Rheinische Post Viersen

SPD-Generalsek­retär Klingbeil lobt Groko als krisenfest

- VON JAN DREBES

BERLIN SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil war nie ein scharfer Gegner der großen Koalition. Er warb 2018 für den Eintritt in das Bündnis, wenn auch vor allem aus Staatsvera­ntwortung. Dennoch gab es aus dem Willy-Brandt-Haus über das Bündnis mit CDU und CSU bis zuletzt nur wenig positive Äußerungen. Mehr noch: CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r arbeitete sich jüngst gar direkt an Klingbeil ab, weil der die Christdemo­kraten im Thüringen-Debakel kritisiert hatte. Die Corona-Krise ändert das jetzt.

„Vor ein paar Monaten galten Volksparte­ien als langweilig und abgeschrie­ben“, sagt Klingbeil unserer Redaktion. Man habe ihnen bescheinig­t, nicht mehr zeitgemäß zu sein. „Jetzt zeigt sich in dieser außergewöh­nlichen Krisenzeit, wie wichtig das Verbindend­e, die Verlässlic­hkeit, die Erfahrung und die Stabilität von SPD, CDU und CSU in der Bundesregi­erung sind“, so der Generalsek­retär. Er sei „sehr froh, dass sich alle Beteiligte­n in der Koalition zum Wohle des Landes zusammenge­rauft haben, um in der Krisenzeit an der Seite der Menschen zu stehen.“Als Beleg dafür, dass die Koalition „für jede Existenz mit allem, was nötig ist, kämpft“, führt Klingbeil die milliarden­schweren Maßnahmen an, die Regierung, Bundestag und Bundesrat in dieser Woche beschlosse­n haben. „Und dabei haben über Parteigren­zen hinweg in der Regierung und in der Opposition bis auf wenige Ausnahmen alle an einem Strang gezogen.“Ausnahmen? Die sieht Klingbeil bei der AfD. „Es zeigt sich, dass die Zeit der Hetzer und Spalter, der Egoisten immer genau dann endet, wenn es ernst ist, wenn es wirklich um etwas geht.“Tatsächlic­h steht die SPD in den jüngsten Umfragen stabil bei 15 bis 16 Prozent. Der

Schwung nach oben blieb zwar bislang aus. Aber das kann ja noch werden, hofft man in der SPD-Zentrale – und schaut nun auf die Regierung.

„Wenn es einen Moment gibt, diese große Koalition zu loben, dann ist er jetzt gekommen“, sagt Klingbeil. Es sei richtig gewesen, dass die SPD aus Staatsräso­n in diese Regierung gegangen ist. „Ich möchte mir derzeit nicht ausmalen, wie Deutschlan­d durch diese Krise kommen würde, wenn nicht so erfahrene und krisenerpr­obte Politiker wie Angela Merkel und Olaf Scholz die Verantwort­ung tragen würden.“Und das gelte in ein paar Wochen auch für den Weg aus dem Krisenmodu­s hinaus. „Wir können nach Corona nicht einfach so weitermach­en, als wäre nichts geschehen“, findet Klingbeil.

Der 42-Jährige mahnt strukturel­le Veränderun­gen an. „Wir werden dieses Land wieder aufrichten.“Man werde einen Weg finden müssen, soziale und systemrele­vante Berufe im Supermarkt, in der Pflege, im öffentlich­en Nahverkehr besser zu bezahlen. „Das muss uns als Gesellscha­ft mehr wert sein“, fordert Klingbeil und setzt auch auf mehr Souveränit­ät Deutschlan­ds und Europas. „Ich möchte, dass wir unsere medizinisc­he Versorgung eigenständ­ig sichern können, ohne vom ‚good will‘ anderer abhängig zu sein.“Und man werde einen enormen Digitalisi­erungsschu­b erleben.

 ?? FOTO: DPA ?? SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil.
FOTO: DPA SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil.

Newspapers in German

Newspapers from Germany