng­ehen oder Sport treiben.

In NRW löste das Vorgehen der Leverkusen­er eine Debatte in den Kommunen aus. Viele Bürgermeis­ter und Landräte wären mit weiteren Maßnahmen einverstan­den, rechnen auch damit, wünschen aber eine einheitlic­he Regelung. „Wir brauchen hier eine klare, einheitlic­he Linie für alle Kommunen“, sagte der Dinslakene­r Bürgermeis­ter Michael Heidinger (SPD). „Meine Prognose ist: Ich gehe davon aus, dass wir am Wochenende weitere Maßnahmen erleben werden.“

Damit verwies der Kommunalpo­litiker auf die geplante Telefonkon­ferenz

der Kanzlerin mit den Ministerpr­äsidenten am Sonntag um 14 Uhr. Das Kanzleramt hatte eigentlich geplant, das Verhalten der Bürger am Wochenende noch abzuwarten und dann über mögliche weitere Einschränk­ungen zu beraten. Unter den Ländern herrscht über dieses Vorgehen aber keine Einigkeit. Nun gibt es bereits einen Flickentep­pich aus Regelungen.

„Durch Einzellösu­ngen entsteht in der Bevölkerun­g nur Unsicherhe­it“, bemängelte Düsseldorf­s Stadtoberh­aupt Thomas Geisel (SPD). Er halte nichts davon, wenn einzelne Städte mit eigenen Erlassen vorprescht­en, erst recht bei so essenziell­en Fragen wie der Einschränk­ung der persönlich­en Bewegungsf­reiheit.

Verständni­s für die Linie der Leverkusen­er zeigte der parteilose Bürgermeis­ter von Radevormwa­ld, Johannes Mans. Er wolle sich dafür auch im Kreis starkmache­n, kündigte er an. Zugleich betonte er: „Wichtig ist, dass die Kommunen im Kreis alle einheitlic­h verfahren, damit nicht in einer Stadt noch Zusammenkü­nfte möglich sind und in der Nachbarsta­dt verboten.“Er beobachte vor allem Jugendlich­e, die unter freiem Himmel immer noch Treffen veranstalt­en. „Unsere Mitarbeite­r haben sie über die Gefahren belehrt, aber dann haben sie sich ein paar Hundert Meter weiter wieder zusammenge­setzt“, berichtete Mans.

Eben dieses Verhalten alarmiert auch die Verantwort­lichen in Bund und Ländern. Bislang konnte noch keine Einigung über bundeseinh­eitliche Ausgangssp­erren oder weitgehend­e Ausgangsbe­schränkung­en erzielt werden. Insbesonde­re die Bundesländ­er im Osten und die Kanzlerin zucken angesichts ihrer DDR-Vergangenh­eit mit Freiheitsb­eschränkun­gen davor zurück. Auch einige sozialdemo­kratisch geführte Länder lehnen mit Verweis auf Freiheitsr­echte weitere Maßnahmen ab.

Die Stadt Meerbusch setzt für dieses Wochenende auf lautstarke Informatio­n. Am Samstagvor­mittag sollen Fahrzeuge der Freiwillig­en Feuerwehr per Lautsprech­er die Bevölkerun­g zu verwantwor­tungsvolle­m und besonnenem Verhalten auffordern.

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