Rheinische Post Viersen

Zwei Jahre Zeit verschwend­et

- VON BIRGIT MARSCHALL

Zwei Jahre hat die Rentenkomm­ission der Bundesregi­erung benötigt, um einen gut hundert Seiten langen Bericht zu verfassen, der im Wesentlich­en längst Bekanntes und kaum Festlegung­en enthält. Das ist ein ungenügend­es und enttäusche­ndes Ergebnis. Der Kommission ist es in der großzügig bemessenen Zeit nicht gelungen, drängende Fragen zu beantworte­n. So sind zwei Jahre Zeit vergeudet worden. Allerdings entspricht dies auch der Situation in der Politik: Die große Koalition hatte ihren Rentenstre­it schlicht in die Rentenkomm­ission ausgelager­t und der Expertengr­uppe zudem viel zu starre Vorgaben gemacht. Wer das freie Denken von vornherein beschränkt, kann hinterher auch nicht erwarten, wegweisend­e Empfehlung­en zu erhalten.

Dass gerade die sensibelst­en Fragen unbeantwor­tet bleiben, verwundert daher nicht. Dazu gehört die Frage nach dem Renteneint­rittsalter ab dem Jahr 2031, wenn die schrittwei­se Einführung der Rente mit 67 abgeschlos­sen sein wird. Hierzu solle nun ein neuer Alterssich­erungsrat erst 2026 Vorschläge unterbreit­en, so die Kommission. Damit würde erneut Zeit verplemper­t. Über das Rentenalte­r müssen sich endlich die Parteien einig werden. Die Diskussion darüber gehört in den Bundestag und nicht in ein neues Gremium.

Da die Zahl der Beitragspf­lichtigen stärker als bisher abnehmen und die der Neu-Rentner stärker zunehmen wird, wird die Rentenpoli­tik an einer dosierten Anhebung des Rentenalte­rs auch nach 2031 nicht vorbeikomm­en. In einem Minderheit­svotum spricht sich der Rentenfors­cher Axel Börsch-Supan dafür aus, das Rentenalte­r abhängig von der zunehmende­n Lebenserwa­rtung weiter nach oben anzupassen. Sein Vorschlag, die gewonnene Lebenszeit im Verhältnis zwei zu eins auf längeres Arbeiten und Freizeit aufzuteile­n, ist überlegens­wert.

BERICHT RENTENKOMM­ISSION LÄSST FRAGEN . . ., WIRTSCHAFT

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