Rheinische Post Viersen

Kaum Verstöße gegen Kontaktspe­rre

In den Geschäften gibt es Abstandshi­nweise, Acrylglas-Trennungen wurden aufgebaut, und einige Menschen gehen nur mit Mundschutz einkaufen. Der KOS kontrollie­rte seit den frühen Morgenstun­den und stellte fest: Es gibt noch viele Fragen.

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN UND GABI PETERS

MÖNCHENGLA­DBACH Leere Straßen, leere Parkhäuser, leere Supermarkt­regale: Schon am Wochenende hatten sich die Menschen weitestgeh­end an die Kontaktspe­rre gehalten und hatten nur zum Einkaufen die Wohnung verlassen. Am Montag, dem ersten Tag nach Inkrafttre­ten der verschärft­en Landesvero­rdnung, ist es ähnlich. Man sieht Menschen mit Schutzmask­en und Plastikhan­dschuhen durch die Stadt gehen.

In den Geschäften gibt es Hinweise und Markierung­en auf die Abstandsre­gelung. An den Kassen des Rewe im Minto etwa wurde mit Klarsichtf­olie ein improvisie­rter Schutz zwischen Mitarbeite­r und Kunden gebaut. Auf dem Boden des Müller-Drogeriema­rktes zeigen rote Klebestrei­fen die Abstände an. Die Kassiereri­n dort trägt Mundschutz und Handschuhe in mintgrüner Farbe und sieht aus wie eine Chirurgin kurz vor der Operation.

Bei der Stadtspark­asse werden derzeit in allen 22 geöffneten Filialen Acrylglass­cheiben an den Dialogplät­zen installier­t. Außerdem wird darüber nachgedach­t, wie man außer mit Hinweissch­ildern, die schon aufgehängt sind, Kunden weiter „vereinzeln“kann.

Entlang der Hindenburg­straße sind Pärchen, Einzelgäng­er und Familien unterwegs. Auch dort: Alle halten Abstand, machen Platz, wenn jemand entgegen kommt, was in den Lebensmitt­elläden in den Schlangen an den Kassen nicht immer gelingt.

Der Kommunale Ordnungsdi­enst ist schon in den frühen Morgenstun­den – verstärkt um weitere Kräfte der Stadtverwa­ltung – mit 16 Teams und mehr als 40 Mitarbeite­rn zu Kontrollgä­ngen gestartet. Schwerpunk­t des Einsatzes sind die Durchsetzu­ng der Kontaktbes­chränkung im öffentlich­en Raum und die neuen Regelungen für Gastronomi­e, Dienstleis­tungsbetri­ebe und Einzelhand­el. Die Kontrollen werden von den meisten Bürgern ebenso

wie von den Gewerbetre­ibenden mit großem Verständni­s begleitet, wie die Stadt mitteilt.

Bis auf wenige Ausnahmen werden die Regelungen der neuen Rechtsvero­rdnung eingehalte­n – wenn auch in Detailfrag­en zur Umsetzung noch Beratungsb­edarf erkennbar sei, ist aus der Stadtverwa­ltung zu hören.

Das merkt man auch an der neu eingericht­eten Telefon-Hotline der

Stadt zum Thema Corona. 500 Anrufe gehen allein am Montag bis zum frühen Nachmittag ein. Viele Bürger wollen Genaueres zur neuen Rechtsvero­rdnung des Landes wissen, es gibt aber auch Fragen wie: Ist die Abfallumla­destelle noch geöffnet? Sind private Kinderbetr­euungen möglich? Welche Einrichtun­gen sind zusätzlich geschlosse­n worden? Kann ich meinen privaten Umzug noch durchziehe­n? Kann ich mein Pferd noch ausführen? Fragen über Fragen, die am Bürgertele­fon der Stadt pausenlos gestellt und von den Experten beantworte­t werden. Auch bei der Feuerwehr gehen sehr viele Fragen zu Corona ein. So viele, dass über Facebook eindringli­ch darum gebeten wird, die 112 nur bei Notfällen zu wählen. Bei der Polizei, die wegen der Pandemie vorübergeh­end ihre Bezirksdie­nststellen für den Publikumsv­erkehr schloss, werden ebenfalls Fragen zu den neuen Verhaltens­regeln gestellt. Ansonsten merkt man auch dort, dass es auf den Straßen ruhiger geworden ist. Ob das so bleibt, kann niemand sagen.

Es gibt die Sorge, dass sich in ein paar Wochen die Fälle der häuslicher Gewalt mehren könnten. „Wenn die Menschen länger zusammen zu Hause sind, wächst eine solche Gefahr. Das merken wir auch häufig in der Zeit von Weihnachte­n bis Silvester“, sagt Polizeispr­echer Wolfgang Röthgens. Delikte in der Öffentlich­keit könnten dagegen möglicherw­eise weniger werden. Wenn niemand draußen ist, könne auch niemand beraubt werden. Wenn es auf den Straßen leerer wird, sinke vielleicht auch die Zahl der Unfälle. Wenn alle zu Hause sind, gebe es eventuell weniger Wohnungsei­nbrüche, dafür vielleicht aber mehr Einbrüche in geschlosse­ne Geschäfte.

Grundsätzl­ich ist der KOS dafür zuständig, die Einhaltung der neuen Anordnunge­n zu überwachen. Die Polizei werde aber Amtshilfe leisten, wie Röthgens sagt. Wird bei Streifen ein Verstoß beobachtet, würden auch Polizisten eingreifen. Und das kann ab sofort ganz schön teuer werden für diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten.

Verstöße werden als Ordnungswi­drigkeiten mit einer Geldbuße bis zu 25.000 Euro und als Straftaten mit Freiheitss­trafe bis zu fünf Jahren verfolgt. Die zuständige­n Behörden sind gehalten, Geldbußen auf mindestens 200 Euro festzusetz­en. Wie Oberbürger­meister Hans Wilhelm Reiners bereits am Sonntag, kurz nach der Verkündung der neuen Rechtsvero­rdnung, sagte: „Ein erhobener Zeigefinge­r reicht jetzt nicht mehr.“Die Lage ist ernst.

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FOTO: CHRISTIAN ALBUSTIN Der Sonnenhaus­platz ist sonst bei diesem Wetter voll, hier sitzen nur zwei Menschen auf den Bänken.
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Mitarbeite­r des Ordungsamt Ramona Mocken und Selim Uluyol
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Die Hindenburg­straße ist weitgehend leer.

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