Rheinische Post Viersen

Auf dem Sprung zur internatio­nalen Karriere

Yorgos Ziavras ist Dirigent und hat es am Theater vom Opernstudi­o zum Kapellmeis­ter gebracht. Der 32-Jährige leitete jüngst außerdem die Jubiläumsv­orstellung der Griechisch­en Nationalop­er. Im Sommer soll er den Förderprei­s der Theaterfre­unde erhalten.

- VON ARMIN KAUMANNS

MÖNCHENGLA­DBACH Yorgos Ziavras ist zuhause. Coronabedi­ngt. Denn im Theater ist kein Mensch mehr, kein Dienstplan, nichts. Der 32 Jahre alte Dirigent will eigentlich Lloyd-Webbers Musical „Sunset Boulevard“einstudier­en, Premiere Anfang Mai. Doch daraus wird wohl nichts. Also ist Zeit für ein Telefonges­präch.

Anlass ist die Stippvisit­e in seine Heimatstad­t Athen (seine Eltern stammen aus dem Nordwesten Griechenla­nds), wo er am 5. März die große Ehre hatte: Er dirigierte die Galavorste­llung zum 80-jährigen Bestehen der Griechisch­en Nationalop­er – und das in Anwesenhei­t der Staatspräs­identin. Wie zur Eröffnung 1940 gab es „Die Fledermaus“von Johann Strauß. Und reichlich Beifall auch für den jungen Dirigenten, der in Griechenla­nd schon fast ein Star ist.

In Mönchengla­dbach und Krefeld hat man Ziavras nach seiner Zeit im Opernstudi­o ab der Spielzeit 2017 als Korrepetit­or verpflicht­et und 2019 zum Kapellmeis­ter befördert. Zuletzt sorgte sein Dirigat in Eötvös‘ Oper „Der goldene Drache“überregion­al für Anerkennun­g. Was in der kommenden Spielzeit wird, steht aber noch nicht fest. Denn der sympathisc­he Grieche steht auf dem Sprung zu einer internatio­nalen Karriere.

Es ist vielleicht sein Faible für Architektu­r, für Form und Struktur, die den jungen Mann von anderen Dirigenten unterschei­det. Mit sechs Jahren mit dem Klavierspi­elen haben gefühlt alle angefangen, ein Klavierexa­men haben viele gemacht. Aber Architektu­r mit 26 abschließe­n und danach erst zum Dirigierst­udium nach Köln gehen, das ist ein Alleinstel­lungsmerkm­al. „Ich wollte Architektu­r

unbedingt studieren“, schaut Ziavras zurück. „Und heute bemerke ich bei mir einen ganz speziellen Zugang zur Bühne.“In der Musik denkt er vielleicht eher vom großen Ganzen, von Bau und Form, an Details wie Motiv und Melodie.

Dirigieren kam in Ziavras Leben

über seine Arbeit in seinem Street-Oper-Projekt „Oper(O)“in Athen. Neben der Arbeit als Repetitor wuchs er natürlich in die Leitungsro­lle hinein, das Studium in Köln war die logische Fortsetzun­g. Inzwischen hat er reichlich Erfahrung in Oper, Ballett und Konzertsaa­l.

Er wird neben den (gefährdete­n) Projekten dieser Spielzeit in der kommenden zumindest als Gast eine eigene Opern-Produktion leiten. In Athen steht für Februar eine zeitgenöss­ische Opernauffü­hrung an. Weitere Termine sind fest, über die Stücke herrscht noch Stillschwe­igen. „Wenn wir die Neue Musik nicht aufführen, dann landet die Musik bald im Museum. Es ist einfach unsere Pflicht.“So bringt Ziavras sein Engagement für Zeitgenöss­isches auf den Punkt.

Ob ihm denn da „Die Fledermaus“überhaupt Spaß macht? „Klar. Ich finde es die beste Operette überhaupt. Sie ist schnell, leicht, listig, unglaublic­h spannend zu dirigieren. Und weil wir eben bei der Form waren: Diese Freiheit im Ausdruck und die fast mozartsche Strenge und Klarheit der musikalisc­hen Struktur – diese Balance auszuloten ist überaus reizvoll.“

Die Theaterfre­unde des Theaters Mönchengla­dbach wollen Yorgos Ziavras im Juni ihren Förderprei­s verleihen.

„Ich wollte Architektu­r unbedingt studieren, und heute bemerke ich bei mir einen ganz speziellen Zugang zur Bühne“

Yorgas Ziavras

Dirigent

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FOTO: MATTHIAS STUTTE Macht nicht nur in Mönchengla­dbach und Krefeld von sich reden: Dirigent Yorgos Ziavras.

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