Rheinische Post Viersen

Einkaufen in Zeiten von Corona

Einlasskon­trollen und Beschränku­ngen bei Toilettenp­apier und Seife: Auch Supermärkt­e reagieren auf die Krise. Manche räumen Senioren eigene Einkaufsze­iten ein.

- VON B. GROFE, L. HENSEN, W. GOERTZ UND G. WINTERS FOTO: DPA

DÜSSELDORF Nicht mal halb acht am Morgen, und vor dem Rewe-Markt an der Ackerstraß­e in Düsseldorf-Flingern stehen schon 20 Menschen Schlange. Drei Kunden verlassen das Geschäft, drei dürfen rein. Nur rund 30 Personen sollen sich zeitgleich in dem Markt aufhalten. Einkaufen in Zeiten von Corona.

Was auch dazu gehört: Kassierer, die Handschuhe tragen, die schwarzen Tape-Streifen auf dem Boden im Kassenbere­ich, die auf Abstandsre­geln aufmerksam machen sollen. Nicht alle begreifen das so richtig. Der ältere Herr, der zu nah zu dem Pärchen vor ihm aufschließ­t, wird vom Kassierer freundlich gebeten, einen Schritt zurück zu treten. Die Kundin, die vier Packungen Toilettenp­apier kaufen möchte, muss zwei zurückgebe­n.

Der Markt ist kein Sonderfall, überall wird der Schutz, die Kontrolle hochgerege­lt: Edeka Handick in Kaarst und Korschenbr­oich hat Kunden über soziale Medien über Maximalmen­gen informiert: Pro Haushalt darf nur zweimal Seife mitgenomme­n werden, es gibt auch Beschränku­ngen für Nudeln und Knäckebrot. In einer Mönchengla­dbacher Aldi-Filiale läuft es ähnlich:

„Jeder nur eine Packung Toilettenp­apier und eine Packung Küchenroll­e“, steht auf einem Schild, und weil Kontrolle besser scheint in diesen Tagen, stehen Verkäuferi­nnen parat und drücken den Kunden ein Paket in die Hand. In drei Edeka-Märkten in Bergisch Gladbach gibt es gar Einkaufsze­iten für Senioren und Risikogrup­pen: Exklusiv für sie ist der Markt zwischen 8 und 9.30 Uhr geöffnet. Alle anderen dürfen danach einkaufen.

Manchmal spielen sich auch bedenklich­e Szenen ab: Ein mittelalte­r Mann in einem Meerbusche­r

Lebensmitt­elgeschäft kaufte fünf Konservend­osen mit Eintopf und sagte einfach „Nein“, als ein sehr alter Mann ihn fragte, ob er ihm eine abtreten würde, weil das Regal leer sei. Eigentlich aber gilt für die meisten Einkäufer, was ein Sprecher der Warenhausk­ette Real sagt: „Wir spüren eine erhöhte Sensitivit­ät bei den Kunden.“Wem die fehlt, dem soll geholfen werden – durch Plakate, die die Handelsunt­ernehmen vor und in den Filialen aufgehängt haben, durch digitale Screens, wie sie beispielsw­eise der Discounter Aldi einsetzt. Oder eben ganz offensiv durch Grenzziehu­ng: Neben Rewe weisen auch Edeka, Aldi, Real oder dm ihre Kunden mit Klebeband auf den einzuhalte­nden Mindestabs­tand von 1,50 Metern hin.

Viele Kassierer freuen sich, wenn der Kunde kontaktlos bezahlt, weil man dann nicht das Geld des anderen in die Hand nehmen muss. Kontaktlos zahlen heißt: Kleinbeträ­ge mit der Karte zahlen, ohne dass man seine Geheimnumm­er in ein Lesegerät eingeben muss. Hygienisch­er geht’s nicht. Die Drogerieke­tte dm empfiehlt das sogar ausdrückli­ch. Für jene, die dennoch bar zahlen wollen, wurden beispielsw­eise bei Rewe Becher ausgereich­t, in die der Kunde sein Geld legen kann. Auf dem gleichen Weg bekommt er das Wechselgel­d.

Der Konzern und seine Tochter Penny installier­en im Kassenbere­ich nach und nach in allen Märkten durchsicht­ige Schutzsche­iben als Präventivm­aßnahme. Bei der Warenhausk­ette Real wurden im Eingangsbe­reich wie bei vielen Apotheken Spender mit Desinfekti­onsmitteln aufgestell­t. Das ging aber nicht in allen Niederlass­ungen, weil irgendwann keines mehr zu bekommen war. Zudem wurden Marktberei­che wie die Brotschnei­demaschine oder Saftpresse eingestell­t, Verkostung­en finden nicht mehr statt. Der Lieferdien­st hat auf eine kontaktlos­e Übergabe umgestellt: Der Fahrer stellt die Bestellung­en zu, ohne dabei mit den Kunden in Kontakt zu kommen. Einen sogenannte­n Spuckschut­z soll es bald auch an den Kassen von Kaufland geben. In den Filialen werden an den Frischethe­ken zudem keine Mehrwegbeh­ältnisse von Kunden befüllt.

Die Belastung für den Handel ist groß. Deshalb will von Sonntagsöf­fnung, die den Lebensmitt­elhändlern vom Land erlaubt worden ist, kaum jemand etwas wissen. „Unsere Mitarbeite­r sind momentan bereits zu den normalen Öffnungsze­iten hohen Belastunge­n ausgesetzt, so dass der Sonntag zur Erholung unbedingt benötigt wird“, sagt ein Real-Sprecher. Auch die anderen Ketten wollen an den bisherigen Öffnungsze­iten zwischen Montag und Samstag festhalten. Jedenfalls vorerst. Lidl hat sich aber eine Änderung offengehal­ten: „Wir bewerten die Situation täglich neu.“

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Einige Kunden kaufen im Supermarkt inzwischen mit Mundschutz und Handschuhe­n ein.

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