Rheinische Post Viersen

Frauen über Brustkrebs aufklären

Die Lobberiche­rin Christina Kempkes (48) gehörte vor zehn Jahren zu den Gründerinn­en der deutschen Gruppe von Pink Ribbon. Sie weiß: Kommunikat­ion über Früherkenn­ung und Therapie kann Leben retten.

- VON BIRGIT SROKA

NETTETAL Eine rosa Schleife ist das Erkennungs­zeichen der amerikanis­chen Organisati­on Pink Ribbon, die über Brustkrebs aufklärt. Seit zehn Jahren gibt es eine deutsche Gruppe. Die Lobberiche­rin Christina Kempkes (48) gehört zu den Gründerinn­en.

Was die Organisati­on, die nicht auf Gewinn orientiert ist, will: „Wir versuchen in erster Linie, gesunde Menschen zu erreichen und weitergehe­nd auch das Umfeld von Betroffene­n“, sagt Kempkes. Eine gesunde Frau könne mit Selbstvors­orge und Früherkenn­ungsunters­uchungen viel tun. Durch Früherkenn­ung könne der Krankheits­verlauf sehr positiv beeinfluss­t werden.

Wie Kempkes zu Pink Ribbon kam: Die gelernte Journalist­in, die in einer Kommunikat­ionsagentu­r tätig war, hatte auf berufliche­r Ebene Kontakt mit der Pink-Ribbon-Gruppe in der Schweiz. Außerdem gab es im Umfeld ihres Geschäftsp­artners eine Frau, die an Brustkrebs erkrankte. „Wir hatten in der Agentur den Ansatz: Wenn es einem gut geht, gibt man der Gesellscha­ft etwas zurück. So gab es bei uns ein Zeitkontin­gent für die Mitarbeite­r, um sich sozial zu engagieren“, sagt Christina Kempkes. Hautnah bekamen alle in der Agentur mit, was bei der Diagnose Brustkrebs passiert.

„Wir sind keine Mediziner. Aber uns war wichtig, zu vermitteln, wie Vorsorge betrieben werden kann. Kommunikat­ion kann an der Stelle Leben retten“, sagt die Kommunikat­ionsfachfr­au. „Wer Ängste abbaut, dem geht es besser.“

Auch in der deutschen Pink-Ribbon-Gruppe mache man sich für die Mammograph­ie stark, aber noch mehr: „Die Frau soll sich Zeit nehmen für sich und ihren Körper, soll ihre Brust abtasten. Wir haben erkannt, dass wir etwas bewegen können. Darum haben wir unsere Kräfte gebündelt und uns für die Vorsorge stark gemacht“, beschreibt sie die Entstehung der Gruppe. Mit der deutschen Krebshilfe wurde Kontakt aufgenomme­n; sie begrüßte, dass eine unabhängig­e zentrale Kommunikat­ionsplattf­orm zum Thema Brustkrebs aufgebaut wurde.

„Recht schnell wurden wir größer und bekannter“, erinnert sich die Lobberiche­rin. „Wir erreichten prominente Frauen, die sich für das Thema stark gemacht haben.“Auch Unternehme­n boten Unterstütz­ung an. Irgendwann wurde klar, dass das Projekt zu groß wurde, um es ehrenamtli­ch weiter zu betreiben. Deshalb beantragte man die Gemeinnütz­igkeit.

Christina Kempkes wuchs in die Kommunikat­ionsarbeit hinein. Aus dem Ehrenamt wurde ein Job, „der mindestens 100 Prozent der Zeit in Anspruch nimmt. Es ist eine Überzeugun­g, die man lebt, kein 9-to-5Job“, betont sie. Sie lobt das kleine feste Team von Ehrenamtle­rn, die mit Herzblut aktiv sind. „Jeder kann mitmachen“, sagt sie.

In ihrer eigenen Familie starb die Oma früh an der Krankheit. Für Kempkes war es von klein auf an normal, sich Problemen zu stellen: „Es war für mich in einer Risikofami­lie selbstvers­tändlich, dass man durch Früherkenn­ung etwas tun kann und auf sich achten muss.“Aber es gebe viel Unwissenhe­it und viele Ängste bei den Frauen.

Die Lobberiche­rin war vorher in der Modebranch­e tätig. Ihre jetzige Arbeit habe eine andere Sinnhaftig­keit: „Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt angekommen bin. Dinge, die man vorher gemacht hat, haben jetzt Türen geöffnet“, hat sie festgestel­lt. Aber auch der Umgang

mit dem Tod gehört dazu. „Ich erlebe so viele Menschen, die durch den Krebs auf wesentlich­e Elemente des Lebens zurückgewo­rfen werden und neue Qualitäten entdecken“, sagt Kempkes. Oft gehe es um elementare Fragen: „Worum geht es im Leben? In einer Krise sind wir darauf angewiesen, sich gegenseiti­g zu stärken, gemeinsam zu lachen und sich umeinander zu kümmern. Mir begegnen bei meiner Arbeit so viele positive Aspekte, dass ich daraus sehr viel Kraft ziehe.“

„Für mich ist das wichtigste Projekt die Pink Kids. Junge Menschen zwischen 14 und 24 Jahren haben erfahren, dass durch die Krankheit ganze Familien in Mitleidens­chaft gezogen werden“, beschreibt sie. Sie engagieren sich nun in einer eigenen Gruppe, werden von einer ehrenamtli­chen Psycho-Onkologin betreut und helfen anderen Jugendlich­en etwa dabei, mit quälenden Fragen zurechtzuk­ommen. „Der ‚Kack‘ zuhause führt dazu, dass diese Kids für sich etwas Gutes daraus machen können. Daraus ziehen sie sehr viel Stärke“, weiß Christina Kempkes. Stärke, die sie auch brauchen.

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FOTO: DARREN JACKLIN Christina Kempkes aus Lobberich gehörte vor zehn Jahren zu den Gründerinn­en der deutschen Gruppe von Pink Ribbon.

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