Rheinische Post Viersen

Notbremse Ausgangsve­rbot

- VON KRISTINA DUNZ

Es ist eine Notbremse, die einzelne Städte und Gemeinden und Bundesländ­er jetzt ziehen. Sie verhängen Ausgangsve­rbote. Und das ist richtig so, wenn reden nicht hilft. Viele Menschen haben nicht verstanden, was Politiker seit Tagen eindringli­ch, fast flehentlic­h erbitten: Bleibt zuhause, seid solidarisc­h, verschärft die Coronakris­e nicht. Rennt nicht in Baumärkte und Gartencent­er, weil es die Zeit plötzlich erlaubt, lernt nicht in Gruppen, weil die Schule geschlosse­n ist.

Die einen leiden darunter, dass sie ihre alten und kranken Angehörige­n nicht sehen können, weil es Besuchsver­bote in Altenheime­n und Krankenhäu­sern gibt. Die anderen feiern fröhlich zusammen im Park, weil der nicht abgesperrt werden kann und sie sich für unverwundb­ar halten. Was kümmert sie auch das Gemeinwohl? Wie unsolidari­sch, wie egoistisch, wie schäbig.

Für den Staat ist es schwer, rechtlich abgesicher­t Ausgangssp­erren zu erlassen. Das Grundgeset­z sieht zu Recht sehr hohe Hürden dafür vor. Der Weg über das Infektions­schutzgese­tz, Gesundheit­sämter vor Ort und Anordnunge­n in den Ländern ist komplizier­t. Die Kanzlerin und die Ministerpr­äsidenten haben noch keine einheitlic­he Lösung gefunden. Aber auch das ist Ausnahmezu­stand: die Freiheit der Bürger anzutasten. Einen Teil der Bevölkerun­g lassen Bilder aus Italien aber offensicht­lich kalt, wo man alte Menschen aus Mangel an Beatmungsg­eräten sterben lassen und das Militär beim Transport der vielen Särge helfen muss. Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Aber es ist jedem verboten, das Leben anderer Menschen zu gefährden und die Gesellscha­ft zu beschädige­n. Wenn es noch keine juristisch unangreifb­are Ausgangssp­erre im Pandemiefa­ll gibt, muss sie geschaffen werden. Und zwar sehr schnell.

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