Gladbachs goldene Reserve
Borussia hat mit Denis Zakaria, Marcus Thuram und Co. einige Spieler im Kader, die im Notfall viel Geld einbringen würden.
Wie für die gesamte Bundesliga und alle Wirtschaftsunternehmen in Deutschland ist für Borussia nicht absehbar, wie groß der Schaden durch die Corona-Krise sein wird. Im Mai erwartet Gladbach die letzte Rate der TV-Gelder über rund 22 Millionen Euro. Muss die Saison abgebrochen werden, würde es dieses Geld nicht geben. Zudem bedeutet jedes Geisterspiel (oder jede nicht stattfindende Partie) im Borussia-Park ein Minus von zwei Millionen Euro. Mögliche Einbußen in den Sponsorengeldern, aber auch Hilfen der Fans und der Gehaltsverzicht im Klub nicht eingerechnet, läge das Minus bei 32 Millionen Euro. Auch für dieses Worst-Case-Szenario muss Borussia planen – und im Notfall an ihren Kader rangehen. Der ist die „goldene Reserve“des Klubs.
„Das sind hypothetische Szenarien. Es müssen erst mal viele andere Themen geklärt sein. Da müssen wir den Menschen keine Angst machen, dass unsere Mannschaft auseinanderbricht. Wir arbeiten daran, dass es nicht so kommt“, sagte Sportdirektor Max Eberl im Interview mit unserer Redaktion. „Wenn dann aber alle Szenarien der negativen Art eintreten sollten, kann ich sagen: Borussia bleibt handlungsfähig. Nicht nur, weil wir eine Mannschaft haben, die außergewöhnlich ist, nicht nur von den Charakteren, sondern auch von der sportlichen Werthaltigkeit her.“
Laut des Portals transfermarkt. de ist der Kader 312 Millionen Euro wert. Doch es ist nicht der Gesamtwert, der Borussia eine kleine Entspanntheit in dieser problematischen Zeit ermöglicht, sondern die
Tatsache, dass es viele Spieler gibt, die hohe Transfererlöse einbringen könnten mit denen die Verluste aufgefangen werden könnten. Zumindest nach aktuellem Stand. Denn noch ist nicht absehbar ist, wie sich der Transfermarkt entwickeln wird, de Ablösen könnten sinken. Aktuell
sind die Borussia-Werte enorm.
Die Nummer eins ist Denis Zakaria. Sein Marktwert wird auf 45 Millionen Euro taxiert. Doch Experten des Transfermarkts schätzen, dass Borussia für den 23-Jährigen eine Ablösesumme von bis zu 70 Millionen Euro erzielen könnte. Dieser
Wert entsteht durch Faktoren wie dem jungen Alter, der körperlichen Stabilität, der Position, der Vielzahl an Interessenten und dem dynamischen Entwicklungsprozess des Schweizers, der gerade seit der Verpflichtung von Marco Rose einen enormen Aufschwung erlebte.
Ähnlich ist es bei Marcus Thuram. Der Franzose ist für die Experten, mit denen unsere Redaktion sprach, der zweitwertvollste Spieler im Kader. 28 Millionen Euro beträgt sein Marktwert, doch als Ablöse wären etwa 50 Millionen Euro fällig. Thurams Name – er ist der Sohn vom französischen Weltmeister Lilian Thuram – ist da sogar ein zusätzlicher Werttreiber, außerdem seine Qualitäten als Entertainer auf und neben dem Platz.
Borussias Innenverteidiger Matthias Ginter und Nico Elvedi sind ebenfalls extrem wertvoll. Sie spielen seit längerer Zeit auf einem konstant hohem Niveau und sind begehrt auf dem Markt. 35 Millionen Euro ist jeweils ihr Marktwert, die Ablöse würde wohl bei etwas mehr als 40 Millionen Euro liegen. In diesem Bereich bewegt sich auch die Einschätzung bei Florian Neuhaus.
Bei allen Spielern kommt für Borussia gewinnbringend zum Tragen, dass sie mit langfristigen Verträgen bis mindestens 2022 ausgestattet sind. Das ist auch bei Alassane Plea, dem bisherigen Rekordneuzugang des Klubs mit 23 Millionen Euro, der Fall. Er könnte der Akteur sein, dessen Abgang im Notfall am ehesten forciert wird. Der Franzose ist im Vergleich mit 27 Jahren der älteste sehr wertvolle Spieler im Kader. 35 Millionen Euro kann Gladbach für ihn mindestens verlangen. Die Hoffnung bleibt aber, dass das nicht nötig sein wird.