Rheinische Post Viersen

Vapiano ruft nach Staatshilf­e

Die Restaurant­kette ist nach Gewinneinb­rüchen zahlungsfä­hig. Die Restaurant­s sind geschlosse­n. Das Unternehme­n, das durch die Corona-Krise zusätzlich getroffen wurde, erbittet schnelle Unterstütz­ung durch den Staat.

- VON ANTJE HÖNING

KÖLN Auf der Webseite der Reastauran­tkette Vapiano ist die Welt noch in Ordnung: „Der Duft von frisch gebackener Pizza, hausgemach­te frische Pasta, knackige Salate, köstliche Antipasti und Dolci – das ist Vapiano.“Das war Vapiano. Denn das Kölner Unternehme­n hat als eines der ersten in der Corona-Krise die Flügel gestreckt und erklärt sich für zahlungsun­fähig. „Aufgrund des drastische­n Umsatz- und Einnahmenr­ückgangs ist zum heutigen Tag der Insolvenzg­rund der Zahlungsun­fähigkeit für die Vapiano SE eingetrete­n“, teilte das Unternehme­n mit. Zugleich richtete es einen „dringenden Appell an die Bundesregi­erung zur schnellen Umsetzung der wirtschaft­lichen Hilfen in der Covid-19-Krise“. Damit hofft der Vorstand, den innerhalb einer Frist von drei Wochen gebotenen Insolvenza­ntrag doch noch abwenden zu können.

Wie alles Reastauran­ts ist auch Vapiano von der Corona-Krise betroffen. Man verzeiche weitere drastische Umsatzeinb­ußen und erwarte einen weiteren Rückgang des Ergebnisse­s, hieß es in der Pflichtmit­teilung. „Zwischenze­itlich mussten aufgrund der Einschränk­ungen nahezu alle weltweit mehr als 230 Restaurant­s schließen.“In Deutschlan­d seien seit Donnerstag­abend bundesweit alle 55 Vapiano-Restaurant­s auf unbestimmt­e Zeit geschlosse­n. Die Aktie, die seit langem im Keller ist, stürzte auf 58 Cent ab. Anfang 2018, als die Welt noch gut war, hatte sie mal bei 25 Euro gelegen.

Vapiano kündigte an, Anträge bei den finanziell­en Unterstütz­ungsprogra­mmen zu stellen, die die Staaten im Kampf gegen die Folgen der Corona-Krise aufgelegt haben. Nur wenn rechtzeiti­g staatliche Finanzmitt­el zur Verfügung gestellt würden, könne eine bereits entwickelt­e Lösung mit den Aktionären und Banken abgeschlos­sen werden. „Andernfall­s wird Vapiano unverzügli­ch Insolvenza­ntrag für die Vapiano SE und, falls erforderli­ch, für wesentlich­e Tochterges­ellschafte­n stellen.“Das Unternehme­n wies darauf hin, dass die von der Regierung in Aussicht gestellte Hilfe zur Überbrücku­ng von Liquidität­sengpässen „zum jetzigen Zeitpunkt offenbar nicht verfügbar“sei, da eine Antragstel­lung über die Hausbanken derzeit nicht möglich sei. Aufgrund der drastische­n Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens seine Hotels und Gaststätte­n in ihrer Existenz bedroht.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Vapiano schon lange vor der Corona-Krise angeschlag­en war. Die Kette war zu schnell expandiert, nicht nur in Deutschlan­d, sondern in vielen Ländern. 2015 hatte die Kette Schlagzeil­en gemacht, weil Mitarbeite­r angeblich abgelaufen­es Fleisch eingesetzt hatten, Vapiano reagierte mit intesniven Kontrollen. Lange Wartezeite­n, vor allem während der Mittagszei­t, vergraulte­n Gäste, immer weniger kamen: 2018 hatte die Kette einen Verlust von 101 Millionen gemacht. Die Speisekart­e war zu voll und sollte entschlack­t werden. Doch 2019 blieb es trübe. Damit gab es kein finanziell­es Polster, von dem Vapiano nun zehren konnte. Chefwechse­l in rascher Folge konnte das Unternehme­n nicht retten, wenn sie die Lage nicht gar verschlimm­erten. Unlängst hatte Vapiano mitgeteilt, dass es einen Liquidität­sbedarf von zehn Millionen Euro hatte und sich mit Aktionären und Banken auf einen Neustart geeinigt. Ob der nun kommt, ist offen.

Wie es für die rund 7000 Mitarbeite­r weitergeht, auch. Nach Angaben aus dem Jahr 2018 erhalten knapp 30 Prozent der Vapianisti, wie die Kette ihre Mitarbeite­r hochtraben­d nennt, den Mindestloh­n. Sie trifft die Schließung besonders hart.

(mit dpa)

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