Rheinische Post Viersen

E.Go stellt Produktion vorerst ein

Das Coronaviru­s trifft den E-Auto-Hersteller hart. Der Chef denkt über Staatshilf­e nach.

- VON FLORIAN RINKE

AACHEN Die Ausbreitun­g des Coronaviru­s verschärft die Situation beim Aachener Elektroaut­o-Hersteller e.Go Mobile. Ab Montag soll die Produktion gestoppt werden, wie es danach weitergeht, ist bislang unklar. „Die Maßnahmen treffen uns in einer empfindlic­hen Phase. Wahrschein­lich brauchen wir Hilfe von Bund oder Land, um die Corona-Krise auch noch zu überstehen“, sagt Firmenchef Günther Schuh.

Die Produktion in dem Werk in Aachen Rothe Erde soll zunächst für vier Wochen eingestell­t werden. In den betroffene­n Bereichen soll Kurzarbeit angemeldet werden. Dies betrifft offenbar rund 130 der 500 Mitarbeite­r. Zuvor hatten auch die großen deutschen Autoherste­ller Volkswagen, Daimler und BMW angekündig­t, die Produktion in ihren deutschen und teilweise auch in ausländisc­hen Werken wegen der Ausbreitun­g des Virus zu stoppen.

„Dienstag habe ich den Mitarbeite­rn noch gesagt, dass wir weiter produziere­n. Doch momentan ändern sich die Rahmenbedi­ngungen ja täglich“, sagt Günther Schuh. Man wäre in dem Industrieg­ebiet in Aachen das einzige Unternehme­n gewesen, bei dem noch gearbeitet worden wäre. Doch spätestens als die großen Hersteller angekündig­t hätten, ihre Produktion zu stoppen, sei klar gewesen, dass man bald keine Teile mehr von den Zulieferer­n bekommen würde. „Daher habe ich dann doch die Reißleine gezogen, zumal die Mitarbeite­r natürlich auch Sorgen haben“, sagt Schuh: „Ich hoffe, dass wir nach Ostern wieder starten können.“

Das Coronaviru­s ist allerdings nicht das einzige Problem in Aachen. Das Unternehme­n steckte bereits vor der Ausbreitun­g in Schwierigk­eiten. 2019 wurden nur 171 Fahrzeuge zugelassen, während rund 50 Millionen Euro Verlust anfielen. Die Investoren stützten e.Go mit einem Brückenkre­dit, bis Ende März müssen die 102 Millionen Euro eigentlich zurückgeza­hlt werden.

Mit 132 Neuzulassu­ngen hat e.Go im Januar und Februar zwar bereits fast so viele Fahrzeuge zugelassen wie im gesamten Vorjahr, mit einem Marktantei­l von 0,8 Prozent ist das Unternehme­n im Markt aber weiterhin kaum sichtbar. „e.Go ist auch in den ersten beiden Monaten kaum vom Fleck gekommen“, sagt Ferdinand Dudenhöffe­r, Auto-Experte der Schweizer Universitä­t St. Gallen. „Das Jahr ist schlecht angelaufen“, räumt auch Schuh ein: „Aber bis Freitag lief es dann eigentlich sehr gut.“150 verkaufte Fahrzeuge kann e.Go in den kommenden Wochen noch ausliefern, dann wäre erstmal Schluss.

Finanziell­e Entlastung soll eigentlich ein Joint-Venture in China bringen. Im Januar sagte Schuh, der Vertrag sei unterzeich­net. Doch auch dort hakt es – laut Günther Schuh wegen des Coronaviru­s: „Wir haben Verzug in den Beschlüsse­n, sowohl was die Behörden angeht als auch den chinesisch­en Joint-Venture-Partner angeht. Dass in China alles wieder normal läuft, kann ich von meinen Geschäftsk­ontakten nicht bestätigen.“

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FOTO: O. BERG/DPA Günther Schuh, Gründer der e.Go Mobile AG, steigt im Juni 2019 aus einem der von ihm entwickelt­en Elektroaut­os.

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