Zeit für alternative Studentenjobs
Die Corona-Krise vernichet viele Arbeitsplätze. Manche Studenten finden Alternativen, etwa bei Lieferservices oder auf dem Acker.
DÜSSELDORF Der Campus ist leer, die Mensa geschlossen, ebenso wie die Bibliothek. Die meisten Professoren und Verwaltungsangestellten sind im Homeoffice, Prüfungen wurden verschoben. Bis mindestens 19. April sieht es an der Uni Düsseldorf so aus, ebenso wie an allen anderen Hochschulen in Deutschland. Viel Zeit haben die Studenten nun, heißt es oft. Doch: Auch die Sorgen sind groß.
Nicht nur ängstigen sich diejenigen, die kurz vor dem Abschluss stehen, um ihre ganze weitere berufliche Planung, weil Prüfungen verschoben wurden. Vor allem die finanziellen Nöte sind groß: Laut Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes arbeiten rund 68 Prozent der knapp 2,9 Millionen Studierenden in Deutschland während der Vorlesungszeit. Sie sind auf das Geld aus ihrem Nebenverdienst angewiesen. Und nun sind die klassischen Studentenjobs in der Gastronomie, im Kino oder auf den Düsseldorfer Messen durch die Corona-Krise weggebrochen.
„Uns erreichen viele Fragen gerade von Studierenden, die bisher in Cafés oder Restaurants gejobbt haben“, sagt die Asta-Vorsitzende der Heinrich-Heine-Universität, Lara Volkmer. „Sie befürchten zum Beispiel, dass sie ihren Semesterbeitrag nicht mehr zahlen können.“Deshalb hat sich der Asta einer Petition angeschlossen: Deutschlandweit fordern die Asten der Hochschulen eine Soforthilfe von 3000 Euro für Studierende, die sich in einer finanziellen Notlage befinden (https:// www.openpetition.de/petition/ online/soforthilfe-fuer-studierende-jetzt). „Außerdem arbeiten wir als Asta vor Ort daran, unser zinsloses Sozialdarlehen anzupassen, mit dem wir auch schnell und unbürokratisch helfen können“, sagt Lara Volkmer. „Für Fragen sind wir vom Asta jederzeit erreichbar, telefonisch und per Mail.“
Entwarnung gibt es für Studierende, die an der Heine-Uni als studentische Hilfskräfte arbeiten: Sie werden nicht entlassen, sondern arbeiten, wie alle anderen Angestellten auch, soweit es geht im Homeoffice.
Tatsächlich gibt es für diejenigen, die ihre Jobs verloren haben, aber Alternativen. Beispielsweise in den
Supermärkten. Dort wird hängeringend nach Aushilfen gesucht, die Regale wieder auffüllen oder kassieren. „Wer in unseren Märkten jetzt als Aushilfe tätig werden möchte, kann sich unkompliziert bewerben“, so Rewe-Chef Lionel Souque. Der Konzern hofft, dass sich viele Studenten über die Internetseiten des Unternehmens bewerben.
Auch Liefer- und Paketdienste suchen Personal, um Einkäufe und Bestellungen zügig an die Kunden zu liefern, die jetzt gar nicht mehr das Haus verlassen können oder möchten. An diese Jobs kommt man entweder, indem man die Marktleitung im Supermarkt um die Ecke anspricht, oder auf den Internetseiten von Edeka, Netto und Co. sucht. Das gleiche gilt für Lieferando, Flaschenpost oder Picnic.
Deutschlandweit nach freien Jobs kann man über die Studenten-Zeitarbeitsfirma „Studitemps“suchen. Besonders Fahrer und Verkaufshilfen werden gesucht, so Studitemps, aber auch Logistikhelfer und Kassenkräfte. Insgesamt seien die Angebote für Studentenjobs um 78 Prozent gegenüber März 2019 in die Höhe geschnellt. Laut Studitemps-Mitgründer Benjamin Roos tragen die Studierenden in Corona-Zeiten mit dazu bei, „dass das Leben in den Grundzügen weitergehen kann“.
Wem es nicht unbedingt ums Geld geht, sondern darum, als junger und gesunder Mensch die Gesellschaft zu unterstützen, der kann sich ehrenamtlich engagieren. Zum Beispiel bei den Tafeln: Der Großteil der ehrenamtlichen Helfer bei der Tafel sind Rentner. Da sie aber zu den Risikogruppen gehören, müssen viele Tafeln schließen, weil es kein Ausgabepersonal gibt. „Die Tafel-Arbeit wird von älteren Menschen getragen.
Männer und Frauen im Rentenalter schleppen, säubern und sortieren nicht nur die Lebensmittel, sondern wenden sich unseren Kundinnen und Kunden zu. Diese sind oftmals einsam und ausgegrenzt. Ich möchte jüngere Menschen motivieren, die kurzfristig auftretende Lücke der Hilfe zu füllen und sich zu engagieren“, sagt Jochen Brühl, Vorsitzender Tafel Deutschland. Tafeln könnten beispielsweise Unterstützung brauchen, um Lieferdienste einzurichten oder auszuweiten sowie Lebensmittel in Tüten oder Pakete zu packen und im Hof unter freiem Himmel auszugeben.
In Münster haben drei Medizinstudenten eine ehrenamtliche Einkaufshilfe
für Covid-19-Risikogruppen gegründet. „Eine Infektion mit dem Coronavirus hat für ältere und vorerkrankte Menschen zum Teil schwere Folgen. Dies kann besonders gerade entlassene Patienten aus den Krankenhäusern betreffen“, so die Mitinitiatoren Lena Balitzki und Marius Mehling zum Hintergrund der Kampagne.
Und diese Kampagne funktioniert so: Um die Risikogruppen vor einer Ansteckung des Coronavirus zu schützen, organisieren sie mit ihren Kommilitonen der WWU Münster kostenlose Besorgungsgänge – etwa in Supermärkten, Apotheken und anderen Geschäften für die Grundversorgung. Somit soll diesen Menschen vor den Gefahren beschützt werden, an Covid-19 zu erkranken, indem sie zum Beispiel in Geschäften an der Schlange stehen.