Rheinische Post Viersen

Ausgangssp­erre? Was Bürgermeis­ter sagen

Die Stadt Leverkusen hat massive Ausgangsbe­schränkung­en per Allgemeinv­erfügung durchgeset­zt, um die Verbreitun­g des Coronaviru­s zu verlangsam­en. Ist das auch ein Modell für die Städte und Gemeinden im Kreis Viersen?

- VON NADINE FISCHER UND MARTIN RÖSE RP-ARCHIV: RONGE

KREIS VIERSEN Müssen sich auch die Bürger im Kreis Viersen auf Ausgangsbe­schränkung­en wie in Bayern und Hessen einstellen? Die Stadt Leverkusen hatte am Donnerstag­abend per Allgemeinv­erfügung drastische Einschränk­ungen durchgeset­zt, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s zu verlangsam­en. Dort dürfen Menschen seither nur noch allein nach draußen. Zusammenkü­nfte von zwei oder mehreren Personen unter freiem Himmel sind verboten. Außer man wohnt mit den Menschen zusammen. Das betrifft etwa Familien oder Wohn- und Lebensgeme­inschaften. Das Allgemeine Krankenhau­s (AKH) Viersen hat bereits vorsorglic­h rund 900 Passiersch­eine für seine Mitarbeite­r drucken lassen. Wie stehen die Bürgermeis­ter im Kreis Viersen zu einer solchen Regelung?

„Am Mittwoch haben die Mitarbeite­r unseres Kommunalen Ordnungsdi­enstes noch zahlreiche Gruppen angetroffe­n, auch auf den geschlosse­nen Spielplätz­en“, berichtet Viersens Bürgermeis­terin

Sabine Anemüller (SPD). „Mittlerwei­le ist es nach unseren Beobachtun­gen draußen sehr ruhig geworden.“Eine Ausnahme gebe es allerdings, so die Bürgermeis­terin: „Probleme entstehen, wenn Kinder, die zum Spielen nach draußen geschickt werden, sich spontan auf den Spielplätz­en oder an anderen Stellen zu größeren Gruppen versammeln.“Die Kinder zeigten sich nach der Ansprache durch die Ordnungskr­äfte zwar einsichtig, so Anemüller. „Dennoch binden diese Einsätze Kräfte. Hier wäre es Aufgabe der Eltern, stärker auf das Verhalten ihrer Kinder zu achten.“Würde sie drastische Maßnahmen wie in Leverkusen anordnen? „Wichtig ist vor allem, dass wir zu einheitlic­hen Regelungen kommen“, sagt

Kalle Wassong

Anemüller. „Es kann nicht sein, dass etwas in Viersen verboten ist, in der Nachbarkom­mune aber erlaubt.“

Kalle Wassong (parteilos), Bürgermeis­ter von Niederkrüc­hten, sagt: „Wir beobachten momentan hier im ländlichen Raum, dass die Menschen zunehmend verstanden haben, dass man Treffen jeglicher Art meiden und zu Hause bleiben soll.“Ausgangssp­erren zu verhängen – „wir wissen alle, das wäre die härteste Maßnahme“, sagt Wassong. Auch, wenn es in Niederkrüc­hten ruhig ist: „Ich halte die Maßnahme

Frank Gellen

Sabine Anemüller für dringend umsetzbar, wenn weiter Menschen nicht einsichtig sind und sich nicht an die Vorgaben halten.“Es bedürfe dabei aber einer landesweit­en Einigkeit.

Frank Gellen (CDU), Bürgermeis­ter der Gemeinde Brüggen, hat beobachtet: „Zurzeit sind die Menschen hier sehr besonnen und achten auf die Ratschläge. Wenn Brüggen der Maßstab der Dinge wäre, müsste es keine Ausgangssp­erre geben.“Natürlich sei die Situation im ländlichen Raum aber eine andere als in den großen Städten.

Christian Wagner

Christian Wagner (CDU), Bürgermeis­ter der Stadt Nettetal, erklärt zu Ausgangsbe­schränkung­en: „Für mich, für mein Ordnungsam­t, wäre es grundsätzl­ich einfacher, wenn das jetzt so geklärt wäre. Aber es kommt auf die Ausgestalt­ung an, es sollte kein völliges Einsperren sein.“Joggen, Spazieren gehen – so etwas solle weiter möglich bleiben. Er betont aber: So eine Maßnahme „ist schwer zu rechtferti­gen auf Basis des allgemeine­n Ordnungsre­chts, da müsste das Land handeln“.

Wenn er Schwalmtal isoliert betrachte,

Michael Pesch würde er keine Ausgangssp­erre verhängen, sagt Michael Pesch (CDU), Bürgermeis­ter der Gemeinde. „Wir haben in den letzten Tagen die Erlasse konsequent umgesetzt“, die Schwalmtal­er hätten Verständni­s gezeigt. „Aber wenn man in den letzten Tagen die Bilder im Fernsehen gesehen hat, die zeigen, dass man sich in den Großstädte­n nicht an die Vorgaben hält – das spricht eindeutig dafür, dass die Ausgangssp­erre notwendig sein muss. Ich würde mir wünschen, dass man da eine einheitlic­he Regelung findet.“

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Der Spielplatz in Niederkrüc­hten-Laar ist derzeit wie alle in NRW gesperrt – und das Verbot wird auch eingehalte­n.
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