Rheinische Post Viersen

Kontaktver­bot — „Die Stimmung kippt“

Als das Kontaktver­bot am Montag in Kraft trat, wurden die Mitarbeite­r des Kommunalen Ordnungsdi­enstes in Viersen oft noch freundlich begrüßt. Doch nach knapp einer Woche ist das anders. Eine erste Bilanz.

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Seit das Kontaktver­bot in Deutschlan­d gilt, haben die Mitarbeite­r des Kommunalen Ordnungsdi­enstes in Viersen rund 30 Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren eingeleite­t und Bußgelder verhängt – in den meisten Fällen, weil sich mehr als zwei Menschen in Viersen versammelt­en. In drei Fällen mussten die Ordnungshü­ter die Schließung von Geschäften androhen. Und: „Wir bekommen deutlich mehr Hinweise aus der Bevölkerun­g auf Verstöße als üblich“, sagt Thomas Biener, stellvertr­etender Leiter des Fachbereic­hs Ordnung.

Um das Kontaktver­bot kontrollie­ren zu können, hat die Stadtverwa­ltung den Ordnungsdi­enst personell verstärkt. Eigentlich gehören dem Streifente­am acht Personen an – zu wenige, um an allen Tagen der Woche im Einsatz zu sein. Jetzt gehen auch Mitarbeite­r aus dem Innendiens­t auf Streife, ebenso Mitarbeite­r aus der Ausländerb­ehörde. „Zu Beginn der Woche haben viele Leute die Kontrollen begrüßt“, sagt Biener. „Da wurden unsere Mitarbeite­r mit einem Daumen-hoch-Zeichen begrüßt.“Die Erfahrung am Ende der Woche: „Jetzt kippt die Stimmung langsam.“Vielleicht, weil das Wetter wärmer wird. Vielleicht, weil nach fast einer Woche die Leute das Alleinsein leid sind.

Uwe Bludau und Manuel Canter sind in ihrer Uniform des Kommunalen Ordnungsdi­enstes an diesem Freitagnac­hmittag in Viersen unterwegs, um zu schauen, ob die „Verordnung zum Schutz vor Neuinfizie­rungen mit dem Coronaviru­s

SARS-CoV-2“überall eingehalte­n wird. Ihr erster Weg führt in den Edeka-Markt in Dülken. Vor dem Eingang hat Filialleit­er Marius Klümpen einen Spender mit Desinfekti­onstüchern installier­t, hinter dem Foyer steht am Eingang eine Mitarbeite­rin mit einem Handy. Darauf installier­t: eine Zähl-App. Maximal eine Person auf zehn Quadratmet­er Verkaufsfl­äche sind in den Geschäften derzeit erlaubt. Canter und Bludau schauen sich um; alles in Ordnung.

Weiter geht’s. Das Zweier-Team fährt zum Freizeitge­lände am Hohen Busch. Trotz Sperrung der Skater-Anlage waren dort in den vergangene­n Tagen häufiger Leute drauf. Diesmal sitzt dort ein Mann. „Oh“, sagt er. „Ich habe das Schild nicht gesehen.“Und entschuldi­gt sich und geht widerspruc­hslos weiter. In der Alt-Viersener Innenstadt geraten zwei ältere Damen mit Rollator in den Fokus der Ordnungshü­ter: Sie haben sich ein Eis gekauft; lassen sich wenige Schritte von der Eisdiele auf einer Bank nieder. Verzehrt werden dürfen Speisen aber erst nach einem Mindestabs­tand von 50 Metern – um Grüppchenb­ildung zu verhindern. Wer sich nicht dran hält, muss 200 Euro Strafe zahlen. Bludau klärt die beiden Damen auf, belässt es bei einer Ermahnung. Und der Eisverkäuf­er wird darauf hingewiese­n, dass er seine Kunden auf die Abstandsre­gel hinweisen muss. Sonst drohe die Schließung. Weiter geht’s durch die Fußgängerz­one. Am Sparkassen­vorplatz sehen Canter und Bludau drei Männer zusammenst­ehen; als sich die Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes nähern, gehen die drei auseinande­r. Einer setzt sich in einen auf den Bürgerstei­g geparkten Mercedes. Canter weist ihn darauf hin, dass Ansammlung­en von zwei Personen verboten sind. Der Mann gerät in Rage. Schon am Morgen habe er eine Verwarnung

erhalten, weil er zu schnell gefahren sei. Außerdem seien es ja nur zwei Personen gewesen, nicht drei. Canter fordert ihn auf, seinen Ausweis zu zeigen. Der Mann ignoriert ihn, reagiert erst nach weiteren Ansprachen. Das macht dann 200 Euro plus Verwarngel­d fürs Parken auf dem Bürgerstei­g.

Als der Mann weiter schimpft, sprechen die Ordnungshü­ter ein Platzverbo­t aus. Und als der Mann das ignoriert, rufen sie die Polizei. Schließlic­h fährt er doch davon – wenige Augenblick­e, bevor der Streifenwa­gen eintrifft, um ihn in Gewahrsam zu nehmen.

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RP-FOTO: RÖSE „Wir erteilen Ihnen einen Platzverwe­is für die gesamte Hauptstraß­e.“Manuel Canter und Uwe Bludau vom Kommunalen Ordnungsdi­enst Viersen bei der Kontrolle des Kontaktver­bots.

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