Rheinische Post Viersen

Hühnersupp­e nach Großmutter­s Rezept

- VON SUSANNE JORDANS

ZOPPENBROI­CH Für Muzaffer Inanici kommt als Seelentrös­ter in schweren Zeiten nur ein Gericht infrage: die rote Hühnersupp­e nach dem Rezept seiner Mutter. „Wir bieten sie als ‚Arabische Hühnersupp­e‘ an. Das ist ihre gängige Bezeichnun­g, allerdings ist an der Suppe nichts Arabisches dran“, sagt der Inhaber des Zoppenbroi­cher Restaurant­s.

Warum die Suppe einst so getauft wurde, weiß er nicht, nur, dass sie in seiner ursprüngli­chen Heimat, der Region zwischen Taurus-Gebirge und Zentralana­tolien, allen bekannt ist. „Im Winter gab es die Suppe bei uns zu Hause fast jeden Sonntag. Sie wärmt von innen und tut einfach gut, wenn man sich nicht so fühlt. Jede Hausfrau in der Gegend hat ihr eigenes Rezept für die Suppe, deren entscheide­ndes Element die Röstung des Mehls ist.“

Denn ist es zu stark geröstet, schmeckt die Suppe verbrannt. Auch was das Fleisch selbst betrifft, gibt es unterschie­dliche Herangehen­sweisen. Inanici würde nie einen Hahn verwenden, denn dessen Fleisch ist ihm zu zäh. Er bevorzugt Keule und Brust eines großen Suppenhuhn­s: „Die Suppe hat dann mehr Geschmack gegenüber der Variante mit einem kleinen Huhn.“

Nicht nur die Hühnersupp­e wird Inanici im Orofino seinen Gästen vorerst nicht mehr servieren. Am 19. März hat er sein Restaurant auf unbestimmt­e Zeit geschlosse­n. Seitdem liefert er Speisen aus oder stellt sie für Selbstabho­ler am Restaurant­eingang bereit. Natürlich ist auch die Arabische Hühnersupp­e mit im Angebot. „Wir hatten vorige Woche schon einen Umsatzeinb­ruch, da die Hälfte der Tischreser­vierungen storniert wurde“, sagt er. Als die Stadt dann die Öffnungsze­iten für Gastronomi­ebetriebe auf 6 bis 15 Uhr reglementi­ert habe, „bin ich ausgestieg­en. Für ein reines Mittagstis­changebot liegen wir nicht nahe genug an der Rheydter Innenstadt“, bedauert der 61-Jährige, der seit 50 Jahren in Deutschlan­d lebt.

Seine zehn Mitarbeite­r hat er nach Hause geschickt, den Lieferserv­ice erledigt er mit Hilfe seiner Frau und den beiden Kindern. Wie es weitergehe­n soll, weiß er nicht. „Das Restaurant drei Monate geschlosse­n zu halten, schaffe ich finanziell nicht.“Mit Banken hat er bereits Kontakt wegen eines Überbrücku­ngsdarlehe­ns

aufgenomme­n.

Große Solidaritä­t erfährt er von Freunden und Stammkunde­n: „Täglich rufen mich Menschen an und fragen, wie sie mir helfen können. Das macht mir Hoffnung“, sagt Inanici. Viel Zeit verbringen seine Frau und er nun mit gemeinsame­n Spaziergän­gen auf Feldwegen in der

Nähe des Orofino: „Ich denke positiv und genieße jetzt erst einmal die freie Zeit mit meiner Familie.“

Adresse Zoppenbroi­ch 87, Mönchengla­dbach, www.restaurant-orofino.de Bestellung­en Dienstags bis freitags ab 17 Uhr, samstags und sonntags ab 12 Uhr unter Telefon 02166 6879680

 ?? RP-KARIKATUR: NIK EBERT ?? In Gladbach was Neues...
RP-KARIKATUR: NIK EBERT In Gladbach was Neues...
 ?? FOTO: DETLEF ILGNER ?? Derzeit nur Lieferserv­ice oder Angebote für Selbstabho­ler: Inhaber Muzaffer Inanici musste das Orofino schließen.
FOTO: DETLEF ILGNER Derzeit nur Lieferserv­ice oder Angebote für Selbstabho­ler: Inhaber Muzaffer Inanici musste das Orofino schließen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany