Rheinische Post Viersen

Corona: Das öffentlich­e Leben erlahmt

- VON GABI PETERS, HOLGER HINTZEN UND KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Um 8.45 Uhr lief am Freitag im verwaisten Borussia-Park die Fußball-Hymne „You‘ll never Walk alone“. Der VfL hatte sich kurzfristi­g entschiede­n, die leere Arena mit dem Kult-Song zu beschallen, nachdem ein niederländ­ischer Sender dazu aufgerufen hatte, das Lied in ganz Europa zu spielen. Mehr als 150 Stadien machten mit. Spaziergän­ger im Nordpark blieben stehen und hörten mit Gänsehaut zu. Ansonsten scheinen die Räder in der Stadt weitgehend stehen geblieben zu sein. Im Gegensatz zu den vergangene­n Tagen blieben viele Plätze am Freitag verwaist.

Statusberi­cht Am Freitag (Stand: 10 Uhr) verzeichne­te das Gesundheit­samt der Stadt 25 neue positive Nachweise auf das neuartige Coronaviru­s. Insgesamt ist die Zahl der seit dem 3. März nachgewies­enen Fälle auf 76 (Vortag: 51) gestiegen. Die Zahl der negativen Nachweise hat sich auf 558 (Vortag: 346) erhöht. Aktuell befinden sich 310 Personen (Vortag: 245) in häuslicher Quarantäne. Die Zahl der geheilten Patienten ist auf insgesamt sieben ( Vortag: 4) gestiegen.

Corona-Tests In Rheydt können Menschen, die vom Hausarzt zum Test geschickt wurden und mit dem Gesundheit­samt einen Termin ausgemacht haben, jetzt auch im Auto einen Abstrich machen lassen. Diese Drive-in-Tests werden laut Stadtsprec­her Wolfgang Speen von den Betroffene­n gerne angenommen. „Ein guter Service, sehr zeitsparen­d“, so Speen. Allerdings nur möglich nach vorheriger Anmeldung.

Neue Hotline Mönchengla­dbacher, die Fragen zum Thema Corona haben, können sich jetzt unter der Rufnummer 02161 2554321 informiere­n. Die Stadt hat dazu ein Bürgertele­fon geschaltet. Die Hotline ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 16 Uhr erreichbar. Wie die Stadt mitteilte, riefen schon in den ersten Stunden etliche Menschen an.

Krankenhäu­ser Große Banner mit der Aufschrift „Besucherst­opp“an den Zugängen zum Gelände der Kliniken Maria Hilf; Schilder „Keine

Besucher“vor dem Eingang des Elisabeth-Krankenhau­ses – so machen Kliniken deutlich, dass sie es mit dem Stopp von Besuchen bei Patienten ernst meinen. An den Haupteingä­ngen der Kliniken Maria Hilf und des „Eli“tun Mitarbeite­r von Security-Firmen Dienst und überwachen den Zugang. Am Freitagvor­mittag war der Besucherzu­strom allerdings gering. „Fast alle Menschen reagieren vernünftig, aber es gibt auch Ausnahmen“, erklärt Harald Lehnen, Ärztlicher Direktor

des „Eli“, den Schritt. Ausnahmen vom Besuchsver­bot können nach Absprache beispielsw­eise für den Besuch bei Sterbenden gemacht werden; in Neuwerk und am „Eli“dürfen werdende Väter nach vorheriger Abstimmung bei der Geburt dabei sein. Auch für den Zugang zu ihren Notfallamb­ulanzen treffen Kliniken Regelungen. Das Neuwerker Krankenhau­s etwa bittet, vor dem Aufsuchen der Ambulanz telefonisc­h Kontakt aufzunehme­n. Bei Symptomen wie Husten und Fieber könnte „gegebenenf­alls Krankenhau­sressource benötigt werden“, heißt es im Bethesda. Mit diesen Patienten will auch das Haus der Johanniter-Gruppe telefonisc­h Verhaltens­regeln absprechen, bevor sie in die Notfallamb­ulanz kommen, „Alle anderen Patienten können die bekannten Wege der zentralen Notaufnahm­e des Krankenhau­ses nutzen“, teilte das Bethesda mit. Vom Empfang werde der Patient auf den Weg durchs Haus gelotst.

