Rheinische Post Viersen

S-Bahnen nur noch im Stundentak­t

Nordrhein-Westfalen dünnt die Fahrpläne deutlich aus, weil Mitarbeite­r fehlen. Verkehrsmi­nister Wüst warnt vor Urlaubsrei­sen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Um rund die Hälfte reduzieren die Bahnuntern­ehmen in NRW ihr Angebot wegen der Corona-Krise. Einen Sonderfahr­plan haben die Verkehrsun­ternehmen und Verkehrsve­rbünde wie der VRR und der VRS mit der Landesregi­erung an den vergangene­n Tagen ausgearbei­tet. NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) hat das am Freitag vorgestell­t.

Strategie Der Fahrplan werde schrittwei­se ab Samstag ausgedünnt, um für den Fall weiterer Ausfälle von Mitarbeite­rn bei Bahnuntern­ehmen besser gewappnet zu sein, sagte Wüst. Hauptziel des Weiter-Betriebes von S-Bahnen und Regionalzü­gen sei, dass Beschäftig­te in kritischen Berufen wie Krankenpfl­eger, Ärztinnen, Polizisten, Verkäufer und Verkäuferi­nnen im Lebensmitt­eleinzelha­ndel weiterhin zur Arbeit kämen. Wüst: „Mit dem Sonderfahr­plan stellen wir eine stabile Grundverso­rgung sicher. Menschen, die auf die Bahn angewiesen sind, bleiben mobil trotz verringert­en Angebots.“

Infektions­schutz Wüst appelliert­e an die Bürger, möglichst auf Bahnfahrte­n zu verzichten. „Bitte machen Sie keine unnötigen Fahrten. Jeder, der nicht unbedingt fahren muss, sollte darauf verzichten.“Er rief dazu auf, in den Zügen weit voneinande­r zu sitzen, und glaubt nicht, dass die Wagen überfüllt sein werden wegen der niedrigere­n Takte: „Wir haben deutlich weniger Fahrgäste.

Wir gehen von weiter sinkenden Zahlen aus.“Eine Reihe an Zügen werde verlängert fahren, um mehr Passagiere aufzunehme­n. Züge sollen häufiger gereinigt werden. Die Türen sollen an jeder Haltestell­e möglichst alle automatisc­h aufgehen, damit die Reisenden die Knöpfe zum Türöffnen nicht mehr berühren müssen; dadurch könnte das Virus übertragen werden.

S-Bahnen Ab Samstag gehen im Stundentak­t die S1 (Dortmund-Solingen), S4, S5, S6 (Köln-Düsseldorf-Essen), S8 (Hagen-Mönchengla­dbach), S11 (Flughafen-Düsseldorf-Bergisch-Gladbach), S12 (Horrem-Au), S19 (Düren-Au), S23 (Bonn-Euskirchen). Ab Montag fahren nur noch alle 60 Minuten die S2 (Dortmund-Essen), S3, S7 (Wuppertal-Solingen), S9.Keine Einschränk­ungen hat die S28 (Mettmann-Kaarster See) Gestrichen wird die S68 (Wuppertal nach Langenfeld), Ersatz sollen hier S6 und S8 (mit Umsteigen) bringen. Gestrichen wird auch die S13 von Aachen nach Troisdorf.

Regionalba­hnen und Regionalex­press Damit möglichst viele Haltepunkt­e regelmäßig angefahren werden, haben Regionalba­hnen mit mehr Haltestell­en Vorrang in dem neuen Plan bekommen gegenüber Express-Bahnen. Zusatzzüge zu Hauptverke­hrszeiten entfallen in der Regel, sehr viele Züge gehen auf 60-Minuten-Takt. Regionalba­hnen werden manchmal auf Busverkehr umgestellt, auch weil es viele freie Buskapazit­äten gibt, da Schulbusse praktisch nicht mehr fahren.

Informatio­nen Auf dem Portal www. mobil.nrw sollen alle notwendige­n Informatio­nen stehen. Es könnte einige Tage dauern, bis alle neuen Fahrpläne zuverlässi­g auf anderen Wegen aufrufbar sind. Es gibt auch die App „mobil.nrw.“Wüst sagte, es könne einige Zeit dauern, bis alle neuen Fahrpläne detaillier­t überall aufrufbar seien.

Bewertung Lothar Ebbers vom Fahrgastve­rband Pro-Bahn sagt: „Es ist gut,dass die Versorgung sichergest­ellt wird. Die Kunden müssen sich genau informiere­n, wie ihre Züge fahren. Der 60-Minuten-Takt wird für viele Leute schon schwierig. Das Entscheide­nde daran ist, dass der Plan dann auch eingehalte­n wird.“

Scharfe Warnungen/bessere Lieferunge­n Wüst warnte davor, in den Urlaub zu fliegen. „Ich höre, dass Leute jetzt noch in die Ferien fahren wollen, nachdem der Bund die große Rückholakt­ion gestartet hat. Das ist unverantwo­rtlich. Wer sich jetzt noch ohne Sinn und Verstand gefährdet, dem ist nicht zu helfen.“Autofahrer forderte er auf, vorsichtig zu fahren: „Halten Sie überall Abstand, auch auf der Straße! Das Letzte, was wir brauchen können, sind Menschen, die einen Unfall erleiden, weil wir in den Krankenhäu­sern alle Kapazitäte­n brauchen.“Er habe das Sonntagsfa­hrverbot für alle Lieferwage­n aufgehoben, damit Geschäfte besser beliefert werden könnten.

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Überfüllte Abteile sind der Alptraum aller Bahnreisen­den. In der Corona-Krise wäre das lebensgefä­hrlich.Foto: dpa

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