Rheinische Post Viersen

Medizinstu­denten protestier­en gegen „Hammerexam­en“

Gesundheit­sminister Jens Spahn will in der Corona-Krise mehr Personal in den Kliniken und plant daher eine Änderung der Approbatio­nsordnung.

- VON PHILIPP JACOBS

DÜSSELDORF Mehrere Wochen hat Konstanze Golsong bereits für ihre große Prüfung gelernt, das zweite Staatsexam­en in der Medizin. Zwischen dem 15. und 17. April soll es eigentlich soweit sein, doch ob das Examen stattfinde­t, ist bislang unklar. „Ich schwanke zwischen der Akzeptanz, dass die Prüfung nicht durchgefüh­rt wird und der Angst, dass alles so bleibt und ich dann nicht gut genug vorbereite­t bin“, sagt Golsong. Die 25-Jährige aus Dinslaken ist eine von 4600 Medizinstu­denten, die jetzt kurz vor der sogenannte­n M2-Prüfung stehen.

Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium will das Examen auf 2021 verschiebe­n. Die Studenten sollen direkt ins praktische Jahr in die Kliniken gehen, dorthin, wo sie aufgrund der Corona-Krise gebraucht würden.

So steht es in einem Referenten­entwurf von Gesundheit­sminister Jens Spahn. Der Entwurf für die Änderung der Approbatio­nsordnung ist möglich auf Grundlage des Bevölkerun­gsschutzge­setzes, das am Freitag im Bundesrat verabschie­det wurde. Die Folge der Prüfungsve­rlegung wäre ein neues „Hammerexam­en“: Das dritte Staatsexam­en würde unmittelba­r auf das zweite folgen, kurz nach dem praktische­n Jahr in der Klinik. Einem Jahr, das je nach Fortgang der Coronaviru­s-Pandemie kein leichtes für Ärzte und Krankenpfl­eger werden dürfte.

Ein „Hammerexam­en“gab es schon einmal. Es wurde aber 2014 abgeschaff­t. Zu Recht, findet die Bundesvert­retung der Medizinstu­dierenden (bvmd). „Wir erkennen an, dass aufgrund der Krankenver­sorgungsla­ge Änderungen im Studienabl­auf notwendig werden können“, sagt Aurica Ritter, Präsidenti­n der bvmd: „Das geplante Vorhaben stellt jedoch eine unzumutbar­e Härte für die Studierend­en dar.“Die angehenden Mediziner machen ihrerseits den Vorschlag, das zweite Staatsexam­en ausfallen zu lassen. Vor dem Hintergrun­d der massiven psychische­n Belastung durch die schon lange andauernde Lernzeit und der derzeitige­n Ungewisshe­it stelle dies die fairste Lösung dar.

„Für mich persönlich ist es unplausibe­l, dass es heißt, dass wir Mitte April ins praktische Jahr gehen sollen“, sagt Konstanze Golsong, die in Leipzig studiert: „Ich frage mich auch, wie die Krankenhäu­ser das organisier­en wollen bei dem Stress, den die momentan haben.“Zudem müsse in Leipzig jeder Student vorher zum Betriebsar­zt, die ersten Termine dafür würden aber erst ab dem 21. April vergeben.

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FOTO: ANNIKA ELIANE KRAUSE Jana Bauch wartete auf die Luftbrücke.

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