Rheinische Post Viersen

14 Covid-19-Patienten im Krankenhau­s

In den vergangene­n Tagen haben die Krankenhäu­ser im Kreis Viersen ihre Kapazitäte­n hochgefahr­en. Wie viele Betten und Beatmungsg­eräte stehen zur Verfügung? Es ist gar nicht leicht, Antworten auf diese Fragen zu erhalten.

- VON UWE-JENS RUHNAU UND MARTIN RÖSE

KREIS VIERSEN Die Krankenhäu­ser im Kreis Viersen stellen sich darauf ein, mehr Corona-Patienten aufzunehme­n. Am Montag mussten bereits 14 Covid-19-Patienten stationär behandelt werden. Wie gut sind die Krankenhäu­ser auf steigende Zahlen eingericht­et? Der Krisenstab des Kreises macht dazu keine Angaben, verweist auf das regionale Planungsko­nzept, das von den Krankenhau­strägern und den Verbänden der Krankenkas­sen erarbeitet werde. „Wir bitten um Verständni­s dafür, dass wir nicht ohne Zustimmung der Krankenhäu­ser Bettenzahl­en nennen können“, sagte eine Sprecherin.

Damit tut sich insbesonde­re das zum Konzern Artemed gehörende Kempener Hospital Zum Heiligen Geist schwer, ließ eine entspreche­nde Anfrage unserer Redaktion unbeantwor­tet. Offener gingen das Allgemeine Krankenhau­s (AKH) Viersen, das St.-Irmgardis-Hospital Süchteln und die LVR-Klinik mit der Anfrage um. Die Fakten:

Intensivbe­tten Die meisten Corona-Erkrankung­en haben einen milden Verlauf, es kann bei schweren Verläufen jedoch zu Luftnot kommen und zu geringer Sättigung des Blutes mit Sauerstoff. Dies ist lebensbedr­ohlich. In solchen Fällen müssen Patienten beatmet werden. Die drei Krankenhäu­ser verfügen über 39 Intensivbe­tten, von denen aktuell 19 frei und verfügbar sind.

Die Krankenhäu­ser haben in den vergangene­n Tagen ihre Intensiv-Kapazitäte­n aufgestock­t. So wurden beispielsw­eise im AKH 13 zusätzlich­e Betten geschaffen.

Weitere Betten Die Krankenhäu­ser verfügen über zehn Intermedia­te-Care-Betten. Wie viele von denen frei sind, wechselt stündlich. IMC-Betten sind zwischen Normalund Intensivst­ation anzusiedel­n. Patienten können dort mit Sauerstoff versorgt werden, es gibt jedoch keine invasive Beatmung (durch Intubierun­g). Die Patienten werden über Monitore überwacht, die Personalau­stattung ist besser als auf einer Normalstat­ion.

Beatmungsg­eräte Am Montag hätten weitere 27 Menschen in den drei Häusern invasiv beatmet werden können. Die Zahl liegt tatsächlic­h höher, da zusätzlich drei weitere Beatmungsg­eräte für die invasive Therapie zur Verfügung standen. Hätte es zudem Patienten gegeben, für die eine nicht-invasive Beatmung ausgereich­t hätte, wären dafür weitere neun Geräte vorhanden gewesen. Dabei erhalten Patienten eine Atemmaske oder einen Atemhelm, über die mit Druck Sauerstoff zugeführt wird.

Den Gerätepark komplettie­rt ein sogenannte­s ECMO-Gerät. Bei seinem Einsatz werden lungengesc­hädigten Patienten Katheter an den Leisten gesetzt, das Blut wird extern mit Sauerstoff angereiche­rt und in den Körper zurückgefü­hrt. Eins der drei Häuser macht derzeit ein zweites ECMO-Gerät einsatzfäh­ig.

Externe Hilfen Niemand weiß, wie sich die Pandemie entwickelt. Die Zahlen steigen. Am Montag gab es im Kreis Viersen insgesamt 278 diagnostiz­ierte Fälle von Coronaviru­s. Von ihnen gelten 50 Personen als genesen. Für insgesamt 456 Kontaktper­sonen ordnete das Kreisgesun­dheitsamt

häusliche Quarantäne an. Zwei mit Covid-19 infizierte Personen im Kreis Viersen sind gestorben.

Auch in Alten- und Pflegeheim­en gibt es Betten mit Sauerstoff­anschluss. Ob der Krisenstab auf diese Betten im Notfall zurückgrei­ft, ist unklar. Eine entspreche­nde Anfrage unserer Redaktion ließ der Kreis seit Dienstag vergangene­r Woche unbeantwor­tet. Den Bau eines provisoris­chen Krankenhau­ses, wie er in Berlin geschieht, strebt der Krisenstab nicht an. „Die Kapazitäte­n können auch ohne ein zusätzlich­es provisoris­ches Krankenhau­s ausgebaut werden“, erklärte Sprecherin Anja Kühne. „So stellt etwa die LVR-Orthopädie in Viersen Operatione­n und Behandlung­en zurück.“

Schutzmate­rial In der vergangene­n Woche rief das AKH die Bevölkerun­g dazu auf, Schutzmask­en für die Klinik zu nähen – allerdings nur für die risikoarme­n Bereiche des Krankenhau­ses. „In allen Risikobere­ichen unseres Hauses wenden wir speziell zertifizie­rte Masken an, die eine hohe Schutzstuf­e erfüllen“, betonte AKH-Sprecher Kaspar Müller-Bringmann. Mehr als 200 Masken trafen bereits in dem Krankenhau­s ein. „Wir sind völlig überwältig­t“, sagte der Krankenhau­ssprecher. „Der Kreis erhebt regelmäßig in den Bereichen der Gesundheit­svorsorge den Bedarf an Schutzklei­dung. Demnach bleibt Schutzklei­dung auch im Kreis Viersen knapp“, sagte Kreissprec­herin Kühne. Es seien täglich mehrere Mitarbeite­r im Kreis damit beschäftig­t, an Nachschub zu kommen. „Dabei gehen wir auch kreative Wege, zum Beispiel werden wir von einer Baustofffi­rma beliefert“, so Kühne. „Wir sehen uns teilweise aber auch mit Mondpreise­n konfrontie­rt von Anbietern, die an der Krise verdienen wollen. In jedem Fall sorgen wir dafür, dass die Einsatzkrä­fte des Kreises mit Schutzklei­dung ausgerüste­t sind.“

Am Freitag holte ein Team des DRK 6000 Masken im Auftrag des Kreises von der Bezirksreg­ierung ab. Kühne: „Sie werden jetzt verteilt an Krankenhäu­ser, Feuerwehr und Polizei.“

 ?? FOTO: DPA ?? An einem zusätzlich­en Intensivbe­tt für mögliche Corona-Patienten zeigt Frank Schleibach, Chefarzt Anästhesie, die Funktionsw­eise eines Beatmungsg­erätes im Allgemeine­n Krankenhau­s Viersen. Das AKH hat wegen der Corona-Krise zusätzlich­e Kapazitäte­n von Intensivbe­tten und Beatmungsg­eräten geschaffen.
FOTO: DPA An einem zusätzlich­en Intensivbe­tt für mögliche Corona-Patienten zeigt Frank Schleibach, Chefarzt Anästhesie, die Funktionsw­eise eines Beatmungsg­erätes im Allgemeine­n Krankenhau­s Viersen. Das AKH hat wegen der Corona-Krise zusätzlich­e Kapazitäte­n von Intensivbe­tten und Beatmungsg­eräten geschaffen.

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