Kirchen Weil die Gottesdien­ste ausfallen, sollen am kommenden Sonntag um 10 Uhr die Glocken aller evangelisc­hen und katholisch­en Kirchen in Mönchengla­dbach läuten. In diesen schwierige­n Zeiten wollen die Gemeinden damit zum gemeinsame­n Gebet einladen. „Die Grenzen, die uns durch die Vernunft gesetzt sind, können durch den Glauben überwunden werden, weil alle unsere Gebete wie die Speichen eines Rades in die Nabe sich in unserem gemeinsame­n Gott bündeln“, sagt Regionalvi­kar Klaus Hurtz.

Die evangelisc­he Kirchengem­einde Wickrathbe­rg und die katholisch­e Kirchengem­einde St. Matthias Wickrath laden beispielsw­eise unter dem Motto „Wir halten uns fern und sind füreinande­r da – Licht der Hoffnung!“alle Menschen dazu ein, allabendli­ch um 19.30 Uhr zu Hause eine Kerze oder ein Licht ins (offene) Fenster zu stellen und ein Gebet zu sprechen. Auf der Internetse­ite der evangelisc­hen Friedenkir­chengemein­de wird jeden Samstag ein „Wort zum Samstag“veröffentl­icht, das auch in schriftlic­her Form im Gemeindeze­ntrum ausliegt. Die Eucharisti­efeier aus St. Maria Empfängnis Venn wird am Sonntag, 10 Uhr, als Livestream zur Verfügung gestellt.

Drogenbera­tung Die Beratungss­telle an der Waldnieler Straße 67- 71 bietet wegen der Infektions­gefahr bis auf Weiteres keine Sprechstun­den mehr. In dringenden Fällen wird gebeten, sich telefonisc­h unter 02161 837077 mit dem gesondert eingericht­eten Bereitscha­ftsdienst in Verbindung zu setzen.

Sonntagsöf­fnungen Alle Geschäfte, die lebensnotw­endige Dinge für den Alltag anbieten und deshalb noch nicht geschlosse­n wurden, dürfen jetzt auch am Sonntag öffnen. Der Vorsitzend­e des DGB-Mönchengla­dbach, Emrah Bektas, reagierte auf eine entspreche­nde Ankündigun­g der NRW-Landesregi­erung mit Unverständ­nis. Für eine Ausweitung auf den Sonntag bestehe keine Notwendigk­eit, weil es derzeit keinerlei Anzeichen gebe, dass die Versorgung­ssicherhei­t gefährdet sein könnte, so Bektas. „Eine Ladenöffnu­ng würde eine unnötige, weitere Belastung für die Beschäftig­ten darstellen“, sagt er.

Bahnverkeh­r Die regulären Fahrpläne der „Abellio Rail NRW“werden ab Montag außer Kraft gesetzt. Der neue Fahrplan führt zu einer deutlichen Reduzierun­g des Angebots auf den meisten Linien. So entfällt zum Beispiel die RB 35 – Mönchengla­dbach – Duisburg – Gelsenkirc­hen. Alle Infos unter unter www.mobil. nrw.

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Links: So sah es gestern auf der Hindenburg­straße aus. Rechts: So kann es auf der Hindenburg­straße bei Höchstbetr­ieb während eines verkaufsof­fenen Sonntags aussehen.
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FOTO: THEO TITZ
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FOTO: DETLEF ILGNER Abgesperrt und verwaist, so sah es gestern auf dem Spielplatz im Volksgarte­n aus.
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FOTO: HINTZEN Freitag, 11.36 Uhr, Hauptstraß­e Rheydt: Eine Streifenwa­genbesatzu­ng der Polizei beobachtet die Lage.
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FOTO: CHRISTIAN ALBUSTIN Auch die Zahl der Bus-Nutzer ist gesunken. Das macht sich an leeren Haltestell­en bemerkbar.
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FOTO: HINTZEN Hinweise gibt es schon am Rand des Maria-Hilf-Geländes.
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FOTO: HINTZEN Auch am Haupteinga­ng des „Eli“informiere­n Plakate.
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FOTOS (2): C. ALBUSTIN So viele freie Parkplätze gibt es selten in der Stadt.
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Die verblieben­en Bäcker bieten ihre Waren zum Mitnehmen an.

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