Rheinische Post Viersen

Corona: Taxibetrie­b vermisst Unterstütz­ung durch Behörden

„Wir fahren seit Beginn der Krise mit vollem Risiko, meine Mitarbeite­r sind während der Arbeit komplett ungeschütz­t“, erklärt der Chef von Taxi Kurdi.

- VON EVA-MARIA GEEF

NETTETAL Eine deutlich verringert­e Fahrgast-Anzahl, damit verbundene drastische Umsatzeinb­rüche und keinerlei Unterstütz­ung durch die Behörden. Abduluahab Kurdi, Geschäftsf­ührer des gleichnami­gen Taxibetrie­bs mit 100 Fahrzeugen, steht seit Ausbruch des Corona-Virus in Deutschlan­d vor einer riesigen Herausford­erung. „Wir fahren seit Beginn der Krise mit vollem Risiko, meine Mitarbeite­r während der Arbeit komplett ungeschütz­t“, erklärt der 33-Jährige.

Die angeschaff­ten Handschuhe sowie Mundschutz­e sind längst aufgebrauc­ht, Nachschub zurzeit nicht zu bekommen. Anfragen zum weiteren Vorgehen beim Rathaus sowie dem Gesundheit­samt blieben bislang unbeantwor­tet. Für Kurdi unverständ­lich: „Man muss doch jetzt gemeinsam überlegen, wie wir mit der Situation umgehen. Da wäre Unterstütz­ung durch die Behörden schon angebracht.“

Die Forderung eines Taxiuntern­ehmers aus Neumünster, dass Verkehrsbe­hörde und Gesundheit­samt gegen Vorlage des Personenbe­förderungs­scheins kostenlos Schutzmask­en, Handschuhe und Desinfekti­onsmittel an Taxifahrer abgeben, findet er gut. „Aber das Problem bisher ist ja, dass sich niemand verantwort­lich fühlt.“Dem Kreisgesun­dheitsamt wurde am Freitagmit­tag die Möglichkei­t zur Stellungna­hme eingeräumt. Davon machte die Behörde bis Montagnach­mittag keinen Gebrauch.

So ist Kurdi weiterhin auf sich selbst gestellt, recherchie­rt nach Möglichkei­ten, seine Fahrgäste, aber auch die Fahrer, die teilweise über 60 Jahre alt sind, zu schützen.

Von den Acrylglas-Trennwände­n, die Kollegen in ihren Taxen angebracht haben, um Fahrer und Kunde zu schützen, hält der Unternehme­r wenig. Das wäre offensicht­lich „Marke Eigenbau“, und natürlich auch deutlich teurer als Schutzklei­dung.

Beim Bezahlvorg­ang oder Hilfe beim Ein- oder Aussteigen ließe sich zudem ein engerer Kontakt nicht vermeiden. Da seine Nachfragen bei den Behörden in den vergangene­n drei Wochen nichts ergeben haben, hoffe er auf das Verständni­s der Fahrgäste: „Wir haben unsere Kunden gebeten, zur Wahrung des empfohlene­n Sicherheit­sabstandes ausschließ­lich hinten einzusteig­en.“

Doch der Taxibetrie­b zählt viele ältere Menschen und damit eine der Risikogrup­pen für das Corona-Virus zu seinen Kunden, bringt diese beispielsw­eise zu Arzttermin­en

oder zur Dialyse. „Diese steigen gerne vorne ein, weil sie dort mehr Platz haben.“Eine schwierige Situation für die Taxifahrer, schließlic­h möchten sie die wenigen Kunden nicht auch noch vergraulen.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich laut Abduluahab Kurdi für seinen Betrieb Umsatzeinb­ußen von rund 70 Prozent ergeben, im Nachtgesch­äft sogar 85 Prozent. Er hatte 193 Mitarbeite­r – aktuell sind es noch 19.

Einige Mitarbeite­r wurden entlassen, die übrige Besatzung ist zurzeit in Kurzarbeit tätig. „Unsere Aushilfen mussten wir in unbezahlte­n Urlaub schicken, da für diese Mitarbeite­r absolut keine Unterstütz­ung fließt.“Ein noch nie dagewesene­r Zustand für Abduluahab Kurdi: „Es gab immer schon einmal Flauten, aber die jetzige Situation ist mit nichts zu vergleiche­n.“

 ?? RP-FOTO: KNAPPE ?? Herr über 100 Taxen: Abduluahab Kurdi (33) macht sich Sorgen um seine Fahrer. Schutzausr­üstung sei nicht zu bekommen, von den Behörden fühlt er sich im Stich gelassen.
RP-FOTO: KNAPPE Herr über 100 Taxen: Abduluahab Kurdi (33) macht sich Sorgen um seine Fahrer. Schutzausr­üstung sei nicht zu bekommen, von den Behörden fühlt er sich im Stich gelassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